Die Abkürzung «SMI» (kurz für Swiss Market Index) dürfte den meisten Leuten ein Begriff sein. Auch Finanzlaien werden immer mal wieder mit dem Begriff konfrontiert, sei es im Radio, im Fernsehen, in Zeitungen oder in Online-News-Portalen. Der SMI ist der Leitindex der Schweiz – er gilt als wichtigstes Börsenbarometer des Landes. Aber was bedeutet das genau? Und wie funktioniert eigentlich ein Index?
Was ist ein Index?
Um zu verstehen, was der SMI ist, wie er funktioniert und wozu es ihn braucht, müssen wir uns erst mal das Prinzip eines Indexes ansehen. Ein Index beschreibt einen Korb von Unternehmen aus einem bestimmten Marktsegment. Er bildet die Gesamtperformance einer Auswahl von Wertpapieren in einer einzigen Zahl ab. Ein Index an sich ist kein Anlageprodukt, sondern dient lediglich als Indikator für einen Markt, indem er einen Vergleich zwischen dem heutigen und dem vergangenen Kursniveau ermöglicht. Der Wert eines Indexes wird in Punkten angegeben, nicht in einem Geldbetrag. Ein Index kann alle möglichen Märkte abbilden, etwa den weltweiten Aktienmarkt, den Markt eines Kontinents, eines Landes, einer bestimmten Branche oder von Unternehmen einer bestimmten Grösse.
Wofür braucht es Indizes?
Indizes sind wichtige Instrumente in der Finanzwelt. Sie bündeln die Leistung verschiedener Aktien in einer einzigen Zahl. Dadurch ermöglichen sie Vergleiche zwischen der aktuellen Marktlage und vergangenen Zeiten. Sie liefern wichtige Einblicke in die Entwicklung der Märkte, die Stimmung der Anlegenden und in wirtschaftliche Trends. Indizes sind nicht nur Barometer, sondern auch hilfreiche Werkzeuge für Banken, um Analysen, Beratungen und Risikomanagement zu betreiben. Des Weiteren dienen Indizes als Basiswerte für Finanzprodukte wie Exchange Traded Funds (ETFs), Indexfonds, strukturierte Produkte oder Derivate.
Was ist der SMI?
Der SMI ist der wichtigste Aktienindex der Schweiz. Er ist ein sogenannter Blue-Chip-Index. Der Begriff «Blue Chip» kommt vom Casino, wo die blauen Chips die wertvollsten sind. In der Finanzwelt sind Blue Chips besonders grosse Unternehmen mit einer hohen Marktkapitalisierung. Der SMI enthält die 20 grössten und liquidesten Schweizer Aktien – von A wie ABB bis zu Z wie Zurich Insurance Group. Diese 20 Titel allein decken ungefähr 75 % der Gesamtkapitalisierung des Schweizer Aktienmarktes ab. Zählt man also die Marktkapitalisierung aller gelisteten Unternehmen in der Schweiz (das sind ca. 225) zusammen, so machen die 20 Titel im SMI rund 75 % davon aus. Der SMI ist free-float-adjustiert. Das bedeutet, dass bei der Berechnung nur die Aktien der Unternehmen berücksichtigt werden, die im Streubesitz und somit frei verfügbar sind. Hält ein einzelner Aktionär beispielsweise mehr als 5 % aller Anteile an einem Unternehmen, wird es nicht berücksichtigt.
Welche Aktien kommen in den SMI?
Seit dem Jahr 2007 enthält der SMI immer 20 Aktien, vorher schwankte die Anzahl zwischen 18 (1993) und 29 Aktien (2000). Bei den Unternehmen handelt es sich um die grössten und liquidesten der Schweiz. Die Unternehmen werden anhand von zwei Kriterien ausgewählt.
- Die durchschnittliche Free-Float-Marktkapitalisierung gemessen über zwölf Monate
Das bezieht sich auf den Gesamtwert aller Aktien, die frei handelbar sind und nicht in festen Händen liegen. Oder einfacher gesagt: Der Anzahl aller Aktien, die von der Allgemeinheit gekauft werden können, multipliziert mit dem Kurs. - Der Orderbuchumsatz über zwölf Monate
Der Orderbuchumsatz misst, wie oft die Aktien eines Unternehmens gehandelt werden. Jede abgeschlossene Transaktion mit dieser Aktie gilt als Umsatz. Ein hoher Orderbuchumsatz bedeutet also viele Transaktionen, was wiederum bedeutet, dass das Unternehmen liquide ist.
