Liebe Open-Banking-EnthusiastInnen, Wir haben die wichtigsten News und Trends des Monats für euch zusammengestellt – relevant und auf den Punkt gebracht. Newsletter verpasst? Hier findest Du unsere bisherigen Stories.
Open Banking aktuell
«Ich wünsche mir die Einreichung der Steuererklärung mit einem Klick. In solchen User Experiences müssen wir im Kontext von Open Finance denken.» – Richard Hess, Leiter Digitalisierung bei SwissBanking am Swiss Banking Services Forum 2021
Die Zeit ist reif: Vom Anbieter- zum Kundenfokus
Der Start nach den Sommerferien ist ein gern genutzter Zeitpunkt, um zu rekapitulieren und mit Tatendrang vorauszuschauen. Open Finance hat Fuss gefasst. Die Grundlagen für die Schnittstellen-Standardisierung sind erarbeitet – und von der Branche selbst definiert (vgl. März-Newsletter). Nach einer wichtigen Phase der konzeptionellen und strategischen Annäherung geht es jetzt darum, von dieser Grundlagenarbeit zu profitieren und neue Anwendungen im Schweizer Markt zu etablieren. Auch Mastercard hat die positive Entwicklung im ersten Teil ihres kürzlich erschienenen Whitepapers «Open Banking in der Schweiz» festgehalten. Interessant: Neben der Schnittstellen-Standardisierung sieht Mastercard in der Standardisierung angrenzender Prozesse ein «entscheidendes Argument» für (noch) zögerliche Marktakteure. Besagte Prozesse betreffen z. B. Verträge zwischen Finanzinstituten und Drittanbietern, die Due Diligence letzterer oder auch die Verwaltung der kundenseitigen Einverständniserklärung. Hier gibt es inzwischen bereits erste Annäherungen unter bestehenden unabhängigen Plattformangeboten im Markt (siehe «bLink» Dich ein). Im Rahmen einer Umfrage beleuchtet das Whitepaper zudem erstmals die Sicht von Schweizer Konsumenten. Ein zentraler Punkt der bisher zugunsten der Wettbewerbs- und Anbieterperspektive wenig Aufmerksamkeit erhalten hat. Zwar wissen Konsumenten noch wenig mit dem Begriff Open Banking bzw. mit der Freigabe ihrer Bankdaten anzufangen. Die dadurch ermöglichten Produkte und Dienstleistungen stossen hingegen auf grosses Interesse. Eine ähnliche Haltung zeigt eine Studie von McKinsey in Grossbritannien. Dort verdoppelte sich die Bereitschaft, Daten im Kontext von Open Finance zu teilen, sobald den Konsumenten konkrete Anwendungen oder damit verbundene Mehrwerte vorgestellt wurden. An dieses Interesse gekoppelt ist eine erhebliche Bereitschaft (49 %) von tendenziell loyalen Schweizer Bankkunden, die Hausbank zu wechseln oder zusätzliche Bankverbindungen zu eröffnen, um von Open-Banking-Angeboten profitieren zu können.
Was ist eigentlich mit Retail?
Aktuell beschränkt sich das Open-Banking-Angebot in der Schweiz vor allem auf Unternehmenskunden (KMUs). Hier sehen Banken laut einer Studie des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) auch den grössten oder vorerst einzigen Bedarf. Mit dem Go Live von «OpenWealth» im Oktober erweitert sich der Kreis auf einen Teil des Privatkundenbereichs. Gerade im Retail wäre die Vielfalt an Möglichkeiten sowie die Skalierbarkeit neuer API-basierter Dienstleistungen gross – und offensichtlich ebenso das Annahmepotential durch die Verbraucher, wie aus Teil II des Whitepapers von Mastercard hervorgeht. Auch die Branche scheint hier nicht (mehr) verschlafen zu wollen. Ein Beispiel: Das grösste Interesse (57 %) bekunden Verbraucher an einem «Erweiterten Management aller Karten» innerhalb einer einzigen App, um Debit- oder Kreditkarten beispielswese sperren oder Ausgabelimits eigenständig festlegen zu können. Unabhängig davon haben Marktexperten unter der Leitung des SFTI als anerkannte Schweizer Standardisierungsinstanz im August eine Arbeitsgruppe für die Etablierung einer entsprechenden «Card API» lanciert. Welche Möglichkeiten dahinter stecken, thematisieren wir etwas genauer im «Use Case des Monats».
Ebenfalls in den News
Mastercard Inks Deal to Acquire Danish Open Banking Firm Aiia. Artikel (EN)
Revolut set to take on Klarna with its own “Buy Now Pay Later” offering. Artikel (EN)
Paypal übernimmt den japanischen «Buy Now Pay Later»-Dienst Paidy für 2,7 Milliarden US-Dollar. Artikel (DE)
Die Personal Finance Management (PFM) App «Placons» startet im Rahmen einer Open-Banking-Technologiepartnerschaft mit Tink in Deutschland. Artikel (DE)
Use Case des Monats
Card API: Effizientes und produktives Ökosystem
Auf einer Spielwiese innovativer datenbasierter Geschäftsmodelle sind Debit- und Kreditkarten wahre Schatztruhen. Kartenherausgeberinnen wie Viseca oder Cornercard bieten bereits heute die automatisierte Integration von Karten- und Transaktionsdaten beispielsweise in Finanz- oder Spesentools von ERP-Anbietern an. Eine gemeinsame «Card API», die Kartenherausgeber und Drittanbieter oder auch Banken über eine einzige Schnittstelle standardisiert miteinander verbindet, gestaltet die dahinterliegenden Prozesse wesentlich effizienter und schneller. Und sie ermöglicht durch den breiten, vereinfachten Zugang für Datenanbieter und -bezüger den Aufbau eines übergreifenden Karten-Ökosystems. Ein solches Ökosystem wiederum beschleunigt die Skalierung bestehender sowie die Co-Kreation neuer Produkte und Dienstleistungen (wie etwa dem Multi-Management von Karten) – davon ist auch die vorhin erwähnte SFTI-Arbeitsgruppe überzeugt. Kunden profitieren von einer besseren User Experience und reagieren im Gegenzug idealerweise mit einer erhöhten Kartennutzung. Wir sprechen hier richtigerweise vielmehr von einer «API des Monats», die verschiedene Use Cases innerhalb eines neuen Ökosystems hervorbringen dürfte. |