Wer sein Vermögen auf dem Konto liegen lässt, läuft Gefahr, Geld zu verlieren. Die Inflation zum Beispiel kann dafür sorgen, dass jeder einzelne Franken plötzlich weniger wert ist. Wer nicht zusehen will, wie sein Vermögen schrumpft, sollte zumindest einen Teil seines Geldes in Wertschriften investieren, auch – oder gerade – in Zeiten, in denen Börsenkurse fallen.
Warum fallen Börsenkurse?
In unsicheren politischen oder wirtschaftlichen Phasen verkaufen professionelle Grossinvestoren ihre Aktien, ziehen ihr Geld aus dem Markt zurück und parken es an der Seitenlinie. «Die Börse ist der einzige Markt, von dem die Käuferinnen und Käufer bei einem Ausverkauf davonlaufen», besagt denn auch eine beliebte Redewendung.
Wann soll ich Aktien kaufen?
Gerade wenn Kurse fallen könnte ein guter Zeitpunkt sein, um damit zu beginnen, in Aktien zu investieren. Hier kommen drei gute Gründe dafür. Tiefe Kurse sind dabei nur der erste, aber nicht der wichtigste Grund. Die zwei anderen Gründe zeigen nämlich, dass es im Prinzip keinen richtig schlechten Zeitpunkt gibt – vorausgesetzt der Anlagehorizont ist lang genug:
1. Sie kaufen zu tiefen Preisen
Wenn die Kurse in einem Markt auf breiter Front fallen, sind die entsprechenden Aktien im Vergleich «günstig» zu haben. Erfahrungsgemäss erholen sich die Kurse am Aktienmarkt nach einer Phase sinkender Kurse innerhalb eines Jahres bereits wieder und erreichen das Niveau von vorher. Sobald die Wirtschaft wieder etwas Fuss gefasst hat oder die politische Unsicherheit nachlässt, dürften auch die Aktienkurse wieder steigen. Dafür gibt es selbstverständlich keine Garantie, aber auch wenig Anlass, davon auszugehen, dass es diesmal anders sein wird. Immerhin eines lässt sich statistisch beweisen: Die Börse ist der Realwirtschaft zeitlich immer um sechs bis neun Monate voraus. Wenn die Konjunktur also noch am Boden liegt, steigen die Kurse an den Aktienmärkten bereits wieder nach oben.
Zuverlässig voraussagen, wann die Erholung an den Märkten einsetzen wird beziehungsweise wann der tiefste Punkt – der optimale Einstiegspunkt – erreicht ist, kann dennoch niemand. Es lässt sich immer erst rückblickend feststellen, wann genau eine Krise am Aktienmarkt begann, wann der Tiefpunkt erreicht war und wann die darauffolgende Erholung eingesetzt hat. Eine gute Option ist, in kleinen Tranchen zu kaufen, dafür regelmässig (siehe Tipp in der unten stehenden Box).
Tipp: Investieren Sie regelmässig an der Börse – dank Indexfonds und ETFs schon mit kleinen Beträgen
Niemand kann den genauen Zeitpunkt benennen, ab wann Aktienkurse beginnen zu fallen oder wann sie wieder steigen. Darum ist es ratsam, häppchenweise, aber kontinuierlich an den Finanzmärkten zu investieren. Wer jeden Monat investiert, wird in Phasen fallender Kurse zwar in die Verlustzone rutschen, profitiert aber in Phasen wieder steigender Kurse vollumfänglich vom Aufschwung. Sie glätten so die Marktbewegung.
Bei kleinen Budgets – schon ab tiefen dreistelligen Frankenbeträgen – eignen sich dafür Indexfonds oder Exchange Traded Funds (ETF). Es handelt sich dabei um passiv gemanagte Fonds mit tiefen Gebühren. Sie kaufen keine «ganzen» Aktien, sondern Anteile an einem Korb voller Aktien. Es gibt zum Beispiel Indexfonds, die den ganzen Swiss Market Index nachbilden, und ETFs zu allen erdenklichen Themen.
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Jetzt abonnieren2. Sie profitieren vom Zinseszinseffekt
Je früher Sie anfangen zu investieren, desto wahrscheinlicher wird eine positive Rendite. In der Vergangenheit haben sich lange Anlagehorizonte von 10, 15, 20 oder am besten 30 oder 40 Jahren als Garant für – über die ganze Periode gesehen – steigende Kurse herausgestellt.
Auf jeden Fall kommt der so genannte Zinseszinseffekt hinzu. Dieser entfaltet bei langfristigem – und regelmässigem Anlegen (siehe Tip in der oben stehenden Box) – seine Zauberwirkung. Sie setzt ein, wenn der erzielte Gewinn über die gesamten Anlagedauer sofort wieder reinvestiert wird. Thesaurierende Fonds machen sich diesen Effekt zunutze und investieren die erzielten Gewinne permanent wieder.
Im Idealfall beginnt das Investieren mit dem ersten Gehalt. Wer mit 16 von seinem Lehrlingsgehalt monatlich 100 Schweizer Franken in einen Fonds investiert, könnte im Alter von 65 Jahren fast über eine halbe Million Schweizer Franken verfügen. Mit einer in der Vergangenheit gemessenen durchschnittlichen Rendite von 7 % am Aktienmarkt und dank des Zinseszinseffekts würde ein Vermögen von 472’043,25 Schweizer Franken resultieren. Ob und wann solche Renditen noch einmal möglich sind, ist natürlich nicht klar. So gut wie sicher ist jedoch, dass wer beim Investieren einen langen Atem hat, doppelt belohnt wird: durch langfristig steigende Kurse und durch den Zinseszinseffekt.
3. Sie sorgen für das Alter vor und sparen Steuern
Der klassische Anwendungsfall des Investierens mit langem Anlagehorizont ist die private Altersvorsorge. In der Schweiz kommt man dabei fast nicht an der so genannten 3. Säule vorbei. Sie war eigentlich nur als Ergänzung zu den Altersleistungen aus der 1. Säule (AHV) und der 2. Säule (Pensionskassen/BVG) gedacht, gewinnt aber immer mehr an Bedeutung.
Innerhalb der 3. Säule gibt es die gebundene Vorsorge oder auch Säule 3a genannt und die freie Vorsorge in der Säule 3b. Der Clou: Statt die Säule 3b als reines Sparkonto zu sehen, lassen sich die Einzahlungen auch an der Börse anlegen. Auch hier empfiehlt sich das regelmässige Einzahlen (siehe Tip in der oben stehenden Box). Zahlreiche digitale Lösungen und Apps mit tiefen Gebühren machen das Anlegen der Gelder aus der Säule 3b in Fonds mit mehr oder weniger Aktienanteilen mittlerweile kinderleicht. Und wer in der Schweiz über die Säule 3a spart – oder investiert –, erhält einen garantierten Gewinn gratis dazu: eine Steuerersparnis. Die Einzahlungen in die Säule 3a können vom steuerbaren Einkommen abgezogen werden, mindern also die jährliche Steuerlast.
Der Bund legt jährlich den Höchstbetrag fest, den Sparer oder Investorinnen in die Säule 3a einzahlen dürfen. Für 2024 liegt dieser Betrag für Erwerbstätige bei 7056 Schweizer Franken jährlich und für Selbstständige bei maximal 35’280 Schweizer Franken oder 20 % des Nettoerwerbseinkommens. Es kann aber auch weniger eingezahlt werden beziehungsweise jeden Monat ein kleiner Betrag in einen Fonds investiert werden. Denken Sie an die Glättung der Marktbewegung und an den Zinseszins.