Wenn sich die Anliegen einer Gesellschaft ändern, spiegelt sich das auf dem Finanzmarkt wider. ESG zeigt das exemplarisch. Das wachsende Bewusstsein für soziale und ökologische Belange hat das Interesse für das Thema auch bei Investorinnen und Investoren beschleunigt. Laut einem Report von PwC (2022) könnte die Gesamtheit der ESG-Vermögenswerte bis 2026 auf rund 34 Billionen US-Dollar ansteigen. Das wäre mehr als ein Fünftel der globalen Assets under Management – also aller verwalteten Vermögenswerte. Ein riesiger Markt.
Was ist ESG?
Aber starten wir erstmal mit den Basics. ESG steht für Environmental, Social und Governance – also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Dabei handelt es sich um Kriterien zur Bewertung der nachhaltigen und ethischen Praxis eines Unternehmens.
Unter Umwelt (Environmental) verstehen sich alle Aspekte zum Umgang eines Unternehmens mit natürlichen Ressourcen, Umweltauswirkungen und Klimawandel. Das umfasst beispielsweise das Recycling-Management, die Energieeffizienz oder die CO2-Emissionen.
Soziales (Social) fasst die Beziehungen eines Unternehmens mit seinen Anspruchsgruppen zusammen. Dabei geht es um Mitarbeitende, Kunden, Lieferanten und die Gesellschaft als Ganzes. Beispiele dafür sind etwa Arbeitsbedingungen, Chancengleichheit, Diversität und Inklusion oder soziales Engagement.
Unternehmensführung (Governance) befasst sich mit der Art und Weise wie ein Unternehmen geführt und kontrolliert wird. Mögliche Faktoren zur Messung dieses Kriteriums wären zum Beispiel die Transparenz eines Unternehmens, ethische Standards, die Vergütung des Managements oder die Vermeidung von Korruption.
Warum ist ESG so wichtig?
Das hat offensichtliche Gründe: Der Klimawandel zwingt alle zum Handeln. Gleichzeitig werden Aspekte wie Gleichberechtigung und soziale Verantwortung innerhalb der globalen Gemeinschaft immer wichtiger. Das betrifft auch die Unternehmen stark. Die Bemühungen der Unternehmen in diese Richtung haben zwei Haupttreiber. Einerseits hat sich das Konsumverhalten in den letzten Jahren stark verändert. Kundinnen und Kunden legen heutzutage vermehrt Wert auf Nachhaltigkeit. Unternehmen, die nachhaltig handeln und ethische Standards einhalten, werden bevorzugt. Diejenigen, die das nicht tun, sind im Nachteil, ernten teilweise gar Shitstorms für unverantwortliches oder umweltschädliches Handeln.
Zweitens – und damit schliessen wir den Bogen zum Anfang dieses Blogposts: Auch bei den Investitionen gewann ESG über die letzten Jahre stark an Bedeutung. Institutionelle Investoren wie auch private Anlegende haben erkannt, dass Nachhaltigkeit einen langfristiger Treiber für den Unternehmenserfolg darstellt. Heutzutage gibt es etliche ESG-Fonds und -Indizes, die sich über die letzten Jahre immer grösserer Popularität erfreut haben. Ist ein Unternehmen zu wenig nachhaltig, wird es aus diesen Finanzinstrumenten ausgeschlossen und muss sich Investitionen entgehen lassen.
Sehr überspitzt zusammengefasst: Unternehmen mit gutem ESG-Rating verkaufen potenziell mehr – und werden gleichzeitig attraktiver für Investitionen.
Wie werden ESG-Kriterien gemessen?
So weit so gut. Aber wer definiert jetzt, wie nachhaltig ein Unternehmen ist? Und wie genau berechnet man das? Da es dafür erst seit kurzem Vorgaben von Regulatoren gibt, und diese Rahmenwerke noch unvollständig sind, sprangen zunächst private Rating-Agenturen mit ihren eigenen Modellen in diese Datenlücke. Die Nachhaltigkeits-Bewertung eines Unternehmens kann dabei in einem ESG-Rating kalkuliert werden. Bekannte Anbieter auf dem Markt sind beispielsweise MSCI, Sustainalytics (gehört zu Morning Star) oder RobecoSAM (Teil von Standard & Poor).
Für die Erstellung eines ESG-Ratings analysieren die Ratingagenturen den ökologischen und sozialen Einfluss der Produkte und Praktiken eines Unternehmens auf die Umwelt und die Gesellschaft. Gleichzeitig fliesst auch die Bereitschaft und Fähigkeit, entsprechende Probleme anzugehen, ins Rating mit ein. Die Ratingagenturen stützen sich dabei etwa auf Datenpunkte aus Geschäfts-, Nachhaltigkeits- oder Medienberichten. Jede Agentur wählt dabei leicht andere Faktoren und eigene Gewichtungen der Faktoren aus.
ESG: Was sind die Herausforderungen?
So unterschiedlich die verschiedenen Ratingagenturen, so unterschiedlich sind also auch deren Ansätze. Die Methodiken zur Ermittlung der ESG-Ratings der verschiedenen Anbieter können durchaus variieren. Das führt teilweise zu Divergenzen bei den Bewertungen von Unternehmen. Nur weil ein Unternehmen bei einer Rating-Agentur besonders gut abschneidet, heisst das nicht, dass eine andere Methodik exakt dasselbe Resultat ergibt. Das hat in der Vergangenheit für Kritik gesorgt.
Um zu vermeiden, dass sich Unternehmen ohne hinreichende Grundlage als besonders ökologisch und verantwortungsbewusst darstellen (Greenwashing), nimmt die behördliche Kontrolle zu. Es werden laufend neue Nachhaltigkeitsstandards entwickelt und regulatorische Richtlinien erlassen.
Das weltweit am weitesten fortgeschrittene Rahmenwerk ist dabei die EU-Taxonomie. Die Taxonomie ist ein EU-weit gültiges System zur Klassifizierung von nachhaltigen Wirtschaftsaktivitäten. Sie soll der Finanzwirtschaft und somit den Anlegerinnen und Anlegern Orientierung geben und Kapital für den grünen Umbau von Energieproduktion und Wirtschaft anreizen. Zu diesem Rahmen gehören auch die neuen Vorschriften zur Nachhaltigkeits-Berichterstattung für Unternehmen. Die sogenannten European Sustainability Reporting Standards (ESRS) geben dabei auch einen klaren gemeinsamen Rahmen für die Datenerhebung der Firmen vor. Aktuell wird dieser Rahmen mit weiteren globalen Datenerhebungsstandards harmonisiert und so sollten hoffentlich bald Minimal-Sets von öffentlich verfügbaren und direkt vergleichbaren ESG-Daten von Firmen vorliegen, zusätzlich zu den oft hochkomplexen Ratings.
SIX hat eine Strategie entwickelt, die Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt ihres Geschäfts stellt. Als Finanzmarktinfrastruktur-Anbieterin spielt sie eine zentrale Rolle. Ihre Position an der Schnittstelle zwischen Finanzmärkten und Wirtschaft ermöglicht es ihr, den Übergang zu einer nachhaltigen Entwicklung mitzugestalten.
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