Was ist eine Inflation?
Inflation ist, wenn die Preise steigen und man fürs gleiche Geld immer weniger Waren bekommt. Wer jede Woche die gleichen Dinge in den Einkaufswagen legt, dürfte in den vergangenen Monaten festgestellt haben, dass er oder sie an der Kasse dafür einiges mehr zahlt als in früheren Jahren.
Die gestiegenen Inflationsraten, oft auch als Teuerungsraten bezeichnet, haben die Preise für Güter und Dienstleistungen spürbar nach oben getrieben. Wobei die Inflationsrate in der Schweiz dank des starken Schweizer Frankens bei moderaten 3 % liegt. aber Das umliegende Ausland und die USA verzeichneten jedoch Steigerungsraten von bis zu 10 % und mehr.
Wie entsteht eine Inflation?
Es gibt drei wesentliche Ursachen für die derzeit hohen Inflationsraten, welche die Furcht vor einer Rezession schüren:
1. Die Politik des billigen Geldes nach der Finanzkrise
Ein wichtiger Grund, warum aktuell die Preise steigen, ist in den Jahren nach der Finanzkrise von 2008 zu finden. Um die Wirtschaftssysteme zu stabilisieren, haben damals die Notenbanken der USA, Europas und der Schweiz die Zinsen so weit wie möglich gesenkt. Damit haben sie das Geld «billig» gemacht. Plötzlich konnten es sich viele Menschen leisten, ein Haus zu kaufen oder zu bauen, weil Hypotheken so günstig waren wie noch nie.
Und für Unternehmen war es einfach, an Kredite und Finanzmittel heranzukommen. Diese Stimulanz der Wirtschaftstätigkeit ging sogar so weit, dass diejenigen, die ihr Geld nicht ausgeben oder investieren wollten, sondern es auf dem Bankkonto liegen liessen, dafür mit Negativzinsen bestraft wurden. Das hatte es zuvor noch nie gegeben. Somit ging die Rechnung der Notenbanken auf: Das billige Geld hat die Wirtschaft beflügelt, es hagelte Bauaufträge, Material wurde bestellt, Einkommen generiert und der Konsum gestärkt.
Allerdings wuchs durch diese «Politik des billigen Geldes» die Geldmenge schneller als die ihr gegenüberstehende Gütermenge. Das schlägt sich nach Ansicht führender Ökonomen wie dem amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler Milton Friedman immer auch in steigenden Preisen nieder und ebnet der Inflation den Boden.
2. Die unterbrochenen Lieferketten und die Produktionsstopps während der Pandemie
Im Jahr 2020 sorgte die weltweite Covid-19-Pandemie dafür, dass die Produktion von Gütern gestoppt wurde und internationale Lieferketten abbrachen. Während der Lockdowns durften Hersteller nicht mehr produzieren und Dienstleister ihre Dienste nicht mehr anbieten.
Die Schweiz und viele andere Staaten reagierten auf die Krise mit grosszügigen Subventionen und Steuergeschenken, um den Ausfall von Einnahmen und Einkommen bei den Bürgerinnen und Bürgern zu kompensieren. Damit geriet jedoch das gesamtwirtschaftliche Verhältnis von Angebot und Nachfrage aus den Fugen. Denn während das Angebot – also die Summe aller produzierten Güter und Dienstleistungen einer Volkswirtschaft – geschrumpft war, blieb die Nachfrage – also der nachgefragte Bedarf an Gütern und Dienstleistungen seitens der Verbrauchenden – gleich.
Ein solches Ungleichgewicht treibt letztlich die Preise nach oben. Ein gutes Beispiel ist der Auto-Occasionsmarkt: Seit Beginn der Pandemie ist das Angebot an Occasionsfahrzeugen aufgrund der weltweiten Produktionsrückgänge und Lieferkettenproblematiken laut dem Schweizer Vergleichsdienst Comparis um 29 % geschrumpft. Die Preise für Occasionsfahrzeuge sind im gleichen Zeitraum indes um 28 % gestiegen.
3. Die Energiekrise als Folge des Krieges in der Ukraine
Zu Beginn des dritten Jahres seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie griff Russland die Ukraine an und schränkte die Öl- und Gaslieferungen nach Europa ein. Dies führte innert kürzester Zeit zu enormen Preissteigerungen bei der Energie und befeuerte die Inflation zusätzlich.
