Net Zero: Wie sollen Carbon-Dioxide-Removal-Technologien finanziert werden?

Net Zero: Wie sollen Carbon-Dioxide-Removal-Technologien finanziert werden?

Carbon-Dioxide-Removal-Technologien entfernen CO2 aktiv aus der Atmosphäre. Sie sind notwendig, um ambitionierte Net-Zero-Ziele zu erreichen. Aber wie sollen sie finanziert werden?

Im letzten Artikel auf diesem Blog haben wir uns intensiv mit dem Thema Carbon Dioxide Removal beschäftigt (hier geht’s zum Artikel). Carbon Dioxide Removal ist die Bezeichnung für alle Technologien, mit denen CO2 aktiv aus der Atmosphäre entfernt wird. Zu den vielversprechendsten Methoden gehören Biochar Carbon Removal (die Umwandlung von Biomasse in stabilen Kohlenstoff zur langfristigen Speicherung), Enhanced Weathering (die Beschleunigung natürlicher Verwitterungsprozesse zur CO₂-Bindung) und Direct Air Capture and Storage (die direkte Filterung von CO₂ aus der Luft mit anschließender Speicherung).

Unternehmen und Länder weltweit setzen sich ambitionierte Ziele, um Net Zero zu erreichen. Dafür sind diese Technologien essenziell. Oftmals sind sie allerdings sehr ressourcen- und kostenintensiv. 

Wie funktionieren die Kohlenstoffmärkte?

Wer also soll das bezahlen?  Unter anderem die Unternehmen. Mit CO₂-Zertifikaten sollen vermehrt CDR-Technologien finanziert werden. CO₂-Zertifikate sind nichts Neues. Einfach erklärt funktioniert das so: Um Net Zero zu erreichen, reduziert ein Unternehmen seine Emissionen so weit wie möglich und gleicht schwer vermeidbare Emissionen durch den Kauf von CO₂-Zertifikaten aus. Dadurch unterstützt das Unternehmen Projekte, die Treibhausgase vermeiden – oder aus der Atmosphäre entfernen. Auf die verschiedenen Arten von Zertifikaten gehen wir später noch genauer ein.

Werfen wir erst mal einen Blick darauf, wie diese Märkte organisiert sind. Es gibt verpflichtende Märkte (Compliance Markets) und den freiwilligen Markt (Voluntary Carbon Market). Im ersten Fall sind Unternehmen gesetzlich dazu verpflichtet, ihre Emissionen auszugleichen. Davon betroffen sind in vor allem Unternehmen, die viel emittieren – beispielsweise die Automobilbranche oder Öl- und Gasunternehmen. Im freiwilligen Markt entscheiden sich Unternehmen aus eigenem Antrieb für den Kauf von Zertifikaten, oft aus strategischen Gründen wie der Verbesserung ihrer Nachhaltigkeitsbilanz, als Vorbereitung auf strengere Regulierungen in der Zukunft oder um Erwartungen ihrer Kundschaft und der Investierenden zu erfüllen.

Welche CO₂-Zertifikate gibt es?

Wenn ein Unternehmen CO₂-Zertifikate kauft, heisst das nicht unbedingt, dass es in CDR und damit in Biochar Carbon Removal, Enhanced Weathering oder Direct Air Capture investiert. Tatsächlich ist das nur in den wenigsten Fällen so. Stand heute handelt es sich bei einem Grossteil der Zertifikate um Vermeidungs- oder Reduktionszertifikate. Bei Vermeidungszertifikaten fliesst das Geld etwa in den Schutz von Wäldern, bei Reduktionszertifikaten in die Umstellung auf emissionsarme Kochherde oder Verbesserungen in der Industrie. Der entscheidende Unterschied zu Carbon Removal liegt darin, dass kein CO2 aus der Atmosphäre zurückgeholt wird. Um CO₂-Neutralität zu erreichen, muss der Fokus in Zukunft also stärker auf Zertifikaten aus Projekten liegen, die CO₂ entfernen und langfristig speichern. Einerseits wächst dafür der Druck der Regulatoren – wie etwa die Anpassungen im Schweizer Klima- und Innovationsgesetz zeigen. Andererseits gibt es auch stetig mehr Plattformen, die sich darauf spezialisieren. 

Wie können Unternehmen CO₂-Zertifikate kaufen?

