Börsengang

Die wichtigsten Kotierungsanforderungen für Beteiligungsrechte von operativen Gesellschaften sind Folgende:

• Der Emittent besteht mindestens seit drei Jahren als Gesellschaft.
• Der Emittent erstellt seit mindestens drei Jahren vor Einreichung des Kotierungsgesuchs die Jahresabschlüsse nach den Rechnungslegungsstandards IFRS, US GAAP oder Swiss GAAP FER.
• Das konsolidiert ausgewiesene Eigenkapital des Emittenten beträgt mindestens CHF 2,5 Millionen (oder Äquivalent).
• Der Streubesitz («free float») beträgt mindestens 20 %.
• Die Streubesitz-Marktkapitalisierung beträgt mindestens CHF 25 Millionen (oder Äquivalent).
• Weitere und detaillierte Informationen über die Kotierungsanforderungen finden Sie im Kotierungsreglement.

Im Wesentlichen sind die Anforderungen gleich. Die Richtlinie für die Kotierung von ausländischen Gesellschaften legt jedoch einige spezifische Aspekte fest, die für ausländische Gesellschaften gelten, z.B. muss der Emittent den Nachweis erbringen, dass ihm die Kotierung in seinem Heimatland nicht verweigert wurde. Weiter möchten wir darauf hinweisen, dass die Revisoren, die Revisionsdienstleistungen für an einer Schweizer Börse kotierte Gesellschaften erbringen, einer besonderen Zulassung bedürfen und von der Eidgenössischen Revisionsaufsichtsbehörde beaufsichtigt werden. Dies ist gesetzlich festgelegt. Mit der Bestellung der Revisionsstelle muss der Emittent die in Art. 7 und 8 des Bundesgesetzes über die Zulassung und Beaufsichtigung der Revisorinnen und Revisoren (RAG) erfüllen (siehe auch Art. 13 des Kotierungsreglements). 

Zusätzlich zu den gesetzlichen und reglementarischen Bestimmungen verfügt SIX über eine Richtlinie, die die Emittenten verpflichtet, den Investoren bestimmte Schlüsselinformationen zur Corporate Governance in geeigneter Form zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus gibt der Swiss Code of Best Practice for Corporate Governance u.a. unverbindliche Empfehlungen ab und gilt als «Leitfaden», der den Unternehmen Empfehlungen zur Ausgestaltung ihrer Corporate Governance sowie weitere Informationen gibt, die über das gesetzlich vorgeschriebene Mass hinausgehen. Nicht zuletzt ist die Schweizerische Verordnung gegen übermässige Vergütungen für börsenkotierte Schweizer Aktiengesellschaften (oder «Say-on-Pay») ein wichtiges Instrument mit dem Ziel, die Aktionäre als Auftraggeber gegenüber der Geschäftsleitung zu stärken.

Ein Kotierungsgesuch (und alle anderen für die Kotierung relevanten Dokumente) müssen von einem Anerkannten Vertreter eingereicht werden. Für die Erstkotierung von Beteiligungsrechten muss der Anerkannte Vertreter über eine Ermächtigung als Bank oder Wertpapierfirma verfügen. Das Regulatory Board von SIX Exchange Regulation trifft den definitiven Zulassungsentscheid, wonach das Unternehmen an die Börse gehen kann. Dies geschieht in der Regel spätestens 20 Geschäftstage, nachdem das Kotierungsgesuch und alle relevanten Dokumente eingereicht wurden. Ein IPO-Projekt beginnt jedoch in der Regel viel früher als mit der Einreichung des Kotierungsgesuchs bei der Aufsichtsbehörde. Auch bei einem Fast-Track-IPO muss mindestens ein Zeitrahmen von 3-4 Monaten vom «Kick-off» bis zum «ersten Handelstag» in Betracht gezogen werden.

Die Anforderungen an den Kotierungsprospekt ergeben sich aus dem Kotierungsreglement und den von SIX Exchange Regulation erlassenen Schemata und Richtlinien. Ein Emissions- und Kotierungsprospekt enthält in der Regel die folgenden Abschnitte:

• Zusammenfassung (Angebot, Geschäftstätigkeiten, finanzielle Leistungsindikatoren)
• Risikofaktoren (Beschreibung der Risiken, die für den Emittenten und seinen Sektor sowie für die Aktien gelten)
• Angebot (Einzelheiten zum Angebot, zu den angebotenen Aktien, zur Kotierung und Abwicklung)
• Höhe und Verwendung des Emissionserlöses
• Dividenden und Dividendenpolitik
• Geschäftstätigkeit (Beschreibung des Geschäfts einschliesslich Strategie und Stärken)
• Informationen über den Emittenten (Angaben über die Gesellschaft und den Konzern, die Leitungsorgane der Gesellschaft, die Aktionäre und die Statuten)
• Angaben zur Kapitalstruktur und zu den Aktien (Kapital und Stimmrechte)
• Verantwortlichkeiten für den Prospekt
• Finanzabschlüsse und gegebenenfalls Kapitalisierung und MD&A (Lagebericht)

Im Rahmen des neuen Schweizer Prospektregimes, das per 1. Januar 2020 (mit einer anwendbaren Einführungsfrist) in Kraft getreten ist, hat im Falle eines IPOs der genehmigte Kotierungsprospekt mindestens sechs Geschäftstage vor Ablauf der Zeichnungsfrist veröffentlicht zu werden. Die Emittenten werden aufgefordert, einen zusammenfassenden Abschnitt und einen Abschnitt über zukunftsgerichtete Aussagen zu erstellen. Das neue Regime erkennt für Kotierungsprospekte offiziell die Einbeziehung durch Verweis auf Jahresabschlüsse, einschliesslich Zwischenabschlüsse usw. an. 

