Zitat des Monats

«With Kosma we are opening up the power of our proprietary open banking platform and technology to banks, merchants and fintechs who share our dream of a world where consumers own their data and banks compete for customers by delivering value, not by locking in data.»

 

Yaron Shaer, CTO von Klarna zum neuen Open-Banking-Subbrand «Kosma»

Open Banking aktuell


Apple setzt ersten Fuss ins Open Banking

Zwar nicht ganz so spektakulär wie die Milliarden-Übernahme der Open-Banking-Plattform Tink durch Visa, aber nicht weniger interessant: Apple kauft sich ziemlich klangheimlich das Open-Banking-Start-up Credit Kudos aus Grossbritannien. Die Investitionssumme soll sich auf 150 Millionen US-Dollar belaufen. Credit Kudos ist auf Machine-Learning-basiertes Kreditscoring spezialisiert, mit zertifiziertem Zugriff auf Konto- und Kreditdaten bei Finanzinstituten. Damit beginnt das grosse Spekulieren. Was hat Apple vor und welche Türen öffnen sich mit dem Einkauf für das Finanzangebot, das der Tech-Gigant seit einiger Zeit leise aber kontinuierlich ausbaut (siehe Grafik). 

Quelle: https://fintersections.whitesight.net/p/apple-opens-up-to-open-banking?s=w

Die Möglichkeiten, die Experten diskutieren, drehen sich um «Buy Now, Pay Later»-Zahlungsangebote in den USA und Grossbritannien, eine Lancierung der Apple Card in Grossbritannien (in den USA bereits mit Goldman Sachs auf dem Markt) oder den strategischen Einkauf von Marktanteilen, Technologie und Talenten. Unabhängig davon ziehen wir das Zwischenfazit, dass Open Banking allmählich eine Maturität erreicht hat, die das Interesse von immer mehr grossen und milliardenschweren Unternehmen anzieht. 

Dass man vom Wachstum des Geschäftsmodells Open Banking überzeugt ist, zeigte kürzlich auch die Zahlungsdienstleisterin Klarna, die ihre API-Plattform mit dem neuen Subbrand «Klarna Kosma» und einer eigenen Geschäftseinheit versieht. Das Unternehmen hat im letzten Jahr einen Wendepunkt in der Nachfrage nach Open-Banking-Lösungen identifiziert und will sich damit stärker auf den aufstrebenden Markt fokussieren.

Von wegen «nur» Karte plus Konto: Banking-as-a-Service prescht ins Kreditgeschäft und Wealth Management vor

Im kürzlich erschienenen Report «Banking as a Service Outlook 2022 – Paving the way for Embedded Finance» von Finastra geben 85 % der befragten Führungskräfte an, dass sie aktuell bereits BaaS-Angebote implementieren oder dies in den nächsten 12-18 Monaten tun werden. Weitere grosse Namen haben in den letzten Wochen entsprechende Angebote kommuniziert, darunter die Deutsche Bank, die mit Embedded Finance den «nächsten Schritt» in ihrer API-Strategie gehen will. Ein weiteres Beispiel ist Adyen, ein stark wachsendes holländisches Unternehmen, dass Zahlungen für Plattformen wie eBay, Etsy, Booking.com oder Amazon abwickelt und in Europa und den USA über Banklizenzen verfügt. Mit BaaS will Adyen ebendiesen Plattformen ermöglichen, ihrerseits Bankservices an die oftmals unterversorgten Händler auf den Plattformen anzubieten. Ein zentraler Use Case ist dabei die Vergabe von Krediten, dem auch in der Umfrage von Finastra das grösste Wachstumspotenzial von BaaS zugesprochen wird. 

Eine starke Entwicklung verspricht auch Embedded Wealth. Dessen Potenzial hat SIX kürzlich mit Experten aus der Branche an einem Roundtable (Videoaufzeichnung verfügbar) von aixigo und Finews.tv diskutiert. Aber auch in der Praxis tut sich etwas. Ein Paradebeispiel ist die Kooperation zwischen der Hypothekarbank Lenzburg und Kaspar& (siehe Use Case vom letzten Monat). Weitere Anbieter stehen auch im EU-Raum schon im Hintergrund bereit. Da wäre zum einen – wenig überraschend – die Solarisbank, die bereits mit einem BaaS-Angebot im Bereich Karten und Konto gut positioniert ist. Die Digitalbank hat offiziell eine neue White-Label-Lösung für den Wertpapierhandel verkündet. Abnehmer der Lösung können über eine API einfach und effizient Wertpapiergeschäfte betreiben und anbieten. Erste offizielle Partnerin im Rahmen des neuen Angebots ist die Neobrokerin fina. Nebenbei etabliert sich das vielversprechende Start-up Lemon Markets mit einem neuen Brokerage-as-a-Service-Angebot als Konkurrentin der Solarisbank, unterstützt durch die Baader Bank. Weitere Markteintritte dürften bald folgen, wir bleiben für euch am Ball.

