Vom Taschengeld zum Investment – Warum Finanzbildung in jungen Jahren wichtig ist

Vom Taschengeld zum Investment – Warum Finanzbildung in jungen Jahren wichtig ist

An der Swiss Money Week lernen Kinder und Jugendliche, mit Geld umzugehen. Erfahren Sie in diesem Blog mehr über die Auswirkungen finanzieller Bildung, die Unterschiede zwischen Ländern und wie sich die Schweiz im internationalen Vergleich positioniert.

Julian ist in der fünften Klasse und bekommt 30 Franken Taschengeld im Monat. Seine Mutter verspricht ihm am Jahresende 60 Franken extra, wenn er monatlich 5 Franken spart. Julian lernt so spielerisch das Prinzip von Zinsen und Investitionen: Wer Geld zurücklegt, wird belohnt. Dieses Prinzip der finanziellen Bildung gilt nicht nur für Einzelpersonen, sondern kann auch ganze Volkswirtschaften beeinflussen.

Wie beeinflusst Finanzkompetenz ein Land?

Wie eine Studie von Standard & Poors schon 2015 aufzeigte, gibt es einen klaren Zusammenhang zwischen dem Wohlstand eines Landes und der Finanzkompetenz seiner Bürgerinnen und Bürger. Verschiedene Studien kommen aber auch zum Schluss, dass selbst Länder mit hoch entwickelten Finanzmärkten oft einen hohen Grad an finanziellem Analphabetismus aufweisen, wobei die Schweiz keine Ausnahme ist. Zudem zeigen verschiedene Studien, dass Menschen mit höherer Bildung auch besser in Finanzfragen abschneiden. Bildungspolitik spielt hier eine entscheidende Rolle. Es ist erwiesen, dass die Vermittlung von finanziellen Grundkenntnissen in jungen Jahren dazu beiträgt, eine spätere Verschuldung zu verhindern.

Welchen Einfluss hat Finanzkompetenz in jungen Jahren?

Financial Literacy beeinflusst das Geldverhalten von Kindern und jungen Erwachsenen massgeblich. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung veranschaulicht mit seiner Studie, dass Eltern eine zentrale Rolle bei der Vermittlung von Finanzkompetenzen spielen. Kinder, die früh finanzielle Grundsätze erlernen, treffen als Erwachsene häufig bessere finanzielle Entscheidungen. Auch das schulische Umfeld ist ausschlaggebend. Eine Untersuchung von Springer ergab, dass ökonomische Bildung einen grossen Einfluss auf das Finanzverhalten von Schülerinnen und Schülern hat – wirtschaftlich kompetentere Jugendliche gehen bewusster mit Geld um. Dennoch bleibt das Finanzwissen vieler junger Erwachsener unzureichend, so das Fazit einer Masterarbeit der Universität Graz.

Dies unterstreicht die Notwendigkeit, Finanzbildung sowohl in der Familie als auch im Bildungssystem zu stärken. Eine umfassende finanzielle Bildung hilft jungen Menschen, verantwortungsvoll mit Geld umzugehen, Schulden zu vermeiden und langfristig finanzielle Sicherheit aufzubauen. Daher sollten Eltern frühzeitig Gespräche über Geld führen und Schulen Finanzkompetenzen in den Lehrplan integrieren. Studien belegen, dass diese Massnahmen langfristig zu einem besseren Finanzverhalten und einer höheren finanziellen Unabhängigkeit führen. 

Wie schneidet die Schweiz bei Financial Literacy ab?

In einer Studie der Universität Zürich von 2024 unter der Leitung von Prof. Uschi Backes-Gellner und Dr. Maddalena Davoli zu «Financial Literacy» in der Schweiz und im weltweiten Vergleich schnitt die Schweiz sehr gut ab. Die Fragen der Studie wurden so formuliert, dass die Antworten im Sinn der Big Three vergleichbar sind (siehe Box). 54 % aller Befragten beantworteten alle Fragen korrekt. Norwegen und Schweden liegen mit 70 % vor der Schweiz. Die Nachbarländer Italien, Frankreich und Deutschland schnitten schlechter ab als die Schweiz. 

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Wie sind Studien zu Financial Literacy aufgebaut?

