Wie Fonds als Sicherheiten zu einer kapitaleffizienten Alternative werden

Wie Fonds als Sicherheiten zu einer kapitaleffizienten Alternative werden

Regulierungen wie die finale Version von Basel III/IV verschärfen die Risikogewichtung bei Gegenparteigeschäften und erhöhen die Mindestkapitalanforderungen. Lesen Sie hier, warum die Lösung für Finanzinstitute in der Akzeptanz von Fonds als Sicherheiten liegen sollte und wie diese die damit verbundenen Datenherausforderungen meistern können.

Mit einer effektiven Kreditrisikominimierung können Finanzinstitute hinterlegte Sicherheiten besser nutzen, Risikopositionen im Kreditgeschäft reduzieren und mehr Kapital für das Business zur Verfügung stellen. Dazu gehört es, die Sicherheiten identifizieren und bewerten zu können. 

Warum ist Kreditrisikominimierung wichtig für Finanzinstitute?

Finanzinstitute können ihr Kreditrisiko vermindern, indem sie Sacheinlagen der Gegenpartei als Sicherheiten akzeptieren. In anderen Worten: Die Finanzinstitute minimieren das Risiko von Verlusten durch Zahlungsausfälle. Sie erhalten so ihre finanzielle Stabilität und ihre Rentabilität aufrecht auch für den Fall, dass ihre Kundschaft den Forderungen nicht nachkommen kann.

Ausserdem verlangen aufsichtsrechtliche Rahmenwerke von Finanzinstituten, dass sie ausreichend Eigenkapital halten, Liquidität sicherstellen und so das systemische Risiko reduzieren. Die Basel-Regulierung beispielsweise wurde im Nachgang zur globalen Finanzkrise von 2008 deutlich überarbeitet und aktualisiert.

Je mehr Sacheinlagen identifiziert und bewertet werden können, desto grösser ist die Chance, ein einzelnes Kreditrisiko zu verringern. Damit senken die Finanzinstitute die übergeordneten Anforderungen an das regulatorisch nötige Eigenkapital.

Welche Sacheinlagen kommen als Sicherheiten bei Bankkrediten infrage?

Neben Sacheinlagen wie Immobilien oder auch Fahrzeugen kommen bei Bankkrediten insbesondere Wertschriften als Sicherheiten infrage. Dazu gehören klassischerweise hochwertige Aktien und Anleihen, da diese liquide sind und sich einfach zum Marktwert bewerten lassen.

Aber auch Beteiligungen an Fonds, wie zum Beispiel Investmentfonds oder Exchange Traded Funds, gelten im Rahmen der Basel-Regulierung als zulässige Sicherheiten. Fonds als Sicherheiten bei Kreditgeschäften fristen bisher ein Nischendasein, könnten sich aber im Zug der Einführung der finalen Umsetzung des Abkommens als attraktive Alternative erweisen.. 

Fonds als Sicherheiten: Was sind die Chancen?

Es ist klar, dass Basel III/IV die Grundlage für eine strengere Betrachtung der Risiken bildet, denen Finanzinstitute ausgesetzt sind. Die Erhöhung der Risikosensitivität wird zu mehr Risikogewicht bei einigen Positionen führen. In der Konsequenz muss die Bewertung von Sicherheiten im Securities Financing angepasst werden, um den Anstieg der Mindestkapitalanforderungen abzufedern.

Umgekehrt zeigen die Regulierungen auf, wie einzelne Kreditrisiken berechnet werden können, um das Gesamtkapital des Finanzinstituts zu optimieren. Wie bereits erwähnt, machen liquide Vermögenswerte wie hochwertige Aktien oder Anleihen den grössten Anteil der Sacheinlagen aus. Aber auch Fonds können als hochwertige Sicherheiten angesehen werden, sofern sie die Bedingungen der Basel-Regulierung erfüllen. Eine Voraussetzung dafür ist die Fähigkeit, den Haircut eines Fonds bestimmen zu können.

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Was ist ein Haircut?

Der Haircut beschreibt den Abschlag gegenüber dem Marktwert eines Vermögenswerts, wenn dieser als zulässige Sicherheit verwendet wird. Er basiert auf der Art des Vermögenswerts und auf den Währungsschwankungen. Die Höhe des Abschlags richtet sich nach dem Risiko des zugrunde liegenden Vermögenswerts.