Alle Dokumente können in Englisch, Deutsch, Französisch oder Italienisch verfasst sein.

Ja. Für alle Kotierungsarten gelten dieselben Kotierungsvoraussetzungen und dasselbe Kotierungsverfahren. Unternehmen, die sich für den Weg einer direkten (oder technischen) Kotierung entscheiden, haben auch genau die gleichen laufenden Verpflichtungen zur Aufrechterhaltung der Kotierung. 

Die Gesamtkosten eines IPOs liegen im niedrigen einstelligen Prozentbereich im Verhältnis zur Transaktionsgrösse (im Durchschnitt etwa im Bereich von 2-5%). Die grössten Kostenelemente sind die Emissions-/Platzierungsgebühren, die von den Investmentbanken erhoben werden. Danach haben die Gebühren von Anwälten und Revisoren den grössten Einfluss. Was die Kotierungsgebühren von SIX betrifft, werden beispielsweise CHF 19'000 an Kotierungs- und Zulassungsgebühren für einen Börsengang mit einer Marktkapitalisierung von CHF 100 Millionen erhoben.

Um Transparenz und Gleichbehandlung zu gewährleisten, müssen bestimmte Informationen veröffentlicht und eingereicht werden. Diese Verpflichtungen umfassen:

• Verpflichtungen zur Finanzberichterstattung: Es bestehen Verpflichtungen in Bezug auf die Veröffentlichung von Jahres- und Halbjahresberichten (Quartalsberichte können - müssen aber nicht - veröffentlicht werden). Es besteht keine Verpflichtung, Zwischenabschlüsse prüfen oder revidieren zu lassen. Weitere Informationen finden Sie in der jeweiligen Richtlinie.
• Verpflichtungen zur regelmässigen Berichterstattung: Es bestehen Verpflichtungen zur regelmässigen Berichterstattung im Zusammenhang mit der Aufrechterhaltung einer Kotierung und der Art und Weise, wie diese Verpflichtungen zu erfüllen sind. Weitere Informationen finden Sie in der jeweiligen Richtlinie.
• Corporate Governance: Die Emittenten sind verpflichtet, den Investoren bestimmte Schlüsselinformationen zur Corporate Governance in geeigneter Form zur Verfügung zu stellen. Weitere Informationen finden Sie in der jeweiligen Richtlinie.
• Ad-hoc-Publizität: Die Emittenten sind verpflichtet, potenziell kursrelevante Tatsachen offenzulegen. Der Zweck der Ad-hoc-Publizität besteht darin, sicherzustellen, dass die Emittenten die Öffentlichkeit wahrheitsgetreu, klar und vollständig über wichtige Ereignisse informieren, die sich im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit ergeben. Weitere Informationen finden Sie in der jeweiligen Richtlinie.
• Offenlegung von wesentlichen Beteiligungen: Es besteht eine Pflicht zur Offenlegung von Beteiligungen, wenn Schwellenwerte von 3, 5, 10, 15, 20, 25, 33 1/3, 50 oder 66 2/3% über- oder unterschritten werden. Für weitere Informationen siehe Art. 120 Finanzmarktinfrastrukturgesetz (FinfraG).
• Offenlegung von Management-Transaktionen: Die Mitglieder des Verwaltungsrates und des Exekutivausschusses (oder ihnen nahestehende Personen) haben die Pflicht, Transaktionen zu melden. Weitere Informationen finden Sie in der jeweiligen Richtlinie.

SIX erhebt eine jährliche Pauschalgebühr von CHF 6'000 zuzüglich einer variablen Gebühr von CHF 10 pro Million der Marktkapitalisierung, jedoch nicht mehr als CHF 50'000.

Das schweizerische Übernahmerecht gilt für schweizerische und ausländische Unternehmen, deren Beteiligungsrechte an einer Schweizer Börse primärkotiert sind. Nicht in den Anwendungsbereich des schweizerischen Übernahmerechts fallen ausserbörslich gehandelte Wertpapiere (OTC), Schuldtitel wie Obligationen (sofern sie nicht mit Options- oder Wandelrechten kombiniert sind) oder eine Fusion durch den Austausch von Beteiligungsrechten. Das schweizerische Übernahmerecht sieht ausserdem vor, dass eine Person (oder eine Gruppe von gemeinsam handelnden Personen), die den Grenzwert von 33 ¹/₃ % der Stimmrechte einer Gesellschaft überschreitet, ein öffentliches Kaufangebot für alle Aktien dieser Gesellschaft unterbreiten muss. Der Bieter ist ferner verpflichtet, alle Aktionäre der Zielgesellschaft gleich zu behandeln. Weitere Informationen über den Anwendungsbereich des schweizerischen Übernahmerechts finden Sie in unserer Publikation Securing Fair and Transparent Protection Offered by the Swiss Takeover Rules Through Being Listed on SIX (Fairer und transparenter Schutz durch das schweizerische Übernahmerecht bei Kotierung an der SIX).