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Kunst als Investition zu betrachten, ist keine neue Idee. Bereits im 18. Jahrhundert warb der französische Kunsthändler Charles Le Brun damit. Mit der Industrialisierung verstärkte sich dieser Trend. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Kunst zunehmend als ernst zu nehmende Anlageklasse etabliert und das Interesse von Anlegerinnen und Anlegern geweckt, die ihr Portfolio diversifizieren wollen. Neben dem Direktkauf ist es auch via Investmentfonds möglich, in verschiedene Kunstwerke zu investieren und so das Risiko zu streuen.
Wie kann ich digital in Kunst investieren?
Kunstwerke werden über verschiedene Plattformen wie Galerien, Auktionen oder Messen verkauft. Die Marktanteile dieser Plattformen haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Während im Jahr 2020 die Absage vieler Veranstaltungen aufgrund der Covid-19-Pandemie zu einem Rückgang der Verkäufe auf Kunstmessen führte, glichen die digitalen Verkäufe diesen Verlust teilweise aus. Trotz steigender Anteile der Verkäufe auf Veranstaltungen in den Folgejahren gibt es Anzeichen für eine nachhaltige Veränderung des Marktes. Die Digitalisierung eröffnet dem Kunstmarkt neue und transparente Wege. Insbesondere die Kryptokunst, repräsentiert durch NFTs (Non-Fungible Tokens), erregt Aufsehen, auch wenn die Käufe derzeit rückläufig sind. NFTs ermöglichen ein einzigartiges Sammlererlebnis und dienen als digitaler Eigentumsnachweis. Diese Entwicklung erweitert den Zugang zu Kunst über Online-Plattformen und virtuelle Galerien, die ein breites Publikum erreichen. Plattformen wie Artex gehen noch einen Schritt weiter und bieten Kunstwerke als Aktien an, während Tokenisierung und Crowdfunding neue Möglichkeiten eröffnen, kleine Anteile an Kunstwerken zu erwerben und zu handeln.
Was sind NFTs?
NFT steht für Non-Fungible Token, also einen nicht austauschbaren digitalen Vermögenswert. NFTs basieren auf der Blockchain-Technologie und sind Token für einzigartige digitale Objekte, beispielsweise Gegenstände aus Videospielen, Musik, Videos oder digitale Kunstwerke. Mehr dazu im Blogbeitrag Kann man für 100 Schweizer Franken ein NFT kaufen? – Ein Selbstversuch, Teil 1.
Mit kleinem Budget in Kunst investieren
Es kann spannend sein, junge Künstlerinnen und Künstler zu fördern, deren Werke sich oft noch im unteren Preissegment bis zirka 10’000 Schweizer Franken bewegen. «Für eine langfristige Wertsteigerung ist jedoch eine intensive Auseinandersetzung mit den Künstlerinnen und Künstlern notwendig. Preise, Galerien, Museumsausstellungen und Privatsammlungen sind gute Indikatoren für das Potenzial der Kunstschaffenden. Alternativ bieten Kunstfonds wie Partasio Anlegerinnen und Anlegern bereits ab 30’000 Schweizer Franken Zugang zu erstklassigen Portfolios», erklärt Simone Töllner, Kunst- und Kulturmanagerin sowie Mitgründerin von finews.art. Online-Plattformen und Tokenisierungsmodelle ermöglichen es Privatpersonen mit kleinem Kapital, Anteile an Kunstwerken zu erwerben. Beim Kunstleasing kann man das Kunstwerk nicht nur für einen bestimmten Zeitraum physisch nutzen, sondern profitiert in dieser Zeit auch von der Wertsteigerung und möglichen Gewinnen.
Simone Töllner
Simone Töllner ist eine erfahrene Kunst- und Kulturmanagerin sowie Mitbegründerin von finews.art, einer zweisprachigen Plattform, die sich an der Schnittstelle von Kunst und Finanzen bewegt. Mit über 14 Jahren Berufserfahrung im Bereich Kommunikation, Marketing und Eventmanagement hat sie sich in der Schweizer Kunst- und Kulturszene einen Namen gemacht. Sie hat über 90 Kunstausstellungen und zahlreiche Veranstaltungen organisiert und durchgeführt. Als Expertin für die Verbindung von Kunst und Finanzwelt bringt sie ein tiefes Verständnis für die Dynamiken beider Sektoren mit.
Simone Töllner war zudem Head Marketing bei Swisspartners Group AG, wo sie die Markenpräsenz des Unternehmens durch gezielte Kampagnen und Events steigerte. Ihr beruflicher Werdegang umfasst überdies die Position als Associate Managerin bei der Galerie Häusler Contemporary in Zürich und die Gründung ihrer eigenen Beratungsfirma.
Welche Risiken birgt der Kunstmarkt?
Im Gegensatz zum Finanzmarkt ist der Kunstmarkt weitgehend unreguliert und anfälliger für Missbräuche wie Steuerhinterziehung und Geldwäsche. Der Kunstmarkt ist nicht immun gegen Schwankungen und Krisen, reagiert aber oft anders als die Finanzmärkte. Sowohl nach dem Börsencrash am «Schwarzen Montag», 19. Oktober 1987, als auch nach der durch Lehman Brothers ausgelösten Finanzkrise 2008 war eine Flucht in die Kunst zu beobachten. «In Zeiten hoher Inflation sehen Sammlerinnen und Sammler Kunst als Wertspeicher, ähnlich wie Gold», stellt Simone Töllner fest und fügt hinzu: «Dennoch birgt der Kunstmarkt Risiken. Fälschungen und mangelnde Markttransparenz sind Herausforderungen. Zudem ist der Kunstmarkt der grösste legale Insidermarkt, was einerseits Risiken, aber auch Chancen birgt – besonders für gut vernetzte Investoren.»
