Zitat des Monats

«[Das EFD] wird beobachten, ob die Multibanking-Initiative wirksam umgesetzt wird, ob die Schnittstellen zu Nicht-Banken-Drittanbietern wie FinTechs geöffnet werden und wie sich der Versicherungssektor für Open Finance engagiert.»

Ausschnitt aus der neusten Medienmitteilung des Bundesrats zur Umsetzung von Open Finance in der Schweiz

 

Open Banking aktuell


Globale Trends im Open Finance auf einen Blick

Anfang Juni reiste eine OpenWealth-Delegation bestehend aus Vertretern von Synpulse, der Zürcher Kantonalbank und bLink an die Money2020 nach Amsterdam. Die Themen Open Banking und Open Finance haben an der weltweit bekannten Konferenz inzwischen einen beachtlichen Stellenwert, mit internationalen Vorträgen und Diskussionsrunden, die einen aktuellen Überblick über relevante laufende Entwicklungen gaben. Wir haben aus der bLink-Perspektive unsere wichtigsten Erkenntnisse von diesem Tag in drei Punkten zusammengefasst:

Die OpenWealth-Delegation zu Besuch auf der Money2020 in Amsterdam, v.r.n.l.: Simon Alioth (Synpulse8), Andrea Luca Aerni (SwissBanking, nicht Teil der Delegation), Mike Hofmann (bLink) und Roger Wisler (Zürcher Kantonalbank)


Globale Regulierung und Marktadoption: In kleinen Schritten vorwärts

Obwohl Open Banking sich stark verbreitet, zeigen sich international noch immer unterschiedliche Regulierungsansätze, die erhebliche Auswirkungen auf die Geschwindigkeit bei der Einführung von Open Banking haben. Das betrifft insbesondere Finanzinstitute, die sich strategisch an neue Regelungen anpassen und neue, verbraucherzentrierte Modelle fördern müssen, während sie gleichzeitig Compliance, Sicherheit und Datenschutz zu gewährleisten haben. Ausserdem stellen Interoperabilitätsprobleme, regionale Unterschiede in den Vorschriften und ein neuartiger Strategie- und Technologiebedarf noch immer zentrale Herausforderungen bei der Erschliessung eines internationalen Ökosystem-Potenzials dar. Gerade benötigt es ein enges Zusammenspiel zwischen Regulator und Branchenführern, um Open Banking realitäts- und bedürfnisgerecht umzusetzen.

Positive Beobachtung: Bei bisherigen Open-Banking-Vorhaben zeigt sich, dass Banken und Fintechs umso besser für den Erfolg gerüstet sind, je mehr technische Infrastruktur auf der Ebene des gesamten Marktes verfügbar ist. In Ländern, in denen die Aufsichtsbehörde festlegt, "Was" der Markt zu tun hat, diesem aber das "Wie" überlässt, übernehmen Bankenverbände und bestehende Infrastrukturanbieter die Rolle als Ökosystemtreiber. Dieser proaktive Ansatz ist weit entfernt von der initialen Wahrnehmung von Open Banking als Strafe. Exponenten, die inzwischen von Open Banking profitieren, haben über die Einhaltung von Open-Banking-Vorschriften hinaus eine starke API-Infrastruktur aufgebaut, die neue Kooperationspartner anzieht und zusätzliche Vertriebskanäle schafft. Dies auch, weil neue Anreize entstehen und auch das Kosten-Nutzen-Verhältnis immer klarer einschätzbar ist.

In diesem Kontext hier auch die aktuellen Regulierungsupdates vom letzten Monat:

  • Schweiz: Der Bundesrat erachtet den Fortschritt im Schweizer Open Finance aktuell als ausreichend und verzichtet weiterhin auf regulatorische Vorgaben, fordert aber eine wirksame Umsetzung der laufenden Multibanking-Initiative.
  • USA: Das Consumer Financial Protection Bureau (CFPB) hat Anfang Juni eine Vorschrift verabschiedet, in der definiert ist, welche Voraussetzungen ein offizielles Standardisierungsgremium im Kontext von Open Finance erfüllen muss. Diese Gremien können Standards herausgeben, die Unternehmen bei der Einhaltung der bevorstehenden CFPB-Vorschrift über persönliche Finanzdatenrechte unterstützen.
  • EU: Die FIDA-Verordnung (original: Framework for Financial Data Access) steckt aktuell im EU-Parlament. Unsere Kollegen von der deutschen Sparkassen-Plattform wallis haben kürzlich noch einmal klar auf den Punkt gebracht, was die FIDA für Finanzdienstleister eigentlich genau bedeutet.