Ebenfalls in den News

Es ist wie mit einem Blumenstrauss: Wie APIs das digitale Kundengeschäft zum Blühen bringen. Artikel (DE)

LGT: Open Banking und OpenWealth geben die Richtung vor. Interview (DE)

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Use Case des Monats


Exklusives Interview mit Kaspar&: Dank Open Finance zum grossen Durchbruch?

Willkommen Jan-Philip! Zu Beginn wollen wir das Mindset von Kaspar& ein wenig besser verstehen. Seht ihr euch eher als Neobank, als Vermögensverwalter oder gar als White-Label-Lösung? 

Wir sehen uns eigentlich vielmehr als eine Art Wundertüte. Der Wundertüteneffekt entsteht dadurch, dass wir nicht nur ein relativ breites Angebot haben, sondern die einzelnen Elemente dieses Angebots zusätzlich untereinander verknüpfen. Einer Kartenzahlung folgt automatisch eine Investition, das läuft immer Hand in Hand. Kaspar& schnürt einzelne, bisher weitgehend voneinander losgelöste Finanzdienstleistungen zu einem attraktiven Gesamtpaket, das für Kundinnen und Kunden als eine umfassende Dienstleistung daherkommt. Als White-Label-Lösung ist die App nicht gedacht, weil für uns der Kaspar&-Brand zentral ist.

Hand aufs Herz: Wie realistisch ist es, dass Schweizer Banken euer Modell aus Zahlen, Aufrunden und Investieren einfach kopieren? 

Aus einer technologischen Perspektive ist das absolut realistisch. Die Schwierigkeiten ergeben sich meiner Meinung nach anderweitig, das merke ich auch in Gesprächen mit den Banken immer wieder. Da wären zum einen der interne Widerstand gegenüber einem solchen Produkt und Abstimmungsprobleme, die daraus entstehen. Diese Umstände mindern letztlich die Durchsetzungskraft vor dem Management. Es gibt aber noch einen weitaus wichtigeren Aspekt, der häufig vergessen geht: Habe ich gegenüber meiner Kundschaft überhaupt die Glaubwürdigkeit für ein solches Produkt? Das ist der Vorteil bei Kaspar&. Unser Brand transportiert bereits ein bestimmtes Mindset. Für unsere Nutzerinnen und Nutzer ist das ein zentrales Entscheidungskriterium, dass sie zu uns kommen. Eine Bank müsste demnach einen neuen Brand für das Produkt aufbauen, um ihre Kundinnen und Kunden tatsächlich abzuholen. Das funktioniert auch und heisst dann z.B. «Frankly», bringt aber einen riesigen Projektaufwand mit entsprechenden finanziellen und personellen Ressourcen mit sich. Ob sich das am Ende für Rundungssparen und Anlegen ab einem Schweizer Franken lohnt? All das macht Kaspar& am Ende dann doch nicht mehr so einfach kopierbar, wie man anfänglich vermuten würde.

Eine Alternative wäre die Kooperation mit Kaspar&. Ist das in eurem Sinne und was braucht es dafür?

Ursprünglich gestartet sind wir ja mit einer «Banking-as-a-Service (BaaS)»-Kooperation mit der Hypothekarbank Lenzburg. Das heisst die Hypi ist unsere Infrastruktur-Anbieterin für Konto, Karte und Depot und wir gewinnen Neukundinnen und -kunden selbst. Denken wir das Kooperationsmodell im Kontext aktueller Open-Finance-Schnittstellen im Bereich von Konto,- Zahlungs- und Depotservices weiter, dann wäre es natürlich interessant, wenn Schweizer Bankkundinnen und -kunden Kaspar& auch über ihre bestehenden Bankbeziehungen nutzen könnten. Dabei verbinden sie ihre Konten und Zahlkarten einfach mit der App und eröffnen ggf. zusätzlich noch ein Depot bei ihrer Hausbank. Das wäre definitiv in unserem Sinne, weil es uns eine effiziente Erweiterung der User-Basis erlaubt. Ausserdem wäre das Ganze über bestehende standardisierte Schnittstellen wie etwa OpenWealth und eine zentrale Plattform wie bLink von SIX bereits verhältnismässig schnell und kostengünstig umsetzbar. Da spricht also prinzipiell schon eine Reihe von Gründen für Kooperation.

