Wir haben die laufende Umsetzung der CSDR und ihre Auswirkungen auf die Zentralverwahrer (CSDs) miterlebt, einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur weltweiten Einführung von T+1 erreicht und neue Herausforderungen bewältigt. Dabei brachten aufkommende Technologien wie Generative KI neue Chancen und Risiken mit sich. Das sind nur einige der Hürden, die im Jahr 2024 genommen wurden. Die europäische Marktinfrastruktur hat diese Entwicklungen weitgehend gut verkraftet und wird dies auch weiterhin tun.

Schon jetzt, zu Beginn des neuen Jahres, müssen wir abschätzen, welche neuen Hindernisse das Jahr 2025 bereithält und – was vielleicht am wichtigsten ist – wie wir sie am besten bewältigen können. Im Folgenden gehen wir auf die wichtigsten Trends und Herausforderungen ein, die das kommende Jahr und darüber hinaus prägen werden.

CSDs müssen zusammenarbeiten

In den letzten Jahren haben die CSDs ihre Fähigkeit unter Beweis gestellt, sich an ein schwieriges geopolitisches Umfeld anzupassen und gleichzeitig die Finanzstabilität zu gewährleisten. Dies wurde zum Teil durch die Konsolidierung und die engere Zusammenarbeit mit Plattformen wie TARGET2-Securities (T2S) vorangetrieben, die grenzüberschreitende Abwicklungen fast so nahtlos wie inländische gemacht haben. Dies hat auch zu einem bedeutenden Fortschritt bei der Schaffung der europäischen Kapitalmarktunion (Capital Markets Union; CMU) beigetragen.

Es wird erwartet, dass die CSDs in Zukunft eine noch grössere Rolle bei der Entwicklung der CMU spielen werden. Im Gegensatz zu den USA, wo ein einheitlicher Regulierungsrahmen und ein einheitliches Zentralverwahrermodell gelten, erfordert die Vielfalt in Europa ein Netzwerk von miteinander verbundenen und interoperablen CSDs. Der Schwerpunkt muss daher auf der weiteren Harmonisierung der Steuer- und Rechtssysteme liegen, während die verbleibenden Hindernisse für die grenzüberschreitende Effizienz beseitigt werden.

Die Zusammenarbeit zwischen Aufsichtsbehörden, Marktteilnehmern und CSDs wird für die Verwirklichung dieser Vision entscheidend sein. Mit der richtigen Unterstützung können CSDs einen vernetzteren und wettbewerbsfähigeren Finanzmarkt in ganz Europa vorantreiben, der Innovation und Effizienz fördert und gleichzeitig für einen robusten Wettbewerb sorgt.

Die Übernahme von T+1

Eine der wichtigsten Veränderungen am Horizont ist die Umstellung der Abwicklungszyklen auf T+1 in der EU, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich. Dank dieser Änderung sollte die Effizienz erhöht und das systemische Risiko verringert werden. Allerdings wird auch eine erhebliche Veränderung auf operativer Ebene erforderlich sein. Dieser Prozess sollte bereits in Gang sein, aber die Unternehmen müssen bei ihren Vorbereitungen für 2025 aufs Tempo drücken.

Die Gewährleistung der Interoperabilität von CSDs ist entscheidend für die Einhaltung kürzerer Abwicklungsfristen. Die Harmonisierung der Post-Trade-Prozesse ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung, um bis 2027 einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten. Es wurden Fortschritte erzielt, wie der jüngste Börsengang von Cox zeigt, bei dem die Option eines T+1-Abwicklungszyklus für Emissionsgeschäfte eingeführt wurde, was zeigt, dass eine T+1-Abwicklung machbar ist. Die Ausweitung auf die zersplitterten Märkte in Europa stellt jedoch eine Herausforderung dar. Eine effektive Zusammenarbeit zwischen der EU, dem Vereinigten Königreich und der Schweiz ist entscheidend, um den vollen Nutzen aus dieser Veränderung zu ziehen.

CCP-Konsolidierung im Gange

Im Laufe des Jahres 2025 und darüber hinaus rechnen wir mit einer weiteren Konsolidierung unter den zentralen Gegenparteien (CCPs), da sie sich um eine Diversifizierung und Verbesserung der Ertragsströme bemühen. Dieser Trend wird durch die Notwendigkeit angetrieben, Grössenvorteile zu erzielen und das Dienstleistungsangebot zu verbessern. Mit der Definition der Level-2-Anforderungen für aktive Konten unter EMIR 3.0 erwarten wir auch eine Verlagerung der Euro-Zinsswap-Ströme vom Vereinigten Königreich in die EU.

