Zitat des Monats
«#Erkenntnis: es hat ordentlich Zug im Innovations-Kamin! #Fazit: Ich bin nach diesem Anlass mehr denn je überzeugt, dass wir als Finanzplatz den richtigen Weg eingeschlagen haben.»
Richard Hess, Head of Digital Finance @SwissBanking in seinem LinkedIn-Post zum SIX Open Banking Exchange 2024
Open Banking aktuell
Neuer Meilenstein im Dialog über die Zukunft der Schweizer Altersvorsorge: SFTI-Positionspapier «Open Pension»
Die Arbeitsgruppe «Open Pension» des Branchenverbands Swiss Fintech Innovations (SFTI) und von Acrea hat am 16. April ein neues Positionspapier unter gleichnamigem Titel veröffentlicht. Dieses zeigt konkret auf, warum eine Öffnung des Vorsorgebereichs durch einen standardisierten Datenaustausch auf Wunsch und unter Kontrolle des Endkunden von zentraler Bedeutung für die Schweiz ist und was es benötigt, damit das auch realistisch umsetzbar ist (mehr Infos zur Arbeitsgruppe «Open Pension» und welche Mission sie verfolgen, gibt es im Interview mit Projektleiter und Acrea-Partner Michael Müller).
Mit ihrem neuen Positionspapier leistet die SFTI-Arbeitsgruppe einen wichtigen, marktgetriebenen Beitrag und ersten Meilenstein im Dialog über die Weiterentwicklung des Schweizer Vorsorgebereichs. Angestossen wurde dieser durch den Bundesrat, der in einer Medienmitteilung im Dezember 2022 zur Entwicklung von Open Finance in der Schweiz das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) damit beauftragte, zu prüfen, «wie der digitale Zugang zu Altersvorsorgedaten angemessen gefördert werden kann».
Im November 2023 hatte die Arbeitsgruppe Open Pension dafür eigens eine öffentliche Befragung unter Branchenvertretern gestartet, um die verschiedenen Interessen und Perspektiven innerhalb eines möglichen Schweizer Vorsorge-Ökosystems zu verstehen. In Kombination mit Erkenntnissen aus anderen europäischen Ländern und dem Austausch mit Interessengruppen und Fachexperten sollten verschiedene strategische Optionen abgeleitet werden, um den Analyse- und Entscheidungsprozess des Bundesrats mit einer Marktperspektive zusätzlich zu unterstützen.
Wir haben die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Positionspapier «Open Pension» zusammengefasst:
- Zahlreiche europäische Länder verfügen Zwecks Transparenz in der Vorsorge bereits über zentrale Pension-Tracking-Systeme (PTS), die versicherten Einzelpersonen den Überblick und die Kontrolle über ihre individuellen Vorsorgeprodukte ermöglichen. Dafür werden Vorsorgedaten (z. B. angefallene Ansprüche und prognostizierte Pensionseinkünfte) aus allen Säulen von verschiedenen Quellen abgerufen und in einem interaktiven Vorsorge-Dashboard (Kundenschnittstelle) aggregiert und visualisiert. Dabei findet die Nutzung der Dashboards bevorzugt über bestehende Plattformen und Apps statt, die Versicherte bereits regelmässig in ihrem Alltag verwenden (z.B. digitale Bank-/Versicherungsportale).
- Die Umsetzung eines PTS in der Schweiz bedingt in erster Linie ebenfalls die Etablierung eines digitalen Zugangs zu Vorsorgedaten über alle Säulen hinweg. Aufgrund ihrer zentralen Rolle und besonderen Komplexität im Schweizer Vorsorgekontext fokussiert das Positionspapier «Open Pension» jedoch insbesondere auf Handlungsoptionen für die 2. Säule. Die erste und dritte Säule seien durch andere Initiativen bereits genügend abgedeckt.
