Inhaltsverzeichnis
- Wann ist eine Geschäftsidee gut?
- 1. Was kann ich besonders gut?
- 2. Was verärgert Konsumentinnen und Konsumenten?
- 3. Was wird in Zukunft wichtig werden?
- 4. Wo verstecken sich neue Zielgruppen?
- 5. Welche bestehenden Produkte sind nicht perfekt?
- 6. Was wird wo gebraucht?
- Nach der Geschäftsidee ist vor der Marktanalyse
Sich selbstständig machen, ein Unternehmen gründen und mit seinem eigenen Start-up Geld verdienen: Das ist vielleicht die grösste Freiheit, die unser Wirtschaftssystem bietet. Dabei besteht dieses System im Grunde nur aus dem Spiel zweier Kräfte: Angebot und Nachfrage. Oder anders ausgedrückt: Unternehmen und Kundschaft.
Ein bekanntes ökonomisches Konzept besagt, dass sich jedes neue Angebot seine Nachfrage schafft. Smartphones sind ein gutes Beispiel dafür, denn niemand hat danach verlangt, aber heute kann kein Mensch mehr darauf verzichten. Doch wie entwickeln Sie ein neues Angebot, wie kommen Sie Schritt für Schritt zu einer guten Geschäftsidee und zur eigenen Firma?
Wann ist eine Geschäftsidee gut?
Eine Nachfrage schaffen sich Start-ups immer nur dann, wenn eine neue Geschäftsidee ein oder gleich mehrere Bedürfnisse der Konsumentinnen und Konsumenten befriedigt oder deutlich besser befriedigt als bestehende Anbieter. Wer also seine eigene Firma gründen möchte, sollte als Erstes eine eigene Geschäftsidee entwickeln und sich überlegen, wie er oder sie ein Angebot schaffen kann, das die Kundschaft überzeugt und sie dauerhaft an sich bindet. Wer ein eigenes Unternehmen gründen möchte, aber noch keine gute Geschäftsidee dafür erkennt, kann auch systematisch vorgehen. Ein guter Tipp ist, sich eine Reihe von Fragen zu stellen:
1. Was kann ich besonders gut?
Die Reise in die Freiheit der Selbstständigkeit startet bei den eigenen Fähigkeiten. Denn die können einen sehr oft auf neue Geschäftsideen bringen. Es geht ganz simpel darum zu erkennen, was Sie selbst gut können, was Sie gerne machen würden, wo Sie kreativ begabt sind oder wovon Sie besonders viel Ahnung haben. Auf diesem Gebiet sind Sie nämlich wahrscheinlich besser als andere. In den eigenen Fähigkeiten schlummern viele gute Ideen. Aber ebenso kann auch alles, was Sie – und andere Konsumentinnen und Konsumenten – im Alltag immer wieder ärgert, den entscheidenden Anstoss für eine Geschäftsidee geben. Das bringt uns zur zweiten Frage.
2. Was verärgert Konsumentinnen und Konsumenten?
Die gelben Post-it-Zettel sind aus keinem Büro mehr wegzudenken. Die Geschäftsidee dazu hatte der Amerikaner Arthur Fry, als er sonntags in seinem Chor in der Kirche sang und ihm wieder einmal beim Aufklappen des Gesangbuches die Lesezeichen herausfielen. Da erinnerte er sich an einen neuen Klebstoff, den ein Kollege erfunden hatte, für den es aber im Unternehmen noch keine passende Geschäftsidee gab. Von da an war es nicht mehr weit, bis 1980 die ersten gelben selbstklebenden Merkzettel auf den Markt kamen. Obwohl das Management der Firma 3M, für die Arthur Fry das Produkt entwickelt hatte, zunächst nicht von der Idee überzeugt war, wurde es zum Blockbuster. Dieses Beispiel zeigt: Eine erfolgreiche Geschäftsidee muss nicht immer besonders komplex sein, sondern kann auch einfach ein Ärgernis für möglichst viele Menschen beseitigen.
3. Was wird in Zukunft wichtig werden?
Ein anderer Ansatz kann sein, sich mit dem zu beschäftigen, was die Gesellschaft morgen bewegen wird. Wie werden wir in zehn Jahren leben? Was ist den Menschen wichtig? Anhand dieser und ähnlicher Fragen können Sie erahnen, wohin sich die bestehende und die künftige Nachfrage der Konsumentinnen und Konsumenten entwickeln, wo Start-ups entstehen und was sie anbieten könnten. Derzeit sind das Themen wie Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Demografie, da die Prognose besagt, dass immer mehr Menschen immer länger leben. Das hat erheblichen Einfluss auf unsere Gesellschaft, insbesondere auf das Pflege- und Gesundheitswesen, aber auch auf den Verkehr und die Art zu bauen.
