Zitat des Monats
«In Verbindung mit dem […] Trend zur Straffung der Anzahl Depotbanken bedeutet es, dass bei der Überprüfung ihrer Depotbank-Beziehungen die EAMs ineffiziente Banken durch solche ersetzen, die effiziente Schnittstellen als Standardleistung bereitstellen.»
Schlussfolgerung von Dr. Tatiana Agnesens im IFZ-Blogbeitrag zur «Zusammenarbeit zwischen unabhängigen Vermögensverwaltern und Depotbanken»
Open Banking aktuell
Depotbanken im Fokus: OpenWealth als Schlüssel zu einer erfolgreichen EAM-Strategie?
In einem lesenswerten Beitrag von Mitte Februar auf dem Blog von Prof. Dr. Andreas Dietrich, Institutsleiter des IFZ an der Hochschule Luzern, beleuchtet Dr. Tatiana Agnesens die aktuelle Zusammenarbeit von External Asset Managers (EAM) mit Depotbanken auf Basis einer gemeinsamen Studie mit EAM Technology. Im Zentrum stehen dabei neben der Anzahl Bankbeziehungen pro EAM vor allem auch die wichtigsten Kriterien, nach denen die externen Vermögensverwalter Depotbanken als (langfristige) Partner auswählen:
Abbildung aus dem IFZ-Blog: Nach welchen Kriterien wählt Ihr Unternehmen die Depotbanken aus?
Nach einer attraktiven Gebührenstruktur und dem Ruf der Depotbank sind hochwertige technische Schnittstellen die dritte Top-Priorität für EAMs (siehe Abbildung). Während die ersten beiden Kriterien je nach Grösse der EAMs unterschiedlich gewichtet sind (kleinere EAMs achten z. B. besonders auf die Gebühren, dafür weniger auf die Reputation), ist die Qualität der Schnittstellen, die tägliche Transaktionen, Positionen und Dokumente übermitteln, EAM-übergreifend gleich relevant. Dieses Resultat erklärt die Studie so:
«Die Gewährleistung einer hohen Datenqualität und der automatische Austausch von Daten zwischen Depotbanken und dem Portfolio Management System (PMS) der EAMs sind von entscheidender Bedeutung, sowohl für die operationelle Effizienz und Skalierbarkeit des EAM-Geschäftsmodells als auch für das digitale Kundenerlebnis.»
– Auszug aus dem Blogbeitrag des IFZ
Noch interessanter wird dieses Resultat in der Kombination mit einem anderen Trend, der sich in der Studie zeigt. Denn tendenziell reduzieren EAMs – auch hier wieder je nach Grösse unterschiedlich – die Anzahl ihrer Bankbeziehungen oder halten diese maximal auf gleichem Niveau. Das hat gemäss der Autorin zur Folge, dass «bei der Überprüfung ihrer Depotbank-Beziehungen die EAMs ineffiziente Banken durch solche ersetzen, die effiziente Schnittstellen als Standardleistung bereitstellen.» Diese Aussage wirft die Frage auf, was effiziente Schnittstellen ausmacht und welche Lösungen es hierfür gibt.
Die mögliche Rolle und Relevanz der OpenWealth APIs
Natürlich muss in diesem Kontext OpenWealth als Stichwort fallen. Die standardisierten APIs des gleichnamigen Vereins geniessen nicht nur grosse Aufmerksamkeit im Markt, sondern verfügen auch bereits über eine grosse Anhängerschaft. Dies einerseits in Form von Vereinsmitgliedschaften, andererseits nimmt auch die Adaption der Schnittstellen im Markt langsam Fahrt auf.
Abbildung OpenWealth: Überblick über die OpenWealth APIs
Gerade in einer breiten Umsetzung würde der hohe Standardisierungs- und Skalierungsgrad von OpenWealth Abhilfe bei der in der Studie erwähnten «Ineffizienz» schaffen. Denn je mehr Depotbanken die Schnittstellen anbieten, desto mehr Effizienz ergibt sich für alle Teilnehmenden – sowohl für die EAMs als auch die Depotbanken selbst. Vor diesem Hintergrund könnte das Angebot bzw. Nicht-Angebot von OpenWealth APIs zu einem entscheidenden Faktor bei der Auswahl von Depotbanken durch EAMs werden (und natürlich auch durch andere WealthTechs). Die Zürcher Kantonalbank und die St.Galler Kantonalbank, die die Schnittstellen bereits über die bLink-Plattform anbieten, unterstützen diese These auf unsere Nachfrage:
«Fast die Hälfte unserer EAMs mit einem Portfolio Management System profitiert bereits von den Vorteilen der OpenWealth APIs. Das Effizienz-Potential ist für alle involvierten Parteien (EAMs, PM-Anbieter, Depotbank) immens. Aus Sicht der Zürcher Kantonalbank hat sich insbesondere der Aufwand für die Einrichtung der Schnittstelle pro EAM auf praktisch "Null" reduziert. Von der Order Placement API, mit der EAMs ihre Börsenaufträge direkt in ihrem Portfolio Management System eingeben können, erwarten wir eine spürbare Erhöhung der STP-Trades und dadurch weitere Effizienzgewinne. Damit das Effizienz-Potenzial für alle Beteiligten voll ausgeschöpft werden kann, wünschen wir uns, dass die Community, die standardisierte Schnittstellen nutzt, weiterwächst.»
