Dem globalen E-Commerce sei Dank geht Konsumieren rund um die Uhr und mit dem Smartphone auch von überall. Öffnungszeiten haben keine Bedeutung im digitalen Raum: Shoppen und Streamen, alles ständig und alles sofort.
Wann kommt meine Zahlung eigentlich beim Empfänger an?
Klar müssen wir im Gegenzug auch die Rechnung für die erworbenen Produkte und Dienstleistungen begleichen. Aber wie schnell geht diese Bezahlung eigentlich vonstatten? Mental hatten wir das ausgegebene Geld schon immer unmittelbar «abgebucht». In unserer Wahrnehmung gehört es nach der Eingabe des Pins oder dem Klick auf Zahlen direkt dem Zahlungsempfänger. In der Schweiz war es bis vor Kurzem allerdings Realität, dass der geschuldete Betrag zeitversetzt ankam – teilweise erst nach Stunden oder Tagen, abhängig von Tageszeit und Wochentag. Doch seit August 2024 geht das auch anders. Nun wird auch die Zahlungsinfrastruktur in der Schweiz der schnelllebigen Gesellschaft gerecht. Seit der Einführung von Instant-Zahlung sind die Voraussetzungen für Sofortüberweisungen, auch Instand Payments genannt, in der Schweiz gesetzt.
Was ist Instant Payment?
Instant Payments werden während 24 Stunden, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr abgewickelt. Der geschuldete Betrag landet dabei in Echtzeit auf dem Konto der Zahlungsempfängerin oder des Zahlungsempfängers und steht sofort zur Verfügung. Echtzeit bedeutet im Fall von Instant Payment wenige Sekunden. In der Schweiz werden Instant Payments ab 2024 über das von SIX im Auftrag der Schweizerischen Nationalbank betriebene Zahlungssystem Swiss Interbank Clearing (SIC) abgewickelt. SIC selbst verarbeitet die Transaktion sogar in 0,2 Sekunden – mehr Echtzeit geht fast nicht.
Werden jetzt alle Zahlungen sofort ausgeführt?
Seit August 2024 sind alle Banken, die im Jahr 2020 mehr als 500’000 eingehende Kundenzahlungen im SIC-System erhalten haben, fähig, Instant Payments zu verarbeiten. Damit sind rund 95 % des Schweizer Kundenzahlungsverkehrs abgedeckt. Bis 2026 werden die restlichen folgen. Das heisst konkret: Die Infrastruktur für Instant Payments ist nun vorhanden. Trotzdem wird es noch eine Weile dauern, bis Instant-Zahlung zum Standard wird.
Der heute in der Schweiz gültige Zahlungsprozess läuft sicher, effizient und – wie oben beschrieben – für die Konsumentinnen und Konsumenten in der Regel unbemerkt und zu deren vollen Zufriedenheit ab. Die Verbindung zwischen den Bankkonten stellt das von SIX im Auftrag der Schweizerischen Nationalbank betriebene Zahlungssystem Swiss Interbank Clearing (SIC) her. Technisch ist SIC schon seit Jahrzehnten in der Lage, Zahlungen in Echtzeit abzuwickeln. Damit Instant-Zahlung über die gesamte Zahlungskette hinweg funktioniert, waren auch Anpassungen im Betrieb und in der Organisation der Schnittstellen zwischen den Banken und SIX notwendig. Mit der Inbetriebnahme der fünften Generation von SIC Ende 2023 schaffte SIX die technischen Voraussetzungen für die Abwicklung von Instant Payments analog zum europäischen Standard SEPA Instant Credit Transfer.
Ermöglicht TWINT Instant Payments?
Entgegen der landläufigen Meinung ist bei der Schweizer Mobilbezahllösung TWINT, mit der ich Geld bis zu einer bestimmten Limite direkt an andere Nutzerinnen und Nutzer senden kann, die Unmittelbarkeit nur simuliert. Das Geld kommt nicht in Echtzeit bei der Bank der Zahlungsempfängerin, des Zahlungsempfängers an. Diese geht sozusagen in Vorleistung und zeigt den fraglichen Betrag im Kundenkonto vorzeitig als Guthaben an.
In der EU sind «echte» Echtzeitüberweisungen schon länger Realität. Das Verfahren SEPA Instant Credit Transfer bildet seit 2017 die Grundlage für sogenannte Instant Payments in Euro.
Vorteile von Instant-Zahlung
Die meisten Banken verfügen nun über die notwendige Infrastruktur, um Instant Payments zu verarbeiten. Aus Konsumentensicht ergeben sich dadurch folgende Vorteile:
- Geschäftszeiten beziehungsweise Wochenenden und Feiertage haben keinen Einfluss mehr auf den Abwicklungszeitpunkt einer Zahlung.
- Zahlungspflichtige erhalten sofort eine Zahlungsbestätigung.
- Zahlungsempfängerinnen und -empfängern steht das geschuldete Geld sofort zur Verfügung.
- Keine der beiden Seiten geht ein Kreditrisiko ein.
- Konsumentinnen und Konsumenten können Dienste (z.B. eine Ad-hoc-Versicherung) sofort nutzen, weil der Zahlungseingang beim Dienstleister unmittelbar erfolgt.
- Im Vergleich zu TWINT sind höhere Direktüberweisungen möglich.
- Neue Dienste und Automatisierungen werden möglich – zum Beispiel in Verbindung mit Request to Pay, einer elektronischen Zahlungsaufforderung durch den Dienstleister oder Händler.
Wird Instant Payment zum Standard?
Auch nach der technischen Einführung von Instant-Zahlung im Schweizer Zahlungsverkehr wird es wohl noch eine Weile dauern, bis es zum Standard wird. In der EU, die mit SEPA Instant Credit Transfer bereits sieben Jahre Erfahrung hat, lag der Anteil an Echtzeitüberweisungen per Dezember 2024 bei rund 21 %.
Die Infrastruktur ist das eine, die Bereitschaft, diese zu nutzen, das andere. Der zukünftige Erfolg von Instant-Zahlung hängt somit auch mit der Innovationskraft der Konsumgüter- und Dienstleistungsbranchen zusammen. Die Schweizerische Nationalbank erwartet gemäss ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung von September 2024, dass sich Instant-Zahlung «mittelfristig als neuer Standard im elektronischen Zahlungsverkehr und mit wettbewerbsfähigen Konditionen durchsetzen wird». Instant Payments gehen weit über Zahlungen im Mobile- und E-Banking hinaus. Man denke nur an das Internet of Things: wenn der Kühlschrank dann nicht nur die fehlende Milch bestellt, sondern sie auch gleich in Echtzeit bezahlt.
Seit August 2024 sind die grössten Schweizer Banken fähig, Instant Payments zu verarbeiten. Bis spätestens Ende 2026 werden alle Finanzinstitute, die im Kundenzahlungsverkehr aktiv sind, erreichbar sein. Erste Institute haben bereits Kundenangebote um Instant-Zahlung lanciert. Im Laufe der nächsten Monate werden weitere Banken entsprechende Angebote kommunizieren.
Mehr Information zur Einführung von Instant Payment in der Schweiz