«Pay by Bank»: Eine kostengünstige Alternative zu Karten & Co

2024 soll das Jahr von Open-Banking-basierten Pay by Bank (PBB) werden, da grosse US-Händler zunehmend damit beginnen, PBB als kostengünstige Alternative zu traditionellen Kartenzahlungen anzubieten. Unterstützt wird dieser Trend durch Open-Banking-Vorschriften im Rahmen des Dodd-Frank Act, die eine nahtlose Konnektivität zu und damit auch zwischen Zahlungskonten- und -daten vorschreibt. Händler profitieren unter anderem von tieferen Transaktionsgebühren, während Banken eine Wettbewerbsalternative gegenüber neuen Zahlungslösungen wie digitalen Geldbörsen erhalten. PBB ist aktuell aber auch mit zentralen Herausforderungen konfrontiert, wie der Notwendigkeit solider Sicherheitsmassnahmen gegenüber Betrug und Geldwäsche. Viel wesentlicher ist aber ein anderes Problem: Kundinnen und Kunden wissen über das Angebot und die Zahlungsanbieter zu wenig Bescheid. Unter anderem auch, weil es an einer transparenten und standardisierten Benutzererfahrung fehlt. Damit mangelt es auch an Vertrauen in die Lösung. Was das zur Folge hat, zeigte kürzlich ein ähnlicher Fall der Deutschen Bahn in der EU. Um diese Herausforderungen zu meistern, will man sich ausgerechnet an den Erkenntnissen aus etablierten Kartenzahlungssystemen orientieren. Eine erfolgreiche Umsetzung dürfte dann eine ähnliche Adoptionsrate zeigen wie kontaktloses Zahlen.

Auch in Europa berichten britische Händler, dass Kundinnen und Kunden inzwischen rund 18 % ihrer Zahlungen über PBB (im britischen Kontext: Payment Initiation Service, PIS) tätigen. Dieser Anteil dürfte mit dem neu aufkommenden Konzept von sogenannten Variable Recurring Payments (VRP) – eine Art eBill via Open Banking – noch stärker ansteigen. Es wird erwartet, dass alle führenden Banken in der UK im Jahr 2025 kommerzielle VRP anbieten. Um die Skalierbarkeit sicherzustellen, müssen VRP genau wie bei Karten-Schemes von den Banken zu möglichst ähnlichen Bedingungen und mit einer einheitlichen kommerziellen Struktur angeboten werden.

Vorsorge und Open Finance: Eine Pionierleistung als Vorbild

Open Banking und Open Finance sind in allererster Linie ein Weg zu echter Kundenzentriertheit. Diesem Leitmotiv folgt auch die Vorsorgebranche, die API-Technologie proaktiv (oftmals eine Mischung aus regulatorischer Anleitung und Brancheninitiative) übernommen hat, um Bindungs- und Engagement-Probleme gegenüber ihrer Kundschaft zu lösen. Dabei geht es darum, die Bedürfnisse von Anlegern und Sparern datenbasiert besser zu verstehen und darauf aufbauend mit personalisierten und massgeschneiderten Finanzprodukten zu bedienen. Gleichzeitig kommen sie damit den zunehmenden regulatorischen Anforderungen im Bereich Daten- und Verbraucherschutz entgegen, die von Anbietern branchenübergreifend eine tatsächliche Orientierung an Kundeninteressen fordern. Dieser Ansatz hat einen Maßstab für andere Dienstleistungssektoren gesetzt und zeigt einen deutlichen Wandel hin zu einer verbesserten Kundeninteraktion und -bindung. Dabei orientieren sich immer mehr Anbieter an einer strategischen Ausrichtung auf «Financial Wellness», also die finanzielle Gesundheit ihrer Kundinnen und Kunden, die einen loyalen Kundenstamm und damit einen langfristigen Geschäftserfolg sicherstellen soll.