- Der Schweiz fehlt heute insbesondere die notwendige Infrastruktur für einen einfachen und sicheren Datenaustausch in der 2. Säule, mit Softwareanbietern, die im Auftrag des Kunden agieren. Das Positionspapier stellt deshalb fünf strategische Optionen für die technologische und konzeptionelle Umsetzung eines entsprechenden Ökosystems vor. Die ersten drei Modelle sehen die Nutzung zentrale Plattformen vor, die Datenanbieter und -konsumenten vernetzen und den kundengetriebenen Datenfluss zwischen diesen Parteien standardisieren. Zwei weitere Optionen basieren auf dem Prinzip des «Self-Sovereign Data Sharing», in dessen Rahmen versicherte Einzelpersonen ihre Vorsorgedaten direkt verwalten und teilen. Die Optionen unterscheiden sich insbesondere darin, wie Daten freigegeben und deren Nutzungszwecke verwaltet werden:
Abbildung: Strategic options – Overview, Position Paper «Open Pension», 2024 Swiss Fintech Innovations
- Die Autoren betonen, «dass eine vom Bund verordnete Öffnung der Schnittstellen zur zweiten Säule unerlässlich ist». Für die weitere Ausarbeitung der Optionen in der 2. Säule müssten die Bundesbehörden deshalb eine aktive und führende Rolle übernehmen und sich klar zu der Initiative bekennen. Trotz dieser Forderung ist man in der Arbeitsgruppe überzeugt, «dass mit ausreichender sektor- und parteienübergreifender Zusammenarbeit eine auf Selbstregulierung beruhende Strategie realisierbar sein könnte» und deshalb «der Regulierungsbedarf minimiert werden kann, wenn sich alle relevanten Akteure zusammenschliessen». Wesentliche Beiträge des Bundes seien deshalb der Entwurf eines klaren Auftrags und die Etablierung eines Governance-Modells, welches die öffentlich-private Zusammenarbeit fördert, um die Vorsorge-Initiative weiter voranzutreiben.
Alle Resultate, die erwähnten Handlungsoptionen und die Kriterien für die Empfehlungen der Arbeitsgruppe «Open Pension» im Detail gibt es im offiziellen Beitrag des SFTI.
Kaspar&acrevis: Mit Open Banking zum neuen Business Case
Die verschiedenen Keynotes, Impulsreferate und Live-Demos am zweiten SIX Open Banking Exchange Ende März (siehe Rubrik «bLink» Dich ein) haben deutlich gemacht, dass wir den anfänglichen technologischen Hype um Open Banking allmählich hinter uns lassen. Stattdessen etablieren sich immer mehr konkrete, relevante Use Cases und sogar erste Umsatz generierende Business Cases auf dem Schweizer Finanzplatz.
Ein Beispiel, das den Eventslogan «Open Banking: Vom Buzzword zum konkreten Business Case?» wie kein anderes verkörperte, war das Beispiel der neuen Anlage- und Spar-App «Kaspar&acrevis» der Schweizer Bank acrevis in Kooperation mit dem Schweizer Fintech Kaspar&. Im März hatten die beiden Partner das neue Angebot im Markt lanciert.
Das neue, kombinierte Logo der Kooperationspartner spricht dabei Bände: Meine App. Meine Bank. Ab sofort können die Kundinnen und Kunden von acrevis das innovative Rundungssparen-Angebot von Kaspar& ganz einfach über ihre bestehenden acrevis Zahlungskonten und -karten nutzen. Dafür müssen sie nur die Kaspar&acrevis-App herunterladen und ihre acrevis Debit Mastercard mit der App verbinden – dank Open-Banking-Technologie in nur wenigen Klicks – und los geht es mit dem neuartigen, gamifizierten Investitionserlebnis! Wie das in der Realität aussieht, zeigt Jan-Philip Schade gleich selbst:
Mit dem Mindset, gemeinsam innovative Services an ihre Kundinnen und Kunden zu bringen und Wertschöpfung zu generieren, nutzen die acrevis Bank und Kaspar& das wahre Potenzial von Open Banking – und das auch noch im Retailkunden-Bereich. Der erste «richtige» und überzeugende Business Case seiner Art auf dem Schweizer Finanzplatz. Wir sind stolz darauf, dass wir mit der bLink-Plattform und dem debiX-API-Angebot von SIX zu diesem Meilenstein beitragen dürfen und das Angebot auf derselben Infrastruktur effizient mit weiteren interessierten Schweizer Banken skalieren können.
Für viele steht die Frage nach dem nächsten konkreten Use Case oder nach dem Business Case von Open Banking für Banken trotzdem weiterhin im Raum. Diese Fragestellungen greifen aber viel zu kurz. Genau wie das Internet entwickelt sich auch Open Banking und die Anwendungen, die es ermöglicht, kontinuierlich – wir wissen heute selbst noch nicht genau, was morgen alles möglich ist. Deshalb benötigt es mutige Ideen und Vorstösse aus dem Markt, die das Potenzial von Open Banking verstehen und ausschöpfen wollen. Wir ermutigen alle Banken und Fintechs offene, standardisierte APIs und Co-Kreation als Teil ihrer Digitalstrategie zu adaptieren und als Chance zu sehen. Dann – so sind wir überzeugt – bauen wir wie Kaspar&acrevis gemeinsam die Business Cases von Morgen.