Das seither sehr akut gewordene Bestreben führender europäischer Länder, sich aus der Energieabhängigkeit von Russland zu befreien, hat zudem höhere Ausgaben für alternative Energiequellen und deren Beschaffung (Dekarbonisierung) zur Folge, was ebenfalls die Preise treibt.
Was wirkt gegen Inflation?
Das Gegenmittel bei steigenden Inflationsraten sind Zinserhöhungen durch die Nationalbanken. Damit verteuern sie das Schuldenmachen und verknappen somit das Geldangebot. Das sollte einen dämpfenden Effekt auf die Preissteigerung haben. Denn wenn Kredite und Darlehen wieder teurer werden, investieren und konsumieren Unternehmen und Verbrauchende weniger. Das aus dem Gleichgewicht geratene Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage kann sich wieder auf einem gesunden Niveau einpendeln.
Wie entsteht eine Rezession?
Zinserhöhungen haben jedoch die unerwünschte Nebenwirkung, dass sie die Wirtschaftstätigkeit ausbremsen. Weniger Konsum und weniger Investitionen führen schnell dazu, dass eine Volkswirtschaft weniger schnell wächst. Und wenn die Summe der produzierten Güter und Dienstleistungen eines Landes (Bruttoinlandsprodukt) in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen schrumpft und unter dem Vorjahreswert liegt, befindet sich die Wirtschaft laut offizieller Definition in einer Rezession. Dann droht eine steigende Arbeitslosenrate. Denn Unternehmen, die weniger verkaufen, müssen bald auch Mitarbeitende entlassen.
Wie reagieren Börsen in einer Rezession?
Durchläuft ein Land eine Rezession – die in der Vergangenheit im Durchschnitt zwischen 8 und 18 Monate gedauert hat –, sind die täglichen Wirtschaftsnachrichten meist ernüchternd. Da ist die Rede von Konkursen und Arbeitslosen, Hausverkäufen und immer mehr Sozialhilfebezügerinnen und -bezügern. Oft gehen die Nachrichten vom Aktienmarkt dann unter, denn es ist schwer vermittelbar, warum die Nachrichten aus der Realwirtschaft so düster sind, während an den Börsen die Aktienkurse oft schon wieder steigen.
Denn während Unternehmen im täglichen Geschäft noch mit der aktuellen Lage kämpfen, beurteilen Investorinnen und Investoren bereits das Potenzial von Aktien, die Zukunftsperspektive. Nicht umsonst heisst es oft: «An der Börse werden Erwartungen gehandelt.» Es sind Erwartungen an die künftige Entwicklung der Unternehmensgewinne, von denen die Aktionärin und der Aktionär als Teilhabende eines Unternehmens später profitieren möchten.
Wenn diese überzeugt sind, dass das Unternehmen das Schlimmste hinter sich hat, die Kosten reduziert und die Produktion an die neuen Umstände angepasst hat, kaufen sie wieder Aktien und die Kurse beginnen zu steigen. So kommt es, dass die Finanzmärkte meist nicht die aktuelle Lage in der Realwirtschaft spiegeln, sondern deren Entwicklung zeitlich vorwegnehmen. Das kann auch in einer Rezession der Fall sein.
Wann steigen die Kurse wieder?
Dieser Wendepunkt, an dem das Vertrauen der Investierenden zurückkehrt und die Kurse wieder in einem stabilen Aufwärtstrend nach oben drehen, lässt sich erst im Nachhinein erkennen. Erst wenn die Daten eine eindeutige Sprache sprechen, wird sichtbar, wann die «Talfahrt an den Märkten zu Ende» war oder der «Turnaround geschafft» wurde oder der «Markt den Boden gefunden» hatte. Das Vokabular der Finanzberichterstattung ist reich an Redewendungen für diesen Punkt, von dem jedoch niemand weiss, wann er wirklich erreicht ist.
Die 20 grössten und liquidesten Aktien, die an der Schweizer Börse gehandelt werden, bilden den Swiss Market Index (SMI), den Blue-Chip-Index der Schweiz. Zeigt er uns die zukünftigen Entwicklungen in der Realwirtschaft? Auf jeden Fall können Sie auf unserer Website fast in Echtzeit (mit einer Verzögerung von 15 Minuten) die Aktivität des Schweizer Aktienmarktes verfolgen – und historische Daten analysieren. Unser Aktien-Explorer sorgt mit Daten zur Performance aller bei uns kotierten Unternehmen für Transparenz.
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