Mehr über die internationalen und schweizerischen Entwicklungen im Bereich Open Pension findet sich in unserem letzten November-Newsletter sowie im April-Newsletter.

Weiter in den News

Der Bundesrat erachtet den Fortschritt im Schweizer Open Finance aktuell als ausreichend und verzichtet weiterhin auf regulatorische Vorgaben, fordert aber eine wirksame Umsetzung der laufenden Multibanking-Initiative. Dabei müssen Banken den Zugang zu Privatkundendaten nicht nur unter sich, sondern auch gegenüber Drittanbietern wie Fintechs gewähren. Medienmitteilung (DE)

Erfolg für OpenWealth! In Zusammenarbeit mit Avaloq und Synpulse8 adaptiert ab sofort auch LGT den API-Standard für ihr Depotbankengeschäft. Damit will sie Kundenbeziehungen und Kooperationen mit Dritten stärken und sich als zukunftsorientierte Partnerbank positionieren. Medienartikel (DE/EN)

Ein weiterer Meilenstein: Auch Kaspar& geht mit Avaloq neue Wege. Letztere ist neue Lead-Investorin des Fintechs und beteiligt sich an einer Seed-Finanzierung von über 2.5 Millionen Franken. Darüber hinaus integriert Avaloq die Investment-App von Kaspar& in seine Bankingsoftware. Medienartikel (DE)

Newsletter noch nicht abonniert?

Use Case des Monats


Wachsender Trend: Superschnelle Kontoverifizierungs-Services

Die britische API-Plattform Moneyhub lanciert einen neuen Account Verification Service und reiht sich damit in eine lange Reihe von internationalen Anbietern wie Plaid, Akoya oder Tink ein. Banken, die den Service nutzen, profitieren von einem höheren Effizienz-, Sicherheits- und Genauigkeitspotenzial bei den folgenden Use Cases:

  • Onlinetransaktionen: Verifizierung des Zahlungsempfängers, indem Zahlungsdaten und Kontonamen auf registrierte Bankkontoinformationen geprüft werden.
  • Digitale Kontoeröffnung bei der Bank: Prüfung der Gültigkeit und Richtigkeit von Nutzeridentitäten, indem die vom Nutzer bei der Registrierung bzw. der Kontoerstellung gemachten Angaben durch Bankdaten bestätigt werden.
  • Kontoeröffnungen und Abo-Dienste bei Dritten: Banken können den Dienst auch Dritten anbieten bzw. in deren Kontoeröffnungs- bzw. Registrierungsprozess einbetten. Das gilt beim Aufsetzen von Lastschriftverfahren.
  • Kreditanträge: Gleiches Prinzip, wobei durch die Kombination mit Datenmodellen gleichzeitig die Zahlungsfähigkeit von Kunden ermittelt werden kann.

Grundsätzlich ist der Service immer dort sinnvoll, wo Kundenidentitäten bestätigt werden müssen. Kundinnen und Kunden profitieren von attraktiven, automatisierten Nutzererfahrungen, während gleichzeitig menschliche Fehler und mögliche Betrugsversuche durch die Falschangabe von Kontodaten reduziert werden. Gemäss Mark Munson kosteten Betrugsversuche das Vereinigte Königreich 2023 rund 2,3 Milliarden britische Pfund. Der Verifizierungsservice, der über die Open-Banking-Schnittstelle Account Information Services (AIS) und eine damit verbundene Strong Customer Authentication (SCA) läuft, biete deshalb eine einfach umsetzbare Lösung für moderne Probleme. Das verstärkt nicht nur das Vertrauen gegenüber der Kundschaft und Partnern, sondern auch in das Prinzip Open Banking selbst. Mit dem Trend, dass sich immer mehr Schweizer Banken an die standardisierte AIS-Schnittstelle in der Schweiz anschliessen, könnte sich vielleicht auch bald die Schweiz diesem wachsenden Trend anschliessen.

Du möchtest den Newsletter verbessern oder etwas beisteuern? Wir werden «Open Banking Monthly» mit deinem Input optimieren und dir den Mehrwert bieten, den du brauchst. Schreib uns deine Ideen an blink@six-group.com.

Mit besten Grüssen,
euer bLink Team