Solche Plattformen bieten Unternehmen wie beispielsweise Carbonfuture. Carbonfuture unterstützt andere Unternehmen bei der Erreichung ihrer Netto-Null-Ziele mit CDR-Zertifikaten. Gestärkt durch eine strategische Investition von SIX im September 2024, bietet Carbonfuture ein Portfolio an Projekten, die CO₂ aus der Atmosphäre oder Biosphäre entfernen und über Hunderte von Jahren speichern können. Alle relevanten Daten werden digital erfasst und durch einen unabhängigen Standard zertifiziert.

Zunächst ermitteln Unternehmen gemeinsam mit Carbonfuture, wie viele Emissionen ausgeglichen werden sollen und welche Art von Projekten den Zielen des Unternehmens am besten entsprechen. Anschliessend wählt das Unternehmen aus einem Portfolio geprüfter Projekte aus, die strengen Standards wie Carbon Standards International oder Puro.earth entsprechen.

Ein Zertifikat entspricht einer Tonne entferntes CO₂. Jede Tonne wird digital in einem Register erfasst, um Transparenz und Nachverfolgbarkeit sicherzustellen. Nach dem Kauf erhält das Unternehmen offizielle Nachweise, die in den Nachhaltigkeitsberichten oder der ESG-Kommunikation verwendet werden können. Unternehmen wie Carbonfuture liefern ausserdem «digital Monitoring, Reporting and Verification»-Systeme (dMRV), die Daten sammeln, um die Projekte langfristig zu überwachen und sicherzustellen, dass das CO₂ wie versprochen gespeichert bleibt. 

Warum lohnen sich CO₂-Zertifikate für Unternehmen?

Für Unternehmen kann es gerade jetzt lohnenswert sein, auf dem freiwilligen Kohlenstoffmarkt im Bereich CDR aktiv zu werden. Aus folgenden Gründen:

  • Sichere Versorgung und Preisbindung: Durch immer mehr Unternehmen, die sich zu Net-Zero-Zielen verpflichten, steigt die Nachfrage nach hochwertigen CO₂-Zertifikaten. Das verknappt das Angebot und erhöht die Preise. Durch frühzeitiges Handeln können Unternehmen langfristige Vereinbarungen zu vorteilhaften Preisen abschliessen.

  • Vorbereitung auf zukünftige Regulierungen: Regulierungen stehen bevor, einschliesslich Mechanismen wie Green Claims und Emissionshandelssysteme (ETS). Unternehmen, die jetzt starten, sammeln wertvolle Erfahrungen und sind besser auf die Regulierungen vorbereitet.

  • Marktführerschaft: Unternehmen, die früh aktiv werden, sichern sich Wettbewerbsvorteile und können sich als Branchenpionier im Bereich Klimaschutz positionieren. Das beinhaltet auch eine starke Markenbekanntheit.

  • Innovation skalieren: Um ambitionierte Net-Zero-Ziele bis 2050 zu erreichen, sind kontinuierliche Investitionen erforderlich. Durch frühzeitiges Handeln fördern Unternehmen die Entwicklung und Skalierung von innovativen Technologien und machen dauerhafte CO₂-Entfernung in Zukunft erschwinglicher und zugänglicher. 

CO₂-Zertifikate: Welche Rolle spielen die Börsen?

Die Kohlenstoffmärkte müssen in naher Zukunft stark wachsen. Das bietet auch eine Chance für traditionelle Börsen. Sie bringen ideale Voraussetzungen mit, um dringend benötigte organisierte Handelsplattformen für freiwillige CO2-Zertifikate bereitzustellen. Es ist das Geschäftsmodell von Börsen, Angebot und Nachfrage zusammenzubringen, signifikante Kapitalströme zu kanalisieren und dadurch Preistransparenz und Liquidität zu gewährleisten. 

Wie gelingt Net Zero bis 2050?

Net Zero ist kein einfaches, aber ein notwendiges Ziel im Kampf gegen den Klimawandel. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es eine Kombination aus stetigen Emissionsreduktionen und Investitionen in innovative Projekte. Speziell CDR-Technologien sind dabei von eminenter Bedeutung. Werden sie heute entsprechend gefördert, ist CO₂-Neutralität in vielen Fällen durchaus realistisch.