Renditen im Kunstmarkt
Der Kunstmarkt bewegt Milliarden: Im Jahr 2023 wurde der globale Kunstmarkt auf rund 65 Milliarden US-Dollar geschätzt. Eine wichtige Entwicklung der vergangenen Jahre ist neben des enormen, kontinuierlichen Wachstumstrends die Digitalisierung des Marktes – von NFTs bis hin zur Tokenisierung von Kunstinvestments. «Der Artprice100 Index zeigt, dass der Kunstmarkt in den letzten Jahrzehnten Renditen von 8 bis 9 % jährlich erzielt, während Spitzenkünstler bis zu 15 % erreichen», sagt Simone Töllner. Eine stabile Wertentwicklung gilt aber nicht immer als garantiert. Werke von Blue-Chip-Künstlern wie Picasso, Warhol oder Richter gelten als besonders sichere Anlagen.
Blue-Chip-Kunstwerke
Sowohl auf dem Finanz- wie auch auf dem Kunstmarkt werden die wertvollsten Anlagen als «Blue Chips» bezeichnet. Blue-Chip-Kunstwerke wurden von den bekanntesten und angesehensten Künstlerinnen und Künstlern der Welt geschaffen. Unter den zehn wertvollsten Kunstwerken aller Zeiten finden sich Gemälde von Blue-Chip-Künstlern wie Leonardo da Vinci, Pablo Picasso oder Andy Warhol. Blue-Chip-Kunstschaffende erzielen mit ihren Werken hohe Preise, da sie als sichere Investition gelten und stetig an Wert gewinnen.
Welche Trends gibt es im Kunstmarkt?
«Faktoren wie die Globalisierung, der Aufstieg der asiatischen Märkte und die Digitalisierung durch Online-Auktionen prägen den heutigen Kunstmarkt», stellt Simone Töllner fest und ergänzt: «Zudem hat der gesellschaftliche Fokus auf Diversität mit dem Einbezug afroamerikanischer Künstlerinnen und Künstlern, queerer Kunst sowie indigenen Kunstschaffenden, die Nachfrage nach neuen Positionen erhöht. Auch die Wiederentdeckung von Frauen in der Kunst hat erheblich dazu beigetragen.» Neue digitale Kunstformen wie immersive Kunst und mit künstlicher Intelligenz geschaffene Werke prägen die Zukunft des Marktes. Diversität und Nachhaltigkeit werden immer wichtiger und beeinflussen sowohl die Inhalte der Kunst als auch das Verhalten von Sammlerinnen und Sammlern sowie von Investierenden. Die neuesten Trends, wie sie etwa auf der diesjährigen Biennale in Venedig gezeigt wurden, unterstreichen diese Entwicklung hin zu mehr Vielfalt und inklusiven Perspektiven.
Kunst sammeln: zwischen Investment und emotionalem Erlebnis
Kunst bietet nicht nur einen finanziellen Wert, sondern auch ein emotionales und kulturelles Erlebnis. Sammlerinnen und Sammler geniessen und schätzen es, neue Werke zu entdecken. Kunst hat sich zu einer Anlageklasse entwickelt, die das Potenzial für finanzielle Erträge hat. Finanzielle Vorteile wie Diversifikation machen Kunst interessant, da sie unabhängig von den Schwankungen traditioneller Märkte ist. Wie jede Investition ist sie mit Risiken verbunden und erfordert sorgfältige Überlegungen, angefangen bei der Kenntnis des Marktes bis hin zur Sicherstellung der geeigneten Lagerung und der Authentizität. Mit dem richtigen Wissen und der passenden Strategie kann Kunst sowohl ästhetisches Vergnügen als auch finanzielles Wachstum bieten.
Das Schweizer Finanzmuseum zeigt in der aktuellen Sonderausstellung «KUNST.MACHT.GELD», dass Kunst weit mehr als nur Ästhetik ist: Die Ausstellung beleuchtet die vielfältigen Verflechtungen von Kunst und Finanzen sowie deren Entwicklung, und zeigt auf, welche Rollen Agierende im Markt einnehmen, welche Parallelen es zur Börse gibt und wie Kunst die Wirtschaft beeinflusst und umgekehrt. Teil der Ausstellung sind auch historische Wertpapiere von Akteuren des Kunstmarktes sowie auch Kunst auf Aktien. Das Schweizer Finanzmuseum ist das erste und einzige Finanzmuseum des Bankenlandes Schweiz. Es bietet eine multimediale Ausstellung über die elementare Bedeutung des Finanzmarktes und seiner Infrastruktur für unser tägliches Leben. Dabei illustriert es auch die Ursprünge unseres Wirtschaftssystems. Das Museum wird von der Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere betrieben. Die 2001 von SIX geschaffene, gemeinnützige Stiftung ist Eigentümerin einer der weltweit bedeutendsten Sammlungen historischer Wertpapiere.
Schweizer Finanzmuseum