Zitat des Monats
«Monetisation is as much about having an ‘API mindset’ as it is putting in place the technology […] It’s about the discipline of using APIs. [It] requires groundwork.»
Joris Hensen, Gründer und Co-Lead des Deutsche Bank API Program an einer Diskussion auf dem MONEYLIVE Summit zum Thema «Making Money From APIs»
Open Banking aktuell
Embedded Lending: Ein neues Tor zum KMU-Segment?
Neben dem klassischen Finanzprodukt «Konto + Karte» hat sich im Bereich Embedded Finance bislang vor allem ein Angebot stark ausgebreitet: «Buy Now, Pay Later (BNPL)», worüber Banken und auch andere Kreditgeber Verbrauchern ihre Darlehensprogramme direkt im Online-Checkout oder auch am POS eines Händlers anbieten können. Gerade in den vergangenen Wochen hat aber ein weiterer Trend, der sich wie im weitesten Sinne auch das konsumorientierte BNPL im Bereich Embedded Lending verordnen lässt, zumindest medial einen erneuten Aufschwung erlebt. So gibt es immer mehr alternative Anbieter, also Nicht-Banken, die sich im Markt für KMU-Finanzierungen mit ihren Embedded-Lösungen zunehmend erfolgreich behaupten.
Banken keineswegs weg vom Fenster
Die Behauptung, dass der traditionelle Bankkredit an Bedeutung verliert und sich KMUs verstärkt auch alternativen Finanzierungsanbieter zuwenden, ist nicht neu. Es muss ausserdem auch erwähnt sein, dass viele Alternativanbieter bereits wieder am Wegsterben sind, entweder weil sie Konkurs gehen oder aufgekauft werden. Kürzliches Beispiel eines Konsolidierungstrends ist die Schweizer web-basierte KMU-Kreditplattform Teylor mit Sitz in Zürich, die sich das deutsche Pendant Creditshelf einverleibt hat.
Zugegebenermassen, der Markt für KMU-Kredite ist zu komplex für pauschale Aussagen und noch immer bevorzugen viele Unternehmen ein jahrelanges Vertrauensverhältnis mit ihrer Bank inklusive einer persönlichen Beratung gegenüber einem unkomplizierten Antragsprozess moderner Fintech-Plattform mit massgeschneiderten Kreditangeboten und (oft) besseren Konditionen – insbesondere in unsicheren Krisenzeiten durch Covid und Inflation.
Ein neuer Anbietertyp bringt frischen Wind in den Markt
Der Markt wird aber aktuell deshalb zusätzlich umkämpfter, weil sich mit Embedded-Lending-Lösungen eine neue Art von Anbieter aufdrängt. Diese Fintechs ermöglichen es kommerziellen Plattformen und Marktplätzen mit simplen Integrationslösungen, ihrer KMU-Kundschaft (z. B. Händlern) komplett digitalisierte Unternehmensfinanzierungen anzubieten. Und damit sind sie gemäss den News der vergangenen Wochen scheinbar erfolgreich. Ein Auszug: Das junge Berliner Start-up Finmid realisierte gerade in einer Serie-A-Finanzierungsrunde einen Zustupf von rund 23 Millionen Euro, um ihr Embedded-Lending-Angebot weiter auszubauen. Das britische Fintech Iwoca, zu dessen Kunden unter anderem eBay gehört, hat seit seiner Lancierung gemäss eigenen Angaben bereits 130'000 Betriebskredite mit einem Gesamtwert von 3 Milliarden britischen Pfund vermittelt, 200 Millionen britische Pfund allein im letzten Quartal. Aufmerksamkeit erzielte Iwoca kürzlich auch mit einer neu zugesprochenen Kreditlinie von 270 Millionen britischen Pfund durch Citibank, Barclays, Insight Investment und Värde Partners, mit der das Fintech seine Präsenz im heimischen sowie in internationalen Märkten verstärken will. Auch das deutsche Fintech Banxware verkündete im Mai ein Update zu ihrem neuen Deal mit der Unicredit-Tochter Hypovereinsbank. Letztere integriert die Finanzierungslösung von Banxware in ihr Angebot für Firmenkunden, wodurch diese über die entsprechende Plattform ab sofort komplett digitalisiert Sofortfinanzierungen beantragen können. Durch die strategische Zusammenarbeit wolle die Bank das Kreditangebot und die Bankprodukte der beiden Partner leichter zugänglich machen und ihr Geschäftsmodell im In- und Ausland ausweiten. Im vergangenen Jahr erst übernahm Citibank eine Minderheitsbeteiligung an Banxware.
Embedded Lending – Konkurrenz oder Kooperation?
Die neuen Alternativanbieter bestechen nicht nur durch einen hohen Grad an Digitalisierung und Benutzerfreundlichkeit bei ihren Lösungen, sie verfügen ebenso über ein stark differenziertes Geschäftsmodell. Dabei sind nicht nur eigene, stark datenbasierte Risikomodelle mit genaueren Ausfallprognosen und potenziell breiteren Zielgruppen ein Wettbewerbsvorteil. Die Fintechs verfügen auch über einen vielfältigen Ansatz zur Finanzierung ihrer Kredite. Dazu gehören neben klassischen Eigenkapital- und Fremdkapitalfinanzierungen oder der Bündelung von Krediten in eigenen Finanzinstrumenten, die sie an Investoren verkaufen, insbesondere auch ein starker Kooperationsansatz mit anderen Kreditgebern, um (gemeinsame) Kreditangebote über ihre jeweiligen Plattformen zu vertreiben. Dieser Ansatz ermöglicht umgekehrt auch traditionellen Kreditgebern wie Banken, ihre Kreditangebote auf neue Vertriebskanäle und Zielgruppen, wie die im vorigen Abschnitt erwähnten kommerziellen Plattformen und Marktplätze, auszuweiten. Solche Kooperationen beinhalten ausserdem die Chance, dass Banken die Technologie der Fintechs wie am Beispiel der Hypovereinsbank «as-a-Service» integrieren, womit sie ihren eigenen Kreditvergabeprozess entscheidend digitalisieren.