Bei den meisten Umfragen zu Financial Literacy werden Fragen zu drei Themen gestellt. Die sogenannten Big Three zu der Streuung der Risiken, der Inflation und dem Zins.

So oder so ähnlich können die Fragen formuliert sein:

Zins: Angenommen Sie haben 100 Franken auf einem Sparkonto, der Zinssatz beträgt 2 % pro Jahr und es fallen keine Kontoführungsgebühren an. Wie viel haben Sie nach fünf Jahren auf dem Konto, wenn Sie das Geld auf dem Konto belassen?

Inflation: Stellen Sie sich vor, der Zinssatz auf Ihrem Sparkonto beträgt 1 % pro Jahr, während die Inflation 2 % pro Jahr beträgt. Könnten Sie nach einem Jahr mehr, weniger oder gleich viel kaufen?

Risikodiversifizierung: Richtig oder falsch: Der Kauf einer einzelnen Unternehmensaktie bietet normalerweise eine sicherere Rendite als ein Aktienfonds.

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Bei der Frage zur Inflation war der Anteil der richtigen Antworten mit 84 % am höchsten. Am schwächsten waren die Antworten beim Thema Zins, wo nur 66 % richtig lagen. Doch nicht alle Generationen schnitten gleich ab – hier zeigen sich deutliche Unterschiede.

Wie unterscheiden sich die Generationen im Wissen zu Financial Literacy?

Beim Thema Zins schnitt die Altersgruppe von 45 bis 59 Jahren mit knapp über 69 % am besten ab. Am schlechtesten war die Generation über 60 mit 63 %. Spannend ist, dass die junge Generation (15–29 Jahre) trotz weniger Erfahrung mit knapp 65 % besser abschnitt als die älteste Generation. Interessant dabei: Die jüngsten Befragten gaben am häufigsten «weiss ich nicht» als Antwort an.

Bei der Frage zur Risikodiversifikation lagen die Antworten im Mittelfeld. Die Altersgruppe von 45 bis 59 Jahren schnitt mit 86 % am besten ab. Klar auf dem letzten Platz liegt die jüngste Generation mit 70 %. Dies ist nicht überraschend, da jüngere Menschen noch wenig Erfahrung mit Investitionen haben und daher das Konzept nicht so gut verstehen. Interessanterweise gaben über 20 % der jungen Befragten an, die Antwort nicht zu wissen – sie ziehen es vor, «weiss ich nicht» zu sagen, anstatt eine falsche Antwort zu geben.

Bei der Frage zur Inflation war die Trefferquote insgesamt am höchsten. Hier lag die älteste Generation mit über 88 % vorn, während die jüngste Generation mit 80 % das Schlusslicht bildete. Dies könnte darauf hinweisen, dass ältere Generationen aus wirtschaftlichen Krisen gelernt haben. Sie wuchsen mit den Folgen des Zweiten Weltkrieges und des Kalten Krieges auf.

Welche Rolle spielt die Geschichte eines Landes?

Die Geschichte eines Landes spielt ebenfalls eine Rolle in der finanziellen Bildung. Menschen lernen oft aus wirtschaftlichen Krisen. In Ländern mit hoher Inflation, wie Argentinien, kennen mehr Leute ihre Auswirkungen. In Griechenland haben viele ein gutes Verständnis von Staatsverschuldung. In stabileren Ländern wie der Schweiz wird hingegen das Konzept der Risikodiversifikation besser verstanden.

Financial Literacy: Was ist das Fazit aus den verschiedenen Studien?

Finanzkompetenz fördert wirtschaftlichen Erfolg – individuell und national. Frühzeitige Bildung kann helfen, ein gesundes finanzielles Verhalten zu entwickeln. Die Schweiz steht im internationalen Vergleich gut da, doch auch hier gibt es Verbesserungspotenzial. Die Integration von Finanzbildung in den Schulunterricht könnte dazu beitragen, zukünftige Generationen besser auf den Umgang mit Geld vorzubereiten.

Zudem könnten gezielte Bildungsprogramme für finanziell schwächere Bevölkerungsgruppen und junge Erwachsene helfen, finanzielle Ungleichheiten zu verringern.