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Zur Bestimmung des Haircuts müssen die Finanzinstitute die Fondspositionen bewerten, die sie als Sicherheit von Kreditnehmern erhalten haben. Dazu können sie den mandatsbasierten Ansatz verwenden. Dieser Ansatz ist jedoch nur eine konservative Schätzung auf der Grundlage des angegebenen Anlageprofils des Fonds. Er ermöglicht daher nicht die effizienteste Nutzung des Kapitals. Die Finanzinstitute verschenken Potenzial, das sie anderweitig nutzen könnten.

Die kapitaleffizienteste Methode zur Bewertung von Fonds nach dem Standardansatz, der in der Basel-Regulierung vorgeschlagen wird, ist der Look-through-Ansatz (LTA). Mit dem LTA können Finanzinstitute, die Fonds als Sicherheiten akzeptieren, die Risikogewichtung ihres Anlagenbuchs verbessern und damit die Eigenkapitalanforderungen positiv beeinflussen.

Als Effekt davon wird mehr Kapital frei, um damit Renditegeschäfte zu tätigen. Je öfter und systematischer ein Finanzinstitut den LTA in Zusammenhang mit Fonds anwendet, desto mehr Kapital steht für weitere Kredite oder Investments zur Verfügung.

Der LTA setzt jedoch voraus, dass jede Komponente eines Fonds als Direktinvestition identifiziert wird, das heisst so, als ob jede zugrunde liegende Komponente als Einzelposition vom Finanzinstitut gehalten wird.

Fonds als Sicherheiten: Was sind die Herausforderungen?

Der Haircut für den Fonds als Ganzes kann nur durch den durchschnittlichen Haircut aller dem Fonds zugrunde liegenden Vermögenswerte bestimmt werden. Keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass ein Fonds natürlich aus vielen verschiedenen Komponenten besteht, die alle genau identifiziert und bewertet werden müssen.

Daher muss das Finanzinstitut bei der Verwendung des LTA die zugrunde liegenden Vermögenswerte und ihre entsprechenden Gewichte ermitteln und die Zulässigkeit jeder Position bewerten, bevor es die entsprechenden Volatilitätsanpassungen oder –Haircuts – anwenden kann. Je präziser dies geschieht, desto niedriger wird der gesamte Haircut für den Fonds ausfallen.

Es gilt zwar als erwiesen, dass der LTA der kapitaleffizienteste Ansatz ist. Dabei handelt es sich jedoch um einen daten- und ressourcenintensiven Prozess, der eine granulare Datenerfassung und -normalisierung von mehreren Vermögensverwaltungen erfordert, was sich auf die IT-Ressourcen und die Kosten auswirkt.

Infolgedessen tragen Finanzinstitute die für den LTA nötigen Daten häufig durch sogenanntes Scraping manuell zusammen, indem sie Websites von Vermögensverwaltungen auslesen. Das ist nicht nur ineffizient, sondern führt auch zu ungenauen und nicht aktuellen Daten.

Mit den richtigen Daten werden Fonds zu einer alternativen Anlageklasse, um Kredite zu besichern

Wenn Finanzinstitute Fonds als Sicherheiten zulassen und kapitaleffizient nutzen wollen, geht das nur mit dem LTA. Und der LTA in Zusammenhang mit Fonds verlangt nach granularen Daten und automatisierten Prozessen. Damit geht einher, Daten in abweichenden Formaten direkt von Vermögensverwaltungen zu aggregieren und zu normalisieren.

Hier kommen die Datenanbieter ins Spiel. Mit ihren Verbindungen zu den entsprechenden Stellen und ihrem Fachwissen können sie die Daten zu den betroffenen Vermögenswerten laufend automatisiert aggregieren und normalisieren.

Kombiniert mit der Anreicherung der notwendigen Daten zur Basel-Regulierung ist es den Datenanbietern so möglich, einem Finanzinstitut alle granularen Informationen zur Verfügung zu stellen, die für eine umfassende, zeitnahe und regulatorisch korrekte Bewertung der Fonds notwendig sind.

Fonds als Sicherheiten zu akzeptieren, bleibt so für Finanzinstitute keine Herausforderung, sondern wird zur Chance.