– Sonja Schürch, Business Technology Solutions Expert bei der Zürcher Kantonalbank
«Mit den OpenWealth APIs für die Anwendungsfälle Order Placement, Customer Management und Custody Services ermöglicht die SGKB ihren eVVs eine umfassende Schnittstellenanbindung. Sowohl für die eVVs als auch für die SGKB als Depotbank wird mit den OpenWealth APIs ein substanzieller Mehrwert geschaffen werden. Daher sind die innovativen OpenWealth Schnittstellen eines der zentralen Fachgebiete, welches heute in den Kundengesprächen thematisiert wird. Gleichzeitig bestätigen uns die ausnahmslos positiven Feedbacks der eVVs zu den OpenWealth Schnittstellen in unseren Bestrebungen, weshalb wir auch zukünftig den Ausbau der Schnittstellen vorantreiben werden.»
– Andreas Brändle, Leiter Externe Vermögensverwalter bei der St.Galler Kantonalbank
Finanzmanagement 2.0: Open Finance und AI ebnen den Weg zum automatisierten Banking
Eine grosse Mehrheit der AmerikanerInnen fühlen sich gemäss einer Studie der Fintech-Plattform Plaid von ihren Finanzen gestresst (ganze 89 %, verschiedene weitere Studien zeigen ähnliche Resultate). Über die Hälfte davon (56 %, bei der Gen Z sind es 65 % und bei den Millennials sogar 71 %) stützt sich deshalb auf Finanzmanagement-Tools, um ihre Finanzen besser durch die aktuelle Wirtschaftslage zu navigieren. Die Tools helfen ihnen beispielsweise dabei, ihre Ausgaben zu überblicken oder Fortschritte bei ihren individuellen Finanzzielen besser nachzuvollziehen. Ein ähnliches Bild zeichnet eine Studie von Tink für Grossbritannien im Rahmen der dortigen «Cost of Living Crisis». Etwas mehr als ein Viertel der Befragten gibt zwar an, dass ihre Bank sie entsprechend mit massgeschneiderten Angeboten bei ihren finanziellen Problemen unterstützt, 37 % wünschen sich allerdings noch mehr Möglichkeiten bei der Verwaltung ihrer Finanzen. Positiver Effekt: Britische Banken investieren Fähigkeiten und Ressourcen für ein datengesteuertes Finanzmanagement. Die Hälfte von ihnen gibt an, dass solche Angebote auch bereits monetäre Vorteile bringen und wiederum 50 % sagen, dass sie damit die Kundenerfahrung klar verbessert haben.
Daneben gibt es eine Vielzahl von Fintechs, die sich Dank verbessertem Zugriff auf Finanzdaten (Open Finance) auf ein modernes Finanzmanagement spezialisiert haben. Ein Artikel auf dem Blog a16z von Andreessen Horowitz verweist jedoch auf die Problematik, dass aktuelle persönliche (PFM) und geschäftliche (BFM) Finanzmanagement-Tools lediglich darauf fokussieren, ihrer Kundschaft Erkenntnisse über ihr Geld und darauf aufbauend neue Produkte oder Verhaltensweisen zu vermitteln. Auf Kundenseite erfordert das wiederum Zeit, Aufwand und Disziplin in der Umsetzung. Was aber, wenn Kundinnen und Kunden wollen, dass jemand ihre Finanzen ganzheitlich von A bis Z regelt?
Die BlogautorInnen nennen das Prinzip «Self-driving Money» bzw. «Money on Autopilot». Man stelle sich eine Plattform oder eine App vor, die Daten nicht nur einliest und aggregiert, um daraus Analysen und angereicherte Informationen zu generieren, sondern auch Zahlungen oder Investments auslösen kann (Revolut hat gerade kürzlich einen neuen Robo-Advisor für ihre Europäische Kundschaft vorgestellt, der genau diese Richtung einschlägt). Denn heutige AI-Technologie, die bekannterweise in der Lage ist, Text und Bild sowohl zu verarbeiten als auch herauszugeben, ermöglicht neue Formen von «Robot Process Automation (RPA)», die es wiederum Finanzmanagement-Tools erlauben, automatisiert im Namen ihrer NutzerInnen zu arbeiten. Während AI das Automatisierungs-Potenzial sowohl in Bezug auf den Input (was das Produkt analysieren kann) als auch den Output (was das Produkt für den Nutzer macht) erweitert, liefert auch Open Finance einen wichtigen Beitrag, indem es die Schnittstellen zu den benötigten Datenquellen etabliert und damit übergreifende AI-basierte Dienste überhaupt erst effizient möglich macht. Die Schweiz legt mit der aktuellen Multibanking-Initiative bereits eine wichtige Grundlage hierfür.
