Mentale Gesundheit: Wie wichtig ist der Arbeitsalltag?

Mentale Gesundheit: Wie wichtig ist der Arbeitsalltag?

Wer gesund bleiben will, muss Körper und Geist pflegen. Erfahren Sie im Interview mit Karin Lügstenmann, Specialist Well-Being bei SIX, wieso der Arbeitsalltag ein besonders wichtiger sozialer Faktor für die mentale Gesundheit ist und weshalb sich psychische Krankheit und Arbeitsfähigkeit nicht ausschliessen.

Karin, was beeinflusst die mentale Gesundheit?

Karin Lügstenmann Die mentale Gesundheit wird durch biologische, psychologische und soziale Faktoren beeinflusst. Ein besonders wichtiger sozialer Faktor ist der Arbeitsalltag. Arbeit kann eine Quelle von Lebenssinn, Selbstvertrauen oder Zufriedenheit sein und gibt dem Alltag eine Struktur.

Jede fünfte Person ist einmal im Berufsleben von einer psychischen Erkrankung betroffen. Ist das ein Beweis, dass sich psychische Krankheit und Arbeitsfähigkeit nicht ausschliessen?

Wer psychisch erkrankt, kann je nach Verlauf der Krankheit durchaus weiterarbeiten – das hilft Betroffenen wie gesagt auch, ihren Alltag besser zu bewältigen. Ein offener Umgang mit psychischen Erkrankungen innerhalb des Unternehmens führt zu einer Enttabuisierung des Themas sowie zu einem offenen Austausch zwischen Mitarbeitenden und Vorgesetzten. 

Oft herrscht grosse Unsicherheit im Umgang mit betroffenen Mitarbeitenden. Was ist deine Erfahrung?

Personen aus dem Umfeld von Betroffenen sind oft unsicher, was sie sagen sollen, ob sie überhaupt etwas sagen sollen und ob die erkrankte Person über ihre Probleme, Ängste oder Sorgen sprechen will. Ich möchte vor allem Vorgesetzte dafür sensibilisieren, dass es oft nur darum geht, aufmerksam zu sein, die gängigen Zeichen zu kennen – beziehungsweise zu erkennen – und eine gute Beziehung zu seinen Mitarbeitenden zu pflegen. So fällt es Mitarbeitenden einfacher, das Gespräch zu suchen.

Ich möchte vor allem Vorgesetzte dafür sensibilisieren, dass es oft nur darum geht, aufmerksam zu sein, die gängigen Zeichen zu kennen – beziehungsweise zu erkennen – und eine gute Beziehung zu seinen Mitarbeitenden zu pflegen.

Wie unterstützt SIX ihre Mitarbeitenden, damit sie sich am Arbeitsplatz wohlfühlen?

Wir unterstützen die mentale Gesundheit unserer Mitarbeitenden mit Schulungen, Veranstaltungen und verschiedenen Sensibilisierungskampagnen wie der Mental Health Week, die im November zum zweiten Mal in Folge stattfindet. Zudem bietet SIX mit einer externen Fach- und Personalberatung für Mitarbeitende, Vorgesetzte und HR-Verantwortliche eine vertrauliche und kostenlose Beratung zur Bewältigung schwieriger privater und beruflicher Situationen an. Individuelle Entwicklungsprogramme, flexible Jahresarbeitszeit, Remote Working und ein von einer starken Unternehmenskultur getragenes Teamumfeld sorgen für eine gute Work-Life-Balance. 

Wie geht es dir auf dem elektrischen Bullen?

Ich versuche, mich nicht zu sehr zu verkrampfen und den Ritt auf dem elektrischen Bullen perfekt machen zu wollen – und vor allem Spass zu haben. Ich finde, dass gerade diese Leichtigkeit und der Spass im Arbeitsumfeld so wichtig sind und oft fehlen. Es tut gut, wenn man mit Kolleginnen und Kollegen auch mal lachen kann. Lachen fördert die mentale Gesundheit.  

Du arbeitest seit rund einem halben Jahr als Specialist Well-Being bei SIX. War das schon immer dein Traumberuf?

Als Kind wollte ich entweder Floristin werden oder ein eigenes Wellbeing-Hotel am Meer unter Palmen führen. Mit der Hotellerie hat es geklappt! Ich blicke auf zehn erfolgreiche Berufsjahre zurück, in denen ich im In- und Ausland an der Rezeption gearbeitet habe. Jetzt, mit knapp vierzig Jahren, habe ich das Gefühl, meine Leidenschaft für Wellbeing voll ausleben zu können.

Wer oder was hat deinen beruflichen Werdegang stark beeinflusst?

Die Menschen um mich herum. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich einige unglaublich tolle, inspirierende Vorgesetzte hatte, die an mich geglaubt, mich ermutigt haben und daran interessiert waren, dass ich mich weiterentwickle. Das ist eine wichtige Aufgabe von Vorgesetzten und macht einen solch grossen Unterschied. 

Was sind für dich gängige Gesundheitsmythen?

Therapien, die die mentale Gesundheit unterstützen, sind etwas für Menschen mit ernsthaften gesundheitlichen Problemen. Das stimmt so nicht, Therapien können vorbeugend wirken, man lernt sich durch sie besser kennen und kann dadurch seine eigenen Bedürfnisse genauer wahrnehmen.

Meditation bedeutet, eine Stunde lang still im Schneidersitz zu sitzen, ohne an etwas zu denken. Auch das ist ein Mythos, Meditation ist viel mehr. Es kann auch sein, dass ich während einer Meditation ein Bild male, in Stille meine Kleider bügle oder konzentriert ein Puzzle mache.

Und schliesslich die falsche Annahme, Selbstfürsorge sei egoistisch: Denn nur wenn wir für uns selbst sorgen, können wir auch für andere da sein. 

Gibt es gesundheitsfördernde Wearables oder Apps, auf die du nicht verzichten möchtest?

Ich liebe die App Calm und benutze sie fast täglich vor dem Schlafen, für geführte Meditationen und zum Entspannen. Sie enthält eine umfangreiche Bibliothek mit geführten Meditationen, Schlafgeschichten, Atemübungen, exklusiver Musik und Dehnübungen.

Was bedeutet Wellbeing für dich persönlich?

Ich habe in den letzten Jahren eine Morgen- und eine Abendroutine gefunden, die zu mir passt und die ich nicht mehr missen möchte. Ausserdem bin ich ein neugieriger Mensch und probiere gern immer wieder  Neues aus, sei es Shiatsu, Akupunktur, Ayurveda und vieles mehr.

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