Die USA haben entschieden, die Palette der Produkte unter die Clearingpflicht zu erweitern. Ähnliche Massnahmen könnten auch in Europa ergriffen werden. Dies würde es den CCPs ermöglichen, ihre Clearingdienste zugunsten ihrer Kunden zu diversifizieren. Der Übergang zu T+1-Abwicklungszyklen wird jedoch die verfügbaren Sicherheiten für CCPs verringern. Dies wird sich auf ihre Einnahmebasis auswirken und eine höhere Effizienz erfordern Die Vereinfachung der Clearingprozesse ist daher von entscheidender Bedeutung für die Bewältigung komprimierter Zeitpläne. Das Streben nach Effizienz könnte auch andere Märkte zur Interoperabilität ermutigen, was den Kunden erhebliche Vorteile bietet. Darüber hinaus könnte die Umstellung auf T+1 die Member dazu veranlassen, mehr Handelsströme über CCPs zu leiten, um Netting-Effizienzen zu nutzen.

Schliesslich wird mit EMIR 3.0 ein neuer aufsichtsrechtlicher Rahmen eingeführt, der eine Phase der Stabilisierung und Anpassung erfordern wird. Die zuständigen nationalen Behörden und die ESMA müssen ein Gleichgewicht finden, um kürzere Genehmigungszeiten zu gewährleisten, ohne die Belastung der CCPs zu erhöhen.

Ausgleich zwischen Regulierung und Innovation

Die regulatorische Landschaft für FMIs in Europa wird immer komplexer. Die Rahmenwerke wie die Verordnung über Wertpapierfinanzierungsgeschäfte (SFTR) und die Verordnung über Zentralverwahrer (CSDR) verlangen mehr Transparenz, Berichterstattung und Abwicklungsdisziplin. Eine Überregulierung ist zwar notwendig, birgt aber die Gefahr, dass die bereits gut funktionierenden Systeme erstickt werden.

Darüber hinaus werden sich die regulatorischen Auswirkungen der Entscheidungen der nächsten US-Regierung unweigerlich auf das Post-Trade-Umfeld in Europa auswirken. Daher ist die Harmonisierung für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit von entscheidender Bedeutung. Marktinfrastrukturanbieter und Unternehmen müssen letztlich die Flexibilität behalten, sich anzupassen, ohne durch übermässige regulatorische Anforderungen belastet zu werden, damit sie sich auf die Förderung von Innovation und Effizienz konzentrieren können.

Die Entwicklung des Repo-Marktes schreitet voran

Der europäische Repo-Markt befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, der von makroökonomischem Druck und operativen Fortschritten geprägt ist. Die Zentralbanken, insbesondere die EZB, stehen mit Massnahmen wie der quantitativen Straffung (QT) und der Anpassung der Zinssätze im Mittelpunkt. Diese Massnahmen könnten die Sicherheitsknappheit mit der Zeit lindern, aber auch Liquiditätsprobleme aufwerfen.

Die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen liquiden Aktiva (HQLA) bleibt hoch, was die Marktteilnehmer dazu veranlasst, ihre Strategien zur Umwandlung und Optimierung von Sicherheiten zu verfeinern. Das Gleichgewicht zwischen bargeldbasierten und wertpapierbasierten Repos hängt von den wirtschaftlichen Bedingungen und den Prioritäten der Anlegerinnen und Anleger ab. Repos mit variablem Zinssatz sind zwar eine Nische, könnten aber in den kommenden Monaten als Instrument zur Steuerung des Zinsrisikos an Bedeutung gewinnen.

Technologische Innovationen werden bei der Modernisierung des Repo-Geschäfts eine entscheidende Rolle spielen. Automatisierung, elektronische Handelsplattformen und integrierte Infrastrukturen werden die Geschwindigkeit und Präzision erhöhen und dazu beitragen, die Anforderungen eines T+1-Abwicklungszyklus zu erfüllen. Um diese Veränderungen zu bewältigen und die Stabilität und Effizienz des Repo-Marktes weiterhin zu gewährleisten, ist die Zusammenarbeit zwischen den Märkten unerlässlich.

Zusammenarbeit ist unverzichtbar 

Zu Beginn des Jahres 2025 wird die Notwendigkeit einer verstärkten Zusammenarbeit zu einem Eckpfeiler der finanziellen Entwicklung Europas. Für CSDs und CCPs bedeutet dies eine Zusammenarbeit zwischen Regulierungsbehörden, Marktteilnehmern und den Infrastrukturanbietern selbst. Auch der Repo-Markt muss grenzüberschreitend zusammenarbeiten und technologische Innovationen einführen, um den Anforderungen einer stärker vernetzten und effizienteren Landschaft gerecht zu werden.

Ob bei der Umstellung auf die T+1-Abwicklung oder bei der Bewältigung des makroökonomischen Drucks – Europas Finanzinfrastruktur kann nur durch gemeinsame Anstrengungen gedeihen und den Weg für einen stärkeren und effizienteren Markt in den kommenden Jahren ebnen.

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