4. Wo verstecken sich neue Zielgruppen?
Es muss nicht unbedingt ein völlig neues Geschäft oder die total verrückte Start-up-Idee sein, mit der Sie den Markt neu aufrollen. Die Geschäftsidee für das eigene Unternehmen kann auch auf einem ganz alten Handwerk gründen. Dieses können Sie auf neu entstehende Ansprüche ausrichten. Nehmen wir zum Beispiel das Coiffeurhandwerk. Erst seit einiger Zeit hat diese Branche den männlichen (und bärtigen) Teil der Bevölkerung entdeckt. Modetrends haben dafür gesorgt, dass den Männern wieder Haare im Gesicht wachsen, und zudem schürt der Zeitgeist seit einigen Jahren die Eitelkeit bei Männern. Dementsprechend eröffnen vor allem in den urbanen Gebieten derzeit viele Männer-Salons oder Barber-Shops. Die Ökonomie würde sagen: Hier haben Start-ups eine etablierte Dienstleistung weiterentwickelt und für eine neue Zielgruppe aufbereitet.
5. Welche bestehenden Produkte sind nicht perfekt?
Viele erfolgreiche Ideen von Start-ups waren gerade deshalb erfolgreich, weil sie ein bereits bestehendes Produkt besser gemacht haben. Ökonomisch ausgedrückt heisst das: Die Gründerin oder der Gründer hatte eine Geschäftsidee, mit der ein Bedarf besser befriedigt werden kann. Dafür hat sie oder er vielleicht sogar eine neue Technologie entwickelt. Wie zum Beispiel der Brite James Dyson, der die Idee für den gleichnamigen beutellosen Staubsauger hatte und die Dual-Zyklon-Technologie entwickelt hat. Es wird behauptet, er habe sich immer darüber geärgert, dass bei herkömmlichen Staubsaugern die Saugleistung mit zunehmendem Füllstand des Staubbeutels abnimmt. Er hat mehr als 15 Jahre lang an einer Alternative gebastelt, bis er nach der Entwicklung von 5127 Prototypen im Jahr 1983 endlich das erste Modell auf den Markt brachte und sein Unternehmen eröffnen konnte. Heute beschäftigt Dyson mehr als 12’000 Mitarbeitende und generiert einen Umsatz von rund 5 Milliarden Euro.
6. Was wird wo gebraucht?
Nicht nur Produkte können Sie besser machen, sondern auch Dienstleistungen. Erfolgreiche Ideen für Start-ups können förmlich auf der Strasse liegen. Wenn es in einer Studentenstadt in Universitätsnähe noch kein günstiges Café mit WLAN und Steckdosen gibt, wäre es vielleicht eine innovative Idee, eines zu eröffnen. Vielleicht würde dort statt des Kaffeekonsums die Aufenthaltsdauer oder der Stromverbrauch berechnet. Tipp: Manchmal braucht es nicht einmal eine solch innovative Idee. Manchmal braucht es vielleicht einfach mehr vom Gleichen. Eröffnen Sie eine Kita, wenn in einem Ort in der Agglomeration zwar viele junge Familien zuziehen, aber es dort bisher nur eine gibt. Oder eröffnen Sie einen ambulanten Pflegedienst, wenn es in einem anderen Ort, wo viele ältere Menschen leben, einen Mangel gibt. Umso besser, wenn die neue Kita im Gegensatz zur anderen über einen Garten verfügt und der ambulante Pflegedienst mit effizienteren Methoden arbeitet als der erste.
Nach der Geschäftsidee ist vor der Marktanalyse
Je treffender eine gute Geschäftsidee die Nachfrage befriedigt, desto höher sind die Erfolgschancen für alle, die ein neues Unternehmen gründen möchten. Daher ist der zweite grosse Schritt auf dem Weg zum selbstständigen Unternehmer oder zur selbstständigen Unternehmerin eine genaue Marktanalyse – und noch mehr Fragen: Welche Konkurrenz besteht zur eigenen Geschäftsidee? Wie kann ich effizienter wirtschaften als die Konkurrenz? Wie hoch ist die Nachfrage und wie wird sie sich in den kommenden Jahren entwickeln? Entspricht das Geschäftsmodell dem Zeitgeist und den Werten der Konsumentinnen und Konsumenten? Wie viel Geld sind potenzielle Kundinnen und Kunden bereit, für mein innovatives Produkt oder die kreative Dienstleistung zu zahlen? Wie viel Geld möchte ich mit meiner Geschäftsidee verdienen? Die Antworten darauf sind entscheidend für das Konzept des Geschäftsmodells und die Berechnung des möglichen Umsatzes und Gewinns.
Je mehr Start-ups über die Zielgruppe wissen, für die sie ein Produkt herstellen oder eine Dienstleistung anbieten wollen, desto passender kann das Design, die Werbung und der Preis einer Geschäftsidee entwickelt und im Businessplan dargelegt werden. Oder wie es die Ökonomie ausdrücken würde: Je besser ein Angebot die Nachfrage befriedigt, umso mehr Kundinnen und Kunden werden es in Anspruch nehmen.
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