Weiter in den News
Ein neuer Report der britischen Bank NatWest und der Unternehmensberaterin BCG zeigt, dass die Konversationsraten (5-12 %), der durchschnittliche Bestellwert (15-30 %) und insbesondere der Umsatz (4-7 %) von UK-Händlern dank Embedded-Finance-Angeboten schrittweise zunehmen. Artikel (EN) | Report (EN)
100 Millionen Euro für Dienstleistungen übers Banking hinaus: Deutsche Volks- und Raiffeisenbanken planen, mit der Entwicklung von Ökosystemen in den Bereichen Wohnen, Gesundheit oder Nachhaltigkeit neue Kundengruppen zu gewinnen und die bestehende Kundschaft langfristig zu binden. Artikel (DE)
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Use Case des Monats
Smart Subscriptions: Mastercard lanciert ein Open-Banking-gestütztes Abo-Management-Tool für Banken
Gemäss einer Umfrage von Mastercard sind 73 % der konsumierenden Bevölkerung in den USA an einem Feature interessiert, dass es ihnen erlaubt, ihre Subscriptions zentral zu verwalten, d.h. entsprechende Kosten zu verfolgen, Abos zu pausieren, zu kündigen oder wieder zu erneuern. 60 % davon würden einen solchen Service über ihre Bank beziehen.
Der internationale Zahlungsdienstleister bringt mit Smart Subscriptions deshalb eine neue White-Label-Lösung auf den Markt, die Banken über eine API einfach in ihre Onlinebanking-Applikationen integrieren können. Der Subscription-Service funktioniert dann auf Basis der Transaktionsdaten im hauseigenen Bankkonto des Kunden bzw. der Kundin und einem entsprechenden Kategorisierungsmodell. Über die Open-Banking-Plattform von Finicity, die Mastercard im Rahmen ihrer Open-Banking-Strategie in den USA akquiriert hat, zapft Smart Subscriptions aber auch Konten und Transaktionsdaten von Drittbanken an, um ein möglichst ganzheitliches Abo-Management zu ermöglichen. Das würde den Service eigentlich auch für Fintechs oder andere Anbieter interessant machen, die über die APIs bzw. den Service von Mastercard die nötigen Transaktionsdaten indirekt konsumieren würden.
Ein solches Feature im Onlinebanking erhöht definitiv die Kundenbindung und -interaktion für die Banken. Neobanken wie Revolut bieten dies schon seit längerem an. Dank Open Banking haben nun auch andere Anbieter die Chance, einen solchen Service effizient in das eigene Angebot zu integrieren. Smart Subscriptions wird aktuell in den USA getestet, anschliessend will Mastercard den Service auch in anderen Ländern ausrollen.
«bLink» Dich ein
Impressionen vom SIX Open Banking Exchange 2024
Ende März traf sich die bLink Community im ConventionPoint von SIX zur zweiten Ausgabe unseres jährlichen Flagship-Events SIX Open Banking Exchange. Ein volles Haus bewies eindrücklich, welche Relevanz das Thema inzwischen auf dem Schweizer Finanzplatz erreicht hat.
Auch dieses Jahr stand unter dem Motto «Open Banking: Vom Buzzword zum konkreten Business Case?» wieder eine praxisnahe und kritische Auseinandersetzung mit dem aktuellen Stand von Open Banking in der Schweiz im Mittelpunkt. Ein spezieller Dank geht dabei an unsere Gastreferentinnen und -referenten, die uns mit ihren ambitionierten Keynotes, Impulsreferaten und Live Demos bestätigten, dass wir in der Schweiz auf Kurs sind:
- Beatrice Sidler von der Zürcher Kantonalbank
- Eliane Albisser von Contovista
- Stefan Wittwer von NextBusiness
- Jean-Luc Freymond von Rentalis
- Abdufarrukh Abdumalikov von Assetmax
- Rolf Gloor von der Winterthur Consulting Group
- Stephan Sigrist vom Think Tank W.I.R.E.
- Jan-Philip Schade von Kaspar& und
- Kornelius Birrer von der acrevis Bank
Die Präsentationen zum Event stehen hier zum Download bereit.
Wir bedanken uns ausserdem herzlich bei den zahlreichen Gästen aus der Schweizer Open-Banking-Community und freuen uns schon jetzt auf den kommenden Praxisaustausch im 2025!
Bis dahin lassen wir die Eindrücke von diesem Jahr noch einmal Revue passieren:
Du möchtest den Newsletter verbessern oder etwas beisteuern? Wir werden «Open Banking Monthly» mit deinem Input optimieren und dir den Mehrwert bieten, den du brauchst. Schreib uns deine Ideen an blink@six-group.com.
Mit besten Grüssen,
euer bLink Team
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