Wir fassen zusammen: Im SMI sind die 20 Schweizer Unternehmen vertreten, die über zwölf Monate die höchste Free-Float-Marktkapitalisierung und den höchsten Orderbuchumsatz aufweisen. Beide Kriterien werden dabei genau gleich gewichtet. Der Stichtag für die Berechnung ist jeweils Ende Juni. Die konkrete Umsetzung – also allfällige Anpassungen der Titel – erfolgt jeweils im September.
Dabei gibt es auch Ausnahmen, etwa wenn ein SMI-Unternehmen von der Börse geht. Jüngstes Beispiel: die Credit Suisse. In diesem Fall wurde eine unplanmässige Anpassung vorgenommen. Für die Credit Suisse rückte das Logistikunternehmen Kühne + Nagel nach. Die UBS, die die Credit Suisse übernommen hatte, wurde im Index dementsprechend stärker gewichtet.
Wie werden die Aktien im SMI gewichtet?
Um den Markt richtig zu repräsentieren, werden die Aktien im SMI nicht gleich gewichtet. Das bedeutet, dass grössere Unternehmen im Index mehr ins Gewicht fallen als kleinere. Im SMI dominieren dabei vor allem drei Unternehmen: Nestlé, Roche und Novartis. Diese drei schwanken im Zeitverlauf und machen zusammen ungefähr 46 bis 54 % des Gewichts im Index aus. Steigt also beispielsweise der Kurs von Nestlé stark an, wird sich das im Wert des SMI stärker bemerkbar machen, als wenn sich der Kurs eines vergleichsweise kleinen Unternehmens stark verändert.
Die Berechnung der Gewichtung basiert auf der Free-Float-Marktkapitalisierung, dem Produkt aus der Anzahl an Aktien, dem Streubesitzfaktor eines Unternehmens und dem Kurs. Damit ein einzelnes Unternehmen nicht zu stark ins Gewicht fällt, wird vierteljährlich eine Begrenzung bei 18 % gesetzt und zusätzlich gibt es eine Ad-hoc-Reduktion der Gewichte auf 18 %, wenn zwei Unternehmen während des Quartals mehr als 20 % ausmachen.
Wer gibt den SMI heraus?
SIX ist die Herausgeberin des SMI – und eruiert die im Index vertretenen Unternehmen sowie deren Gewichtung und berechnet den jeweiligen Kurs anhand eines vorgegebenen Indexregelwerks. Jedoch entscheidet SIX nicht auf eigene Faust, was mit dem SMI passiert. SIX führt regelmässig Marktkonsultationen mit Kunden durch, um sicherzustellen, dass die Methodologie des Produkts SMI die Bedürfnisse des Marktes erfüllt, zuletzt Ende 2023. Für allfällige Änderungen, beispielsweise bei der Berechnungsmethodik, wird auch die Indexkommission als beratendes Gremium involviert. Darin sitzen neben Mitarbeitenden von SIX auch Vertreterinnen und Vertreter von Indexnutzern wie den Banken.
Der SMI ist zwar der bekannteste, aber nicht der einzige Index, den SIX herausgibt. SIX bietet über 2500 Indizes an – für Schweizer und spanische Aktiensegmente (u.a. den IBEX 35 Index) sowie Indizes zu Immobilienfonds, Anleihen und diversen Branchen. Speziell für den Schweizer Markt relevant wären etwa noch der Swiss Performance Index, der alle in der Schweiz kotierten Unternehmen erfasst, oder der Swiss Leader Index, der die Auswahl des SMI um 10 Titel erweitert und somit die 30 grössten und liquidesten Titel der Schweiz enthält.
Seit wann gibt es den SMI?
Der SMI wurde im Juni 1988 ins Leben gerufen. Damals wurde er mit einer Basis von 1500 Punkten berechnet. Das bisherige Allzeithoch erreichte der Index im Januar 2022 mit 12’997,15 Punkten. Nach der Einführung dauerte es nicht lange, bis der Kurs des SMI regelmässig in den Medien zitiert wurde, um das aktuelle Börsenklima zu widerspiegeln. Durch die rasch wachsende Aufmerksamkeit avancierte der SMI bald zum Leitindex der Schweiz – und ist es bis heute geblieben.
Wie kann man in den SMI investieren?
Wer auf die Schweizer Wirtschaft setzen will, ist mit dem SMI gut bedient. Der SMI selbst ist jedoch kein Finanzinstrument. Stattdessen gibt es etliche Indexfonds und ETFs mit dem SMI als Basiswert. Das bedeutet, dass diese Fonds die Performance des SMI exakt abbilden.
Banken sowie Asset- und Portfoliomanager weltweit vertrauen den Indizes von SIX. Neben dem SMI und weiteren Leitindizes für die Schweiz bietet SIX ein breites Spektrum an spanischen und nordischen Benchmarks sowie eine Vielfalt an strategischen, thematischen und kundenspezifischen Indizes an.
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