Die ECSDA wurde 1997 in Madrid gegründet, um den Zentralverwahrern ein Forum für den Meinungsaustausch zu bieten und Projekte von gemeinsamem Interesse voranzutreiben. Die ECSDA konzentriert sich auf die Durchführung gemeinsamer Arbeiten zu Fragen von gemeinsamem Interesse im Bereich des europäischen Clearings und der Abwicklung sowie auf die Förderung der Beseitigung von Hindernissen für die grenzüberschreitende Abwicklung. Diese Aufgabe soll in enger Zusammenarbeit mit den Marktteilnehmern (z.B. Börsen- und Handelsplattformbetreiber, Emittenten, Intermediäre) und den institutionellen Behörden erfüllt werden.

Die ECSDA-Konferenz 2024 brachte die Vordenker und Visionäre des CSD-Ökosystems, die Teilnehmer und die fortschrittlichsten Technologieanbieter zusammen, die die Gemeinschaft beim Aufbau der europäischen und globalen Finanzmärkte unterstützen. Die Effizienz der Abwicklung und die Verkürzung des Abwicklungszyklus, die neuen Prioritäten der CMU, die FMI-Interoperabilität bei der Abwicklung digitaler Vermögenswerte und andere Themen standen im Mittelpunkt des Interesses der Referenten und Teilnehmer der Konferenz.

Javier Hernani, Head Securities Services, SIX, hatte die Gelegenheit, mit führenden Vertretern verschiedener europäischer Brancheninfrastrukturen über die «Vision für die Branche: Post-Trade 2030» zu diskutieren. Javier betonte, dass Europa seine Prioritäten richtig setzen und entsprechende Massnahmen ergreifen müsse. Die eigentliche Fragmentierung des Post-Trade-Bereichs sei das Ergebnis einer mangelnden Harmonisierung bestimmter Rechtsvorschriften, wie z.B. des Gesellschaftsrechts, der Steuergesetzgebung und anderer, aber es sei wenig oder gar nichts unternommen worden, um dies zu korrigieren. Stattdessen wurden zahlreiche Vorschriften für Finanzmarktinfrastrukturen erlassen, die nur das Wachstum hemmen und die Kosten erhöhen. Auf die Frage, was die Diskussionsteilnehmer optimistisch stimme, antwortete Javier: «T2S ist der Grund für Optimismus in Europa. Es ist ein grossartiges Instrument, um Wachstum zu generieren. Wir werden in der Lage sein, ganz Europa über ein einziges Konto zu verwalten. Machen wir es möglich!»

Jesús Benito, Head Domestic Custody & TR Operations, SIX, präsentierte seine Überlegungen zu «Next Steps for the CMU and its European Infrastructure Agenda». 

CSDs sind kritische Marktinfrastrukturen, die für jeden Finanzmarkt und natürlich auch für die Kapitalmarktunion notwendig sind. CSDs haben viel für die Harmonisierung erreicht und verschiedene Krisen gut gemeistert. CSDs sind Teil der Lösung, nicht Teil des Problems. Die CSDs haben mit der EZB zusammengearbeitet, um den Highway, also T2S, zu bauen. Wir alle müssen verstehen, warum es immer noch eine leere Autobahn ist, die nicht wie erwartet für die grenzüberschreitende Abwicklung genutzt wird. 

Wie viele Diskussionsteilnehmer bereits betont haben, ist die EU kein einheitlicher Rechtsraum, und deshalb brauchen wir eine Lösung, die am besten zu uns passt. Europa braucht nicht nur einen Zentralverwahrer, sondern Zentralverwahrer, die wie ein einziger funktionieren und agieren. Der Schlüssel dazu sind Interoperabilität und Wettbewerb, die durch eine Harmonisierung der lokalen Rechtssysteme und Vorschriften erreicht werden können.

Mit dem Amtsantritt der neuen Europäischen Kommission hat die Diskussion über die Erzielung eines nachhaltigen Wachstums in der EU neue Impulse erhalten. Kürzlich haben drei verschiedene Berichte - Letta, Noyer und Draghi - verschiedene Probleme analysiert und Empfehlungen zur Förderung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit ausgesprochen. Die Fragmentierung der CSDs, die Massnahmen der CSD-Gemeinschaft und der Behörden zur Bewältigung dieser Herausforderungen, Überlegungen zur Aufsichtsarchitektur und die Frage, was die CSDs tun können, um die Attraktivität der europäischen Kapitalmärkte im Vergleich zu globalen Konkurrenten wie den USA und Asien zu erhöhen, waren die Hauptthemen des Panels.

Jesús Sánchez, Head Settlement Services, SIX, hatte die Gelegenheit, seine Erkenntnisse und Erfahrungen zum Thema «Settlement Efficiency and Cycle: Roadmap Priorities, Challenges and Costs» vorzustellen.

Die CSDs haben die Verantwortung, ihre Gemeinschaften zu koordinieren, um für die Einführung von T+1 am 11. Oktober 2027 bereit zu sein, trotz der zusätzlichen Kosten und der Notwendigkeit, Systeme und Prozesse anzupassen. Die Abwicklungseffizienz ist ein ständiges Anliegen, das durch das Inkrafttreten des Settlement Discipline Regime (SDR) im Februar 2022 und insbesondere im Hinblick auf T+1 noch verstärkt wird. In diesem Zusammenhang werden in Arbeitsgruppen wie der ECSDA Settlement Working Group und dem T2S Market Settlement Efficiency Workshop, die beide von Jesús geleitet werden, Verbesserungs- und Koordinierungsarbeiten durchgeführt.

Um eine angemessene Effizienz zu gewährleisten, sind frühzeitige Instruktionen seitens der Märkte und CCPs von entscheidender Bedeutung. In diesem Zusammenhang ist es notwendig, sich auf eine angemessene Verzögerung und Flexibilität des Nachtverarbeitungszyklus (NTS) zu einigen und einen Branchenkonsens über die Anzahl der Zyklen und deren Intervalle anzustreben.

David Newns, Head SIX Digital Exchange (SDX), nahm an einer interessanten Diskussion zum Thema «Neue Technologien und Innovation, zukünftige Marktarchitektur und KI» teil. Die Teilnehmer waren sich einig, dass alle innovativen Technologien - nicht nur DLT und Digital Assets - die Post-Trade-Prozesse verbessern sollten. Sie betonten die Markteffizienz, definiert als die Fähigkeit, Wertpapiere schneller, kostengünstiger und widerstandsfähiger zu verwalten als treibende Kraft für die Branche. Die meisten Marktteilnehmer sehen diese Technologien als Wegbereiter für Wachstum und verbesserte Kundenerfahrungen. Darüber hinaus hat die Fungibilität von Vermögenswerten für die Branche nach wie vor höchste Priorität.

Es war sicherlich ein spannender Tag mit interessanten Podiumsdiskussionen, die die Herausforderungen und Ziele der Post-Trade-Branche in den kommenden Jahren beleuchtet haben.

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