CSDR und T+1 erzwingen ein Umdenken bei der Abwicklung
Die Einführung von Strafzahlungen für fehlgeschlagene Transaktionen im Rahmen der EU-Verordnung über Zentralverwahrer (Central Securities Depositories Regulation, CSDR) im Jahr 2022 veranlasste die Branche zunächst, ihre Abwicklungsprozesse zu aktualisieren.
Auf SDR folgte kurz darauf die Umstellung auf T+1, zunächst in Indien und dann in Nordamerika. Der nächste grosse Meilenstein für die Branche wird am 11. Oktober 2027 erwartet, wenn die EU, Grossbritannien und die Schweiz alle am selben Tag auf T+1 umstellen.
Auch wenn die Branche - nicht zuletzt dank der CSDR - einige Fortschritte bei der Reduzierung von Abwicklungsfehlern gemacht hat, bleibt noch viel zu tun.
Abwicklungsfehler: Warum sie passieren
Die Ausfallquoten werden häufig durch eine Reihe von Variablen bestimmt, darunter die Art der zugrunde liegenden Anlageklasse, die Art der Transaktion und die Grösse des Marktes.
So weisen Aktienmärkte in der Regel niedrigere Abwicklungsquoten auf als Anleihemärkte, aber börsengehandelte Fonds (ETFs) haben die schlechteste Abwicklungsquote von allen, was auf mögliche strukturelle Mängel in diesem speziellen Segment hindeutet.
Grössere Märkte weisen tendenziell auch schlechtere Abwicklungsquoten auf, was auf ihr höheres Volumen an grenzüberschreitenden Investitionen und komplexeren Produkten wie ETFs zurückzuführen ist.
Es gibt viele weitere Gründe, warum Transaktionen nicht wie geplant abgewickelt werden.
Nach Angaben der European Central Securities Depositories Association ist der Mangel an Wertpapieren in den Beständen der Teilnehmer vor der Lieferung die Hauptursache für das Scheitern der Handelsabwicklung.
Weitere häufige Probleme sind unvollständige oder ungenaue Referenzdaten, Gegenparteien, die Informationen von schlechter Qualität liefern, interne Ineffizienzen aufgrund eines fehlenden Straight-Through-Processing (STP) oder manueller Fehler, fehlende Marktstandards und Beschränkungen der Marktinfrastruktur, d. h. das Fehlen bestimmter relevanter Funktionen bei CCPs, CSDs und Matching-Plattformen.
Eine weitere, wenn auch weniger häufige Ursache für Ausfälle sind ungedeckte Leerverkäufe, bei denen Händler Wertpapiere verkaufen, die sie nicht besitzen.
Marktvolatilität oder „schwarze Schwäne“ (z. B. Covid, Krieg in der Ukraine usw.) sind zwar schwieriger vorherzusagen, können sich aber ebenfalls negativ auf die Abwicklungsquoten auswirken.
Gemeinsam für bessere Abrechnungsquoten sorgen
Obwohl es nicht an Kritik an der CSDR mangelt, scheint das Sanktionssystem seinen Zweck zu erfüllen. So berichten Mitglieder der Association for Financial Markets in Europe, dass sich die Abwicklungsfehlerquoten in der EU seit 2022 halbiert haben und nun weitgehend mit denen in den USA vergleichbar sind.
Andere Märkte könnten möglicherweise von der CSDR lernen oder sie sogar nachahmen, da sie sich sehr positiv auf die Abwicklungsdisziplin auswirken könnte. Sollte dies der Fall sein, muss regulatorische Arbitrage jedoch unbedingt vermieden werden.
Die Abwicklungsquoten könnten weiter verbessert werden, wenn die Branche einige Anpassungen an ihren technologischen Prozessen im Middle- und Back-Office vornimmt, insbesondere im Vorfeld von T+1.
Dies kann durch einige einfache Schritte erreicht werden.
Die Einführung von STP und Automatisierung sowie die Beschränkung manueller Eingriffe auf Ausnahmefälle werden zu höheren Abwicklungsraten führen.
Die Verbesserung der internen Datenqualität, die mögliche Schaffung einer gemeinsamen Branchendatenbank und die Ermöglichung der korrekten Identifizierung von Kontrahenten, Produkten und Transaktionen durch eine breitere Verwendung von Legal Entity Identifiers (LEI), Unique Product Identifiers (UPI) und Unique Transaction Identifiers (UTI) werden ebenfalls zu einer höheren Abwicklungseffizienz führen und den Übergang zu T+1 erheblich erleichtern.
Auf der Ebene der Zentralverwahrer könnten die Abwicklungspraktiken von zusätzlichen marktweiten Harmonisierungsbemühungen sowie von der Bereitstellung von Halte- und Freigabemechanismen und Teilabwicklungen profitieren. Es wurde vorgeschlagen, dass Zentralverwahrer Wertpapierleihprogramme anbieten sollten, und hinzugefügt, dass die Nutzung dieser Programme zur Lösung von Lieferproblemen am Ende des Tages nicht durch die Gesetzgebung oder die steuerliche Behandlung behindert oder erschwert werden sollte.
Ebenso sollten die Methoden zur Schätzung und Bewertung der Abwicklungseffizienz standardisiert und öffentlich zugänglich gemacht werden, ebenso wie granulare Informationen über die fehlgeschlagenen Abwicklungen selbst, z.B. auf der Ebene der Anlageklasse, der Art der Transaktion etc.
Der Einsatz bahnbrechender Technologien könnte ebenfalls dazu beitragen, die Ausfallraten zu senken.
Eine Handvoll zukunftsorientierter Anbieter nutzt bereits hochentwickelte Datenanalysen, um Abwicklungsfehler auf dem Markt zu identifizieren. So werden beispielsweise die internationale Wertpapierkennnummer (ISIN), die Gegenpartei, die Art und der Umfang der Transaktion, das Zinsniveau, die Marktbedingungen usw. analysiert, um auffällige Trends bei fehlgeschlagenen Transaktionen zu ermitteln.
Vorbereitung für Oktober 2027
Die CSDR hat die europäischen Post-Trade-Anbieter in Bezug auf die Abwicklungsdisziplin in die richtige Richtung gelenkt, aber T+1 wird noch einen Schritt weiter gehen. Die Automatisierung interner Prozesse und die Einführung bahnbrechender Technologien werden von entscheidender Bedeutung sein, wenn die Abwicklungsprozesse der Branche bis zum 11. Oktober 2027 funktionsfähig sein sollen.