Die Relativitätstheorie ist dagegen ein Kinderspiel. «Am schwersten auf der Welt zu verstehen, ist die Einkommenssteuer», wusste schon Physiknobelpreisträger Albert Einstein. Kaum ein Schweizer, der ihm da zurzeit nicht beipflichten würde. Es ist wieder einmal März und der Abgabetermin für die Steuererklärung am Monatsende rückt unerbittlich näher.
Doch das ist Klagen auf hohem Niveau. Im Tax Complexity Index der deutschen Universitäten Paderborn und LMU München belegt das Schweizer Steuersystem den Rang 20 von 100 in Sachen Einfachheit. Beinahe unerreicht ist die Qualität der Unterstützung durch die Behörden und sehr gut sind der Prozess der Erstellung und Einreichung der Steuererklärung sowie die Zahlung. Rang 1 belegt übrigens die Kanalinsel Jersey, Rang 100 Brasilien.
Esten haben’s einfach mit den Einkommenssteuern
Dass das britische Eiland die Rangliste anführt, kann insofern nicht überraschen, weil es eines der wenigen Länder der Welt ist, die eine Flat Tax kennen, also eine Einheitssteuer ohne Progression. Im Extremfall ermöglicht eine Flat Tax die unkomplizierte Quellenbesteuerung – ohne Steuererklärung. Die Steuerpflichtigen der Kanalinsel Jersey bezahlen klassenübergreifend gerade einmal 20 % Steuern auf ihr Einkommen, sind allerdings nicht vom Ausfüllen der Steuererklärung entbunden. Sie können zusammen mit den Schweizern neidisch nach Estland schielen, das sich als weiteres Flat-Tax-Land auf Rang 4 eingereiht hat.
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Der Artikel zeigt, dass das Ausfüllen der Steuererklärung nicht in allen Ländern gleich mühselig ist und dass diejenigen, die die Steuern eintreiben, auch mal kreativ werden. Was hier recht heiter daherkommt, hat einen geschäftskritischen Hintergrund: Steuergesetze sind von Land zu Land sehr verschieden und ändern sich laufend. Das stellt Finanzinstitute vor grosse Herausforderungen bei der Überwachung, der Abschätzung steuerlicher Implikationen von Erträgen, der Quellenbesteuerung und der Berichterstattung im Zusammenhang mit Finanzinstrumenten, Emittenten oder Einzelpersonen.
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In Estland zieht der Arbeitgeber die Steuern monatlich vom Bruttolohn ab. «Etwa 95 % der Bevölkerung muss nur noch das digitale Steuerformular überprüfen und abschicken», erklärt Robert Krimmer, Professor für E-Governance an der Technischen Universität in Tallinn, im Magazin «brand eins» und: «Weil das System so einfach ist, gibt es in Estland keine Steuerberater.» Einfacher geht es nicht.
Steuern gibt es schon seit dem frühen Altertum. Damals Tribut, Zoll oder Zehnt genannt, dienten sie ungefähr dem gleichen Zweck wie heute: der Finanzierung des Staatshaushaltes. Jahrhundertelang waren sie jedoch ziemlich willkürlich. So besteuerte zum Beispiel der römische Kaiser Vespasian den Besuch von öffentlichen Toiletten. Sein Ausspruch «pecunia non olet», Geld stinkt nicht, hallt noch heute nach.
Die Idee, dass Steuern gerecht sein sollten, kam erst mit dem schottischen Philosophen Adam Smith im 18. Jahrhundert auf. England war das erste Land, das 1799 eine Einkommenssteuer im heutigen Sinn einführte – und gleich wieder abschaffte. In der Schweiz wechselte Basel-Stadt 1840 als erster Kanton von einer Vermögens- zu einer Einkommenssteuer als Haupteinnahmequelle, das Gros der Kantone folgte während des Ersten Weltkriegs, als viele öffentliche Kassen darbten. Vom Altertum bis heute gilt: Kriege waren oft der Grund, neue Steuern einzuführen. Auch das umgekehrte Beispiel – Steuern führen zu Krieg – gibt es, und es ist ein prominentes: Als England 1773 eine neue Teesteuer für die Kolonien erliess, rebellierten die Siedler in Amerika und zettelten den Unabhängigkeitskrieg an – die USA waren geboren.
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Ja, mit Steuern ist nicht zu spassen. Das erfuhr auch der wohl grösste Mafioso aller Zeiten am eigenen Leib: Nicht etwa wegen Mordes oder Bestechung landete Al Capone 1931 schliesslich im Kittchen, sondern wegen Steuerhinterziehung. Also Obacht geben beim Ausfüllen der Steuererklärung.
Womit wir wieder zurück am Anfang wären. Vielleicht lässt sich die Steuererklärung leichter ausfüllen, wenn einem bewusst ist, mit welchen Absurditäten man sich in anderen Ländern herumschlagen muss. In mehreren US-Bundesstaaten lässt sich ein erlegter Hirsch von den Steuern abziehen, wenn man ihn spendet. In Schweden müssen die Steuerbehörden die Namen von Babys freigeben. Lego und Google sind okay, Allah und Ikea nicht. Und das als «Fettsteuer» berüchtigte Metabo-Gesetz in Japan schreibt vor, dass sich Menschen zwischen dem 40. und 75. Lebensjahr jährlich die Taille messen lassen müssen. Frauen können ab 90 Zentimetern zur Kasse gebeten werden, Männer ab 85 Zentimetern. Da macht selbst das Ausfüllen der Steuererklärung mehr Freude.
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