Liebe Open-Banking-EnthusiastInnen, Wir haben die wichtigsten News und Trends des Monats für euch zusammengestellt – relevant und auf den Punkt gebracht. Newsletter verpasst? Hier findest Du unsere bisherigen Stories.
Open Banking aktuell
«The question [for banks] is: will the winning approach be to get closer to customer’s needs and provide for them better than anyone else, or to make it easier for others to solve their customers’ needs?» – Annerie Vreugdenhil, CIO ING
«Einbetten» liegt in Europa im Trend
Im letzten Monat war vor allem von zwei Themen zu lesen: Während regelmässig Meldungen von neuen «Buy Now, Pay Later»-Lösungen aufpoppen, scheint allmählich ein «Banking-as-a-Service (BaaS)»-Mindset in Europa Fuss zu fassen. Im August-Newsletter hatten wir erst noch provokativ die These gestellt, dass sich BaaS (am Beispiel von Solaris) zum konkurrenzfähigen Geschäftsmodell entwickelt. Jetzt hat sich das Schweizer Softwareunternehmen Temenos mit der Digitalbank Aion und dem cloud-basierten BaaS-Anbieter Vodeno (beide mit Warburg Pincus im Rücken) zusammengetan, um einbettbare Bankprodukte einfach und modular über die Temenos Banking Cloud im europäischen Markt anzubieten. Im Angebot stehen Bankkonto-Apps, Debit- bzw. Kreditkarten und Zahlungsdienstleistungen – ohne, dass Bezüger dafür eine eigene Banklizenz brauchen. Die UK-Digitalbank Starling verfolgt mit BaaS neuerdings eine clevere Mixstrategie. Im Heimatmarkt konkurrenziert sie traditionelle Banken weiterhin um die direkte Kundenschnittstelle. Für die Expansion nach Europa hat sie sich allerdings für ein spezialisiertes Angebot in Form von modularen BaaS-Technologiepaketen anstelle von Endkunden-gerichteten Dienstleistungen entschieden. «Starling-as-a-Service» nennt sich das Offering passenderweise, bestehende Kunden sind unter anderem Square, Raisin oder Mastercard. Auch in Frankreich tut sich etwas. Das Start-up Swan sicherte sich in einer Series-A-Finanzierungsrunde Kapital in Höhe von 16 Millionen Euro für den gezielten Ausbau ihres White-Lable-Angebots, darunter Bankkonten mit eigener IBAN sowie virtuelle oder physische Karten. Kernzielgruppe sind dabei unter anderem «Software-as-a-Service»-Anbieter und Online-Marktplätze.
Grosses Potenzial für die Schweiz
Stellt diese Entwicklung eine Gefahr für traditionelle Banken dar? Nicht unbedingt, «sofern Banken sich über BaaS-Leistungen klug positionieren» meint Anders Olofsson, Head Payments bei Finastra. Banken müssen entscheiden, auf welchen Teil der Wertschöpfungskette sie sich konzentrieren wollen. Wo liegen die Stärken und wie lassen sich diese sowohl über andere Finanzdienstleister als auch neue (finanzfremde) Ökosysteme skalieren? Die aktuell zu beobachtenden BaaS-Beispiele in Europa bewegen sich noch weitgehend im Rahmen von PSD2 und kratzen erst an der Oberfläche des Machbaren. Gerade die Schweiz als Vermögensverwaltungs-Hochburg beherbergt ein interessantes Potential. Laut Schätzungen der WealthTech-Plattform «additiv» könnten Anwendungsfälle im Bereich «Embedded Wealth» eine Zunahme des globalen Anlagemarkts um 33 Billionen Dollar sowie ein langfristiges Gebührenpotenzial von 100 Milliarden Dollar bewirken. Mit den OpenWealth-Schnittstellen, die diesen Monat via bLink live gegangen sind, ist hier ein möglicher Grundstein bereits gelegt. BaaS ist aus einem weiteren Grund vielmehr Chance als Gefahr. Die neuen Anbieter tragen ein Mindset in die Branche, das sich auch Banken aneignen müssen, wollen sie in einer vernetzten Ökosystem-Welt langfristig relevant bleiben: Sie verstehen sich gleichermassen als Finanz- und Technologiedienstleister. IT ist nicht lediglich Back Office, sondern eine Kernfunktion und Teil des Geschäftsmodells. Als Schritt in diese Richtung könnte man auch die Entscheidung der Berner Kantonalbank, ihre IT-Kompetenzen mit einer eigenen Tochtergesellschaft wieder verstärkt zu internalisieren, interpretieren.
Ebenfalls in den News
Internationale Banken (NatWest Group, CIBC, Itaú Unibanco und National Australia Bank) lancieren «Global Open Finance Challenge» für FinTechs. Artikel (EN)
FinTecSystems bietet Unternehmen ersten Volljährigkeits-Check auf Basis von Open-Banking-Schnittstellen an. Artikel (DE)
Coadec: Nur ein «Smart Data Right» für Konsumenten kann das volle Potenzial von Open Finance in der UK entfalten. Artikel (EN)
Use Case des Monats
«Instant Payments» via Open-Banking-APIs
Open Banking ermöglicht über die sogenannte «Payment Initiation Service (PIS)»-API direkte Konto-zu-Konto-Zahlungen (abgekürzt A2A) und anhand einer Sofortbestätigung der Zahlungsautorisierung das «Instant Payment»-Prinzip, bei dem Zahlungen jederzeit in Sekundenschnelle ausgeführt werden. Die Vorteile gegenüber Kartenzahlungen liegen vordergründig in der Schnelligkeit des tatsächlichen Wertetransfers sowie tieferen Gebühren (z.B. für Händler) durch den Wegfall von Intermediären. Sofortiges A2A könnte sich somit zu einer ernstzunehmenden Alternative zu Kartenzahlungen entwickeln. Auch etablierte Kartennetzwerke sind sich einer möglichen Verschiebung bewusst: Visa übernimmt nach dem geplatzten Deal mit der US-Plattform Plaid das Schwedische Pendant Tink, Mastercard sichert sich Aiia in Dänemark.
Frischer Wind kommt auch von unserem strategischen Plattformpartner LUXHUB. Dieser hat im September zusätzlich die Drittanbieter-Lizenzen als «Account Information Service Provider (AISP)» und als «Payment Initiation Service Provider (PISP)» erworben. Letztere befähigt LUXHUB als Zahlungsdienstleister dazu, A2A in Europa anzubieten. Noch ist das Angebot zwar nicht «instant», die Weichen sind aber gestellt. |