Um von dieser Chance zu profitieren, müssen aber auch Banken ihr Geschäftsmodell weiterentwickeln und sich als kollaborative Plattformen verstehen. Dafür winkt ein neuer und effizienter Zugang zu einem noch immer stark unterversorgten Bereich mit erheblichem Wachstumspotenzial – die breite Finanzierung des Rückgrats unserer Wirtschaft.
Weiter in den News
Visa will die Karte neu erfinden und stellte am Payments Forum in San Francisco eine innovative Produktpalette vor, die den Kartenanbieter (potenziell) zum One-Stop-Shop für Zahlungen & Co. macht. Wichtiger Bestandteil: Pay by bank, also A2A-Zahlungen via Open Banking. Über ihre API-Plattform Tink expandiert Visa das Angebot denn auch gleich in den US-Markt. Artikel (EN)
The State of Banking-as-a-Service in the UK & Europe: Ein neuer Report von WhiteSight und Toqio zeigt die aktuelle BaaS-Landschaft in Europa und Grossbritannien. Mit auf die Karte geschafft hat es auch die Hypi Lenzburg. Werden wir in Zukunft hoffentlich noch weitere Schweizer Banken darauf wiedererkennen? Report (EN)
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Use Case des Monats
Incredible – Alle Kreditkarten in einer App, und mehr
Konsumkredite und Kreditkarten sind immer ein heikles Thema. Viele kaufen sich damit Dinge, die sie sich eigentlich gar nicht richtig leisten können. Und dennoch sind Kreditkarten nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Deshalb greift das britische Fintech Incredible Konsumentinnen und Konsumenten unter die Arme. Über ihre App lassen sich sämtliche Kreditkarten-Verpflichtungen zentral verfolgen und anhand von verschiedenen Rückzahlungsstrategien optimieren. Dafür erstellt man ein Konto, verbindet seine Kreditkarten mit der App und richtet die Zahlung ein. Den Rest macht Incredible.
Dafür bezieht das Fintech via den APIs von TrueLayer die nötigen Finanzdaten des Nutzers bzw. der Nutzerin, um aus den Verpflichtungen mehrerer Kreditkarten einen Überblick über sämtliche Salden, verfügbare Kredite und Zinssätze bereitzustellen und eine ideale monatliche Rückzahlungsrate zu berechnen. Über sogenannte variable wiederkehrende Zahlungen (VRP) – quasi eine schnellere, auf Open Banking basierende Variante von Lastschriftverfahren – führt die App die Zahlungen automatisch aus und gibt darüber hinaus das laufende Sparpotenzial an. Wird es einmal knapp mit der Kasse, bietet die App in Kooperation mit entsprechenden Partnern auch Kredite an.
Die App richtet sich gemäss dem Fintech vor allem an Millennials mit schlechtem Zeit- bzw. Finanzmanagement. Incredible will ihren Ansatz aber auch auf weitere Kredite wie klassische Darlehen oder Autokredite erweitern und neue Kundengruppen ansprechen. Wir finden die App deshalb interessant, weil sie ein perfektes Beispiel dafür ist, wie sich auf Basis von Open Banking relativ simpel neue Angebote entwickeln und an den Markt bringen lassen. Incredible selbst bringt das auf ihrer erfrischend einfachen und übersichtlichen Website auf den Punkt: Open banking gives you the ability to connect your financial accounts to services like ours. Ein solches Angebot dürfte sich spätestens mit der Lancierung der Card API (aktuell in Entwicklung bei Swiss Fintech Innovations) auch in der Schweiz standardisiert und effizient umsetzen lassen.
«bLink» Dich ein
Coresection und Fortunnity live auf bLink
Wir dürfen herzlich zwei neue Fintechs auf unserer Plattform begrüssen, die sich an die standardisierten Schnittstellen im Bereich Accounts & Payments angeschlossen haben.
Fortunnity ist eine «Personal Finance Management»-App mit einer klaren Mission: In ihrer App sollen Nutzerinnen und Nutzer zukünftig einen vereinfachten und gesamtheitlichen Überblick über ihre Finanzen erhalten (Bankkonten, Investments, Spareinlagen), Zahlungen erledigen können. Gleichzeitig werden sie aktiv dabei unterstützt, ihre ganz persönlichen Finanzziele zu erreichen. Mehr über Fortunnity unter https://fortunnity.ch/
Coresection hat mit «CustomerCore» eine effiziente und einfache All-In-One-Lösung für KMU gebaut, die eine komplett digitale und automatisierte Administration für die Kundenverwaltung, das Rechnungswesen, die Buchhaltung und weitere Module ermöglicht. Mehr über CustomerCore unter: https://customercore.ch/
Wir freuen uns auf die gemeinsame Reise mit unseren neusten Plattformteilnehmern!
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euer bLink Team
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