Das klingt nach einem Musterbeispiel für Open Finance und darüber hinaus nach einem attraktiven Use Case für die Schweiz. Wie verkauft ihr einer Bank die Kooperation mit Kaspar&?

Das Schöne an dieser Kooperationsidee ist, dass wir damit auch ein zentrales Problem für die Banken lösen. Die haben nämlich eine Menge nicht-profitabler Kundinnen und Kunden, die wir über Kaspar& für sie aktivieren und monetarisieren können. Neben zusätzlichen Gebühreneinnahmen durch neue Depoteröffnungen ist es auch möglich, die Anlageprodukte, die wir auf Kaspar& einsetzen, pro Bank zu steuern. Das Aufrundungssparen geht dann z.B. in Fonds, die sie einsetzt. Das steigert auch die Einkünfte durch Management-Gebühren. Gleichzeitig entsteht für die Bank ein einzigartiges Cross-Selling-Potenzial. Ihre Kundinnen und Kunden haben jetzt nämlich ein Depot und bereits erste Erfahrungen im Anlegen gemacht. Auf dieser Basis ist es wesentlich einfacher, einen «richtigen» Sparplan direkt über unsere App zu verkaufen. Alle diese Punkte steigern letztendlich den Kundenertragswert, der sich vorher nur aus Kartenzahlungen bzw. entsprechenden Interchange-Gebühren zusammengesetzt hat. Letztere bezieht im Rahmen der Kooperation übrigens ebenfalls weiterhin die Bank. 

Einen Grossteil der Wertschöpfung, die wir auf Kaspar& generieren, geben wir den Banken damit also wieder zurück. Wir stellen ihnen eine fertige, marktreife Lösung zur Verfügung und übernehmen darüber hinaus die komplette Aufbau- und Monetarisierungsarbeit. Sie müssen sich weder um das Branding noch um die Weiterentwicklung der Lösung kümmern – und sie behalten ihre Kundschaft. Im Gegenzug beziehen wir z.B. eine Servicegebühr bzw. einen Teil der generierten Erträge. 

Wo siehst du euch in fünf Jahren – und wie denkst du wird sich das Banking-Angebot in der Schweiz bis dahin verändern?

Ich glaube, dass Kaspar& weiterhin erfolgreich sein und wachsen wird, das sehen wir aktuell auch. Unser Ziel ist es, der grösste externe Vermögensverwalter der Schweiz zu werden. Vielleicht nicht unbedingt in Bezug auf das Gesamtkapital, aber sicher in Bezug auf die Anzahl der Kundinnen und Kunden. Gleichzeitig muss ich realistisch sein und einsehen, wie schwierig es ist, ein Geschäft in diesem hoch-kompetitiven Umfeld komplett neu aufzuziehen. Die Kundschaft, die ich für Kaspar& gewinne, zwacke ich ja immer irgendwo anders ab. Das kann man zwar schon weiter so machen, aber im Grunde genommen ist es eine relativ ineffiziente Übung, weil es einfach Unmengen an Geld für die Akquise verschlingt. Ich wünsche mir statt der aktuellen Konkurrenzsituation ein symbiotisches Ökosystem in der Schweiz, in welchem technologische Weiterentwicklungen wie Kaspar&, die ein effektives Kundenbedürfnis befriedigen und den Menschen helfen, gemeinsam mit starken Partnern an den Markt gebracht und skaliert werden können. Davon profitieren auch die Banken, weil sie auf effiziente Art und Weise Innovation bei sich einsetzen können. Wenn wir das schaffen und am gleichen Strick ziehen, dann entsteht für alle eine höhere Wertschöpfung der bestehenden Kundenbasis. Das wäre eine wirkliche Bereicherung und würde den Finanzplatz wahnsinnig nach vorne bringen.

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