Entsprechend erwarten die AutorInnen das Aufkommen neuer Produkte mit «Autopilot»-Funktion, die das Kundenvermögen optimiert oder Geld zwischen verschiedenen Apps bzw. Konten Zwecks eines abgestimmten Finanzhaushalts hin- und herschiebt. Dazu gehören Bereiche wie Zahlungen und Sparen, Investments, Vorsorgeplanung, Schuldenverwaltung oder die Steuereinreichung, wobei die VerbraucherInnen ihre bestehenden Kontoanbieter nicht wechseln müssen und weiterhin separate Apps für die einzelnen Finanzbereiche nutzen können – wiederum ein zentrales Werteversprechen von Open Finance. Auch von Kundenseite besteht gemäss der eingangs erwähnten Plaid-Studie Bedarf: Zwei von Drei AmerikanerInnen wünschen sich den Einsatz von AI bei ihren Finanzen, auch wenn erwähnt werden muss, dass viele einer künstlichen Intelligenz (noch) keine volle Autonomität zumuten. Dennoch, «AI's potential to revolutionize financial services through personalization and automation has captured the imagination of Americans», zitiert die Studie. Ob das auf der Anbieterseite gleich aussieht, wird sich zeigen.
Weiter in den News
«Wir können die halbe Schweiz mit Banking-Produkten ausstatten», sagte HBL-Solutions-Chefin Manuela Spillmann kürzlich in einem Blogbeitrag der Hypi Lenzburg. Eine klare Ansage. Neuer Beweis ist Cembra, die via Softwaremodul der Finstar-Plattform das Onboarding für ihre Sparprodukte digitalisiert. Artikel (DE)
«Embedded» geht auch umgekehrt: Die Finanz-App Revolut integriert über den Telekommunikationsanbieter 1GLOBAL neu ein eSIM-Angebot in ihre App und ermöglicht ihrer Kundschaft damit ein unkompliziertes und günstiges Daten-Roaming im Ausland. Artikel (DE)
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Use Case des Monats
Joybiiz: Wie Open Banking Essensgutscheine in Luxemburg revolutioniert
Bisher mussten luxemburgische Arbeitnehmende ihre Essensgutscheine über eine dezidierte Bankkarte einlösen, mit hohen Gebühren für Arbeitgeber und Händlergeschäfte. Mit «Joybiiz» von Edonys können Arbeitgeber ihren Mitarbeitenden ab sofort eine Cashback-App anbieten, die ihnen ihr Essensguthaben dank Open-Banking-Technologie automatisch rückvergütet – unabhängig von der Zahlungsmethode, die sie wählen. Wie funktioniert das?
Über ein zentrales Dashboard weisen Arbeitgeber ihren Mitarbeitenden ganz einfach die gewünschten Gutschein-Budgets zu. Die App lädt die Mitarbeitenden anschliessend dazu ein, ein Joybiiz-Konto zu eröffnen und dieses via Consent Flow mit ihren Zahlungskonten zu verbinden. Bezahlen sie anschliessend in einem Geschäft (möglich sind alle üblichen Zahlungsmittel), das Essensgutscheine entgegennehmen darf, erhalten sie den Betrag automatisch rückerstattet. Möglich macht das eine Partnerschaft mit der Open-Banking-Plattform LUXHUB, die nicht nur die Schnittstelle von der App zu den Bankkonten zur Verfügung stellt, sondern ergänzend ein Kategorisierungsmodell entwickelt hat, das für die Rückerstattung relevante Transaktionen identifiziert und anschliessend den Cashback von der Joybiiz-App auf das entsprechende Bankkonto auslöst. Zur Verfügung steht das Angebot aktuell für Bankverbindungen in Luxemburg, Frankreich, Belgien, Deutschland und bald auch Portugal.
Neben einer attraktiven User Experience für Mitarbeitende soll das Angebot vor allem Gebühren für Arbeitgeber und Händler reduzieren. Während aktuelle Anbieter den Arbeitgebern für ihre Kartenlösungen bis zu 5 % aufschlagen, reduziert Joybiiz diese auf 2 %. Für die Händler erlässt die App sogar sämtliche Gebühren, um eine möglichst breite Marktabdeckung zu erreichen. Dieses Preismodell macht nicht zuletzt auch das standardisierte und damit effiziente Open-Banking-Setup von LUXHUB möglich.
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