Hindernisse für die Konsolidierung

Während es in den USA nur einen Zentralverwahrer (Central Securities Depository, CSD), die Depository Trust & Clearing Corporation (DTCC), und fünf CCPs gibt, von denen zwei Tochtergesellschaften der DTCC sind, gibt es in Europa mehr als 30 CSDs und 18 CCPs.

Befürworter der Konsolidierung argumentieren, dass die Vielzahl von Finanzmarktinfrastrukturen (FMI) in der EU die Kapitalmärkte der Region immer weniger wettbewerbsfähig macht, insbesondere im Vergleich zu den USA.
Nicht alle sind jedoch der Ansicht, dass die Konsolidierung eine praktikable Option darstellt.
«Im Bereich der CCPs sehe ich nicht viel Raum für eine Konsolidierung, da die CCPs in der Region unterschiedliche Anlageklassen unterstützen», so Bayley.

Um die EU-Kapitalmärkte attraktiver zu machen, müsse der Fokus weniger auf der Konsolidierung der CCPs liegen, sondern vielmehr auf der Beseitigung regulatorischer Divergenzen. «Sich auf die Konsolidierung von CCPs oder Zentralverwahrern zu konzentrieren, ohne die zugrundeliegenden Probleme anzugehen, ist nicht die Antwort. Ich glaube, dass wir die Voraussetzungen für mehr Wettbewerb schaffen können, wenn wir die Ursachen der regulatorischen Unterschiede angehen, insbesondere in den Bereichen Insolvenz und Steuern», fügte Bayley hinzu.   

Interoperabilität als Weg in die Zukunft

Wettbewerb wird durch die Interoperabilität der CCPs innerhalb der EU ermöglicht, was weitere Zweifel an der Notwendigkeit einer Konsolidierung aufkommen lässt.

«Ich glaube nicht, dass eine erzwungene CCP-Konsolidierung zu mehr Investitionen oder zur Förderung einer europäischen Kapitalmarktunion (CMU) führen würde. 70% des CCP-Verkehrs in Europa sind interoperabel, 16% sind nur privilegiert und die restlichen 14% befinden sich in Silos, vor allem bei kleineren Unternehmen. Interoperable CCPs ermöglichen es, an den meisten europäischen Handelsplätzen zu handeln, die Handelsströme bei einer CCP zu saldieren, zu konsolidieren und dann bei einem Zentralverwahrer ihrer Wahl abzuwickeln. Das ermöglicht den Teilnehmern, ihre Prozesse zu rationalisieren und die Fragmentierung zu minimieren», sagt Bayley.

Während es sinnvoll sein kann, die Konsolidierung einiger kleinerer Märkte zu beschleunigen, wäre es ein grösserer Mehrwert, mehr Handelsplätze zu ermutigen, sich für Interoperabilität zu öffnen.

Christian Reuss, Head SIX Swiss Exchange

Wir glauben, dass der Aufbau eines Angebots über mehrere Anlageklassen hinweg unseren Mitgliedern Effizienz und Vorteile bringen kann, und wir arbeiten mit unseren Risikoteams an Innovationen in diesem Bereich.

Laura Bayley, Head Clearing Services, SIX

Expansion in neue Anlageklassen

CCPs, darunter SIX CCPs, SIX x-clear und BME Clearing, verbessern ihr Dienstleistungsniveau, indem sie eine breitere Palette von Vermögenswerten abwickeln.

SIX wickelt bereits ein breites Spektrum von Vermögenswerten ab, darunter Zinsswaps und Repos. Exchange Traded Products (ETPs) auf Kryptowährungen werden seit einigen Jahren von SIX x-clear angeboten und erfreuen sich bei institutionellen Kunden zunehmender Beliebtheit. Deshalb nimmt SIX über ihren spanischen CCP auch Krypto-ETPs in ihr Angebot auf», so Bayley.

Dies geschieht, da Krypto-ETPs weiterhin beträchtliche Mittelzuflüsse anziehen. Laut ETFGI erreichte das in Krypto-ETFs und -ETPs investierte Vermögen in diesem Sommer einen neuen Rekordwert und stieg auf 91,69 Milliarden US-Dollar, ein Plus von 506,4% im Jahresverlauf.

Bayley fügte hinzu, dass SIX auch Clearing-Dienstleistungen für ARTEX anbietet, ein multilaterales Handelssystem, das Investoren den Zugang zum Kunstmarkt ermöglicht. «Wir glauben, dass der Aufbau eines Angebots über mehrere Anlageklassen hinweg unseren Mitgliedern Effizienz und Vorteile bringen kann, und wir arbeiten mit unseren Risikoteams an Innovationen in diesem Bereich», so Bayley weiter.

CCPs auf dem Vormarsch

Die CCPs in Europa sind wettbewerbsfähig, was ihre Bereitschaft zu Interoperabilität und Innovation zeigt, z.B. durch das Clearing neuer Anlageklassen. Die Behörden könnten die EU wettbewerbsfähiger machen, indem sie sich weniger auf die Konsolidierung der FMIs konzentrieren und stattdessen die regulatorischen Unterschiede beseitigen.

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