Open Finance, also der Austausch von Kundendaten zwischen Finanzinstituten und Drittanbietern, hält weltweit Einzug. Entsprechend laut ertönt der Ruf nach Standards. Anders als in der EU, wo die Richtlinie PSD2 gewisse Vorgaben macht, können die Finanzinstitute in der Schweiz selbst Teil der Lösung werden, ohne dass es dafür den Regulator braucht. Wenn man Marianne Wildi, CEO der Hypothekarbank Lenzburg glaubt, könnten sie dabei sogar noch schneller sein als der regulierte Nachbar. «Wir sind in der Schweiz längst weiter als die EU», sagte sie kürzlich bestimmt im Interview mit der Zeitung Finanz und Wirtschaft.
Das bedingt jedoch ein «einheitliches Verständnis der rechtlichen Rahmenbedingungen und ein koordiniertes Vorgehen der Branche», wie die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) kürzlich geschrieben hat. Gemeinsam mit dem Branchenverband Swiss FinTech Innovations (SFTI) und relevanten Marktteilnehmern hat sie darum die Zuständigkeiten definiert: Die SBVg übernimmt eine koordinierende Funktion während der SFTI – zusammen mit anderen Marktteilnehmern – die Grundlagen für einheitliche Programmierschnittstellen, die APIs, erarbeitet:
- Die SBVg koordiniert demnach die Klärung rechtlicher und sicherheitstechnischer Fragen und bündelt die Interessen der Branche gegenüber den Behörden und der Öffentlichkeit.
- Der SFTI übernimmt die Etablierung einheitlicher API-Standards. In der Branche breit abgestützt agiert er als Dachorganisation für die Erarbeitung fachlicher und technischer Open-Finance-Grundlagen.
- API-Spezifikationen werden entweder direkt von SFTI oder in enger Zusammenarbeit mit marktgetriebenen Initiativen definiert.
- Im Common-API-Katalog fasst das SFTI alle anerkannten API-Spezifikationen und Sicherheitsempfehlungen für spezifische Geschäftsanwendungen zusammen.
OpenWealth, ein Standard der auch umgesetzt wird
Die neuen OpenWealth-APIs beweisen, dass dieser Ansatz erfolgreich ist. Im Dezember 2020 hatten sich Vertreter aus der Vermögensverwaltungsbranche auf gemeinsame APIs geeinigt. Der SFTI hat diese in ihren Common-API-Katalog aufgenommen. Gepflegt werden die Standards durch die eigens ins Leben gerufene OpenWealth Association, unter der Führung von Synpulse und bestehend unter anderem aus den Mitgliedern St.Galler Kantonalbank, Zürcher Kantonalbank, Alphasys, Assetmax, Etops/Evolute und SIX. Simon Alioth, Head Open Banking bei Synpulse und Leiter der OpenWealth Community, unterstreicht die Wichtigkeit dieser Zusammenarbeit: «Die OpenWealth-APIs sollen von möglichst vielen Finanzinstituten, WealthTechs und Anbietern von Portfolio-Management-Systemen umgesetzt werden, nur so kann ein Standard entstehen. Hierfür ist eine enge Abstimmung unter einem führenden Branchenverband hilfreich.»
Ein Standard nützt niemandem, wenn er nicht im Markt umgesetzt und anwendbar ist – und dies möglichst effizient. Der Einsatz von Schnittstellen setzt bei Finanzinstituten bestimmte Kompetenzen und Ressourcen voraus:
- Bereitstellung der API in einer hochverfügbaren und sicheren Umgebung
- Vertragsmanagement für eine Vielzahl von Dritten, die sich die APIs anbinden wollen
- Einholen und Verwaltung der Endkunden-Einwilligung (Consent Management)
- Due Diligence von Drittanbietern
- Angebot eines Developer Portals sowie Testing-Möglichkeiten und Sandboxes inkl. technischem Support
- ein solides Partnermanagement, z.B. für die Koordination von Updates oder Incidents
Für Drittanbieter liegt die Herausforderungen neben dem Vertragsmanagement vor allem in der Gewährleistung von IT-Sicherheit und Datenschutz im Umgang mit Kundendaten.
bLink als zentrale Open-Finance-Plattform
Zentrale Open-Finance-Plattformen können einen Grossteil dieser Anforderungen für beide Seiten übernehmen und vereinfachen damit die Umsetzung von sowie den Zugang zu standardisierten Schnittstellen.
Für die Umsetzung der OpenWealth-APIs haben sich die OpenWealth-Mitglieder St.Galler Kantonalbank und Zürcher Kantonalbank darum für die Open-Finance-Plattform bLink von SIX entschieden. Sie ergänzen das bereits bestehende API-Angebot für die Buchhaltung. «Wir glauben stark, dass sich bLink als relevanter und nachhaltiger Player für Open Finance in der Schweiz etablieren kann. Mit der Zulassungsprüfung und dem einheitlichen Vertragswesen schafft bLink einen effektiven Mehrwert.» begründet Falk Kohlmann, Bereichsleiter Marktleistungen und Mitglied der Geschäftsleitung der St.Galler Kantonalbank, den Entscheid. Auch Philipp Schumacher, Leiter Produktmanagement Anlagen Spezial bei Zürcher Kantonalbank, sieht grosse Vorteile für die Bank und ihre Kundinnen und Kunden: «Mit den OpenWealth-APIs in Kombination mit bLink bieten wir externen Vermögensverwaltern und Custody-Kunden sowie deren Dienstleistern einen einfachen und effizienten Weg, sich an unsere neuen Datenschnittstellen anzubinden und ihre Prozesse darauf aufzubauen. Wir kommen damit einem wichtigen Kundenbedürfnis institutioneller Anleger nach.»
Der Vorteil für die Finanzinstitute liegt in der Skalierbarkeit einer zentralen Open-Finance-Plattform: Sind Finanzinstitute und Drittanbieter erst einmal auf bLink, können sie mit geringem Aufwand Partnerschaften mit allen anderen Teilnehmern eingehen. Und das wiederum fördert die flächendeckende Etablierung anerkannter API-Standards im Markt.
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