Die durch Covid-19 im März/April 2020 verursachte Volatilität erinnerte die Finanzinstitute eindringlich daran, wie wichtig es ist, belastbare und effektive Lösungen für das Collateral-Management zu haben. Obwohl die Repo-Märkte die Krise weitgehend überstanden haben, deuten erste Berichte von Branchenverbänden wie der ICMA (International Capital Markets Association) darauf hin, dass einige Banken Schwierigkeiten hatten, den Nutzern rechtzeitig Zugang zu den Repo-Märkten zu verschaffen, insbesondere in der Hochphase der Volatilität und Störungen. 

Spitzen-Volatilität

Die Handelsvolumen auf dem Repo-Markt stiegen im März/April sprunghaft an, da Vermögensverwalter nach Finanzierungsmöglichkeiten suchten, um Barmittel für Rücknahmeanträge bereitzustellen, und Finanzinstitute generell vermehrt Margin Calls von Gegenparteien erhielten. So forderten mehrere Clearingstellen bzw. zentrale Gegenparteien (CCPs) sowie bilaterale Gegenparteien aufgrund der wachsenden Marktvolatilität bei fast allen Instrumenten und Vermögenswerten erhöhte Barsicherheiten für OTC-Derivatepositionen.

Dies löste einen Ansturm auf erstklassige Sicherheiten wie Staatsanleihen und andere hochwertige liquide Vermögenswerte (HQLAs) aus. Im Zuge der verhängten Lockdown-Massnahmen brauchten einige Finanzinstitute mehrere Tage, um sich auf ihre neuen Arbeitsbedingungen einzustellen, wobei die Funktionstüchtigkeit des Marktes und der Teilnehmer stets gewährleistet warMittlerweile hat sich die Situation jedoch normalisiert. Auch der Eingriff der Zentralbanken in die Repo-Märkte hat zur Stabilisierung der Märkte beigetragen und sichergestellt, dass die Nutzer Zugang zu Liquidität haben.

Die Bedeutung der operativen Effizienz
Obwohl die Liquidität nicht nachteilig gestört wurde, zeigte sich während der Covid-19-Krise, dass das Collateral-Management bei einigen Finanzinstituten noch stärker in den Fokus genommen werden muss. Anbieter, die sich  zum Beispiel auf manuelle Prozesse und fragmentiert Infrastruktur verlassenlaufen Gefahr erforderliche Sicherheiten nicht rechtzeitig zu beschaffen. , Wurde die IT Infrastruktur nicht laufend gepflegt, zeigt sich dies in Zeiten von Marktstress deutlich. . Die Beschaffung von Sicherheiten über mehrere Standorte hinweg wird zu einer Herausforderung.Insbesondere nach Beginn des Lockdowns zeigte sich der Vorteil für diejenigen Teilnehmer, die auf Automatisierung setzen; sie meisterten die Krise  problemlos.

Durch die Automatisierung kann sichergestellt werden, dass Sicherheiten schnell und ohne übermässige Vermittlungsarbeit beschafft werden, was wiederum zu Kostensynergien, Geschwindigkeit und somit erhöhter Handlungsfähigkeit führt. Darüber hinaus verschaffen die Automatisierung den Finanzinstituten einen vollständigen Überblick über ihre Sicherheiten und deren Art. Angesichts der Herausforderungen, die sich während der Covid-19-Krise in Bezug auf die Nachschusspflicht ergeben haben, suchen immer mehr Finanzinstitute nach intelligenten Werkzeugen, die ihnen helfen, ihre Sicherheiten effektiver zu verwalten, v.a. auch auf ISIN-nach-ISIN-Basis. Diese Transparenz und Effizienz wird in Zukunft bei der Bewältigung von Krisenereignissen von entscheidender Bedeutung sein. Einige Institute werden nach Lösungen für das Collateral-Management suchen, die CSD-übergreifend und vollständig interoperabel sind.

Weitere Automatisierungs- und Effizienzvorteile im Bereich des Collateral-Managements werden auch durch den breiteren Einsatz innovativer Technologien wie der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) getrieben. Mit fortschreitender Reife der DLT hätten die Marktteilnehmer einen «Single Point of Truth» (einziger Punkt der Wahrheit). Damit erhalten sie zusätzliche Sicherheit im Zugriff auf Ihre Sicherheiten im Verwertungsfall, während gleichzeit die Transaktionskosten sinken. Die aktuellen Ereignisse werden die Einführung neuen Technologien beschleunigen, da die Finanzinstitute  ihr Collateral-Management weiter optimieren müssen.

Aufsichtsbehörden sorgen für Transparenz und Effizienz auf dem Markt
Die politischen Entscheidungsträger werden die aktuelle Krise sicherlich nutzen, um weitere Reformen durchzusetzen, von denen einige erhebliche Auswirkungen auf das Collateral-Management und die Repo-Märkte haben werden. Systeme wie TARGET2-Securities (T2S) könnten dadurch Auftrieb erlangen. TARGET2-Securities ist eine EZB-Plattform, die den Nutzern die Abwicklung von Geschäftsabschlüssen mit Wertschriften auf einer gemeinsamen Settlement-Plattform in Zentralbankgeld ermöglicht. Dadurch können Marktteilnehmer die zur Abwicklung ihrer Geschäftsabschlüsse erforderliche Barliquidität optimieren, indem sie neue Gegenpartei-Beziehungen erschliessen.

Die Verordnung über Wertpapierfinanzierungsgeschäfte (Securities Financing Transaction Regulation, SFTR) dürfte, auch wenn sie durch Covid-19 kurzzeitig verzögert wurde, den Repo-Markt transparenter machen. Die europäischen Marktteilnehmer sind ab Juli 2020 verpflichtet, die Details ihrer Repo-Geschäfte an ein Transaktionsregister zu melden. Es fällt auf wie ähnlich die Meldebestimmungen der SFTR und den Meldekriterien für Derivate sind.. Langfristig werden Regulatoren, Zentralbanken und Marktteilnehmer den Markt vertiefter verstehen und Risiken besser abschätzen können, was der Stabilität des Finanzsystems förderlich ist.