Liebe Open-Banking-EnthusiastInnen, Wir haben die wichtigsten News und Trends des Monats für euch zusammengestellt – relevant und auf den Punkt gebracht.
Open Banking aktuell
«Innovative financial institutions will empower customers to share [data], show how to safeguard it, and prove day in and day out that they harvest data to help customers be more confident, wiser stewards of their money. – Mark Schwanhausser, Digital Banking Director bei Javelin Strategy & Research
Im Trend: Bezug von Firmenkonto-Daten via API
Die letzten Newsletter-Ausgaben waren geprägt von den Themen Embedded Finance und Banking-as-a-Service. Ein Umstand der deutlich aufzeigt, wie dynamisch sich API-basierte Geschäftsmodelle in der internationalen Finanzwelt aktuell entwickeln – mit immer neuen Beispielen und Anbietern, die auf den Markt drängen oder ihre Marktpositionen weiter ausbauen. In der Schweiz scheint sich zunächst ein Trend im etwas klassischeren Open-Banking-Sinn durchzusetzen: die Integration von Bankdaten in Software-Applikationen. Das zeigen die Meldungen der vergangenen Wochen.
Die Buchhaltungslösungen bexio, SwissSalary, Counteo und LIMMOBI binden sich neu an bLink von SIX an. Damit ermöglichen sie KMUs, Konto- und Transaktionsdaten von den mit bLink verknüpften Banken automatisiert in ihr Tool zu integrieren (siehe «bLink» Dich ein). Mit einem grossen Knall verkündeten auch UBS und Yokoy ihre neue Partnerschaft. Diese erlaubt gemeinsamen Unternehmenskunden, ihre Kreditkarten bei der UBS mit dem Spesen- und Abrechnungstool von Yokoy zu verknüpfen und Transaktionsdaten direkt zu übertragen. Das Resultat ist ein automatisiertes Spesen-Management über die App des FinTechs. Yokoy treibt seinen beindruckenden Wachstumskurs damit weiter voran und dürfte auch für andere Banken einen zunehmend interessanten Partner darstellen. Eine Schweizer Digitalbank, die ein ähnliches Angebot in Kooperation mit Abacus direkt integriert hat, ist Yapeal. Die Smartphone-Bank bietet neu ein Unternehmenskonto für KMU an, das erstmals komplett auf digitalem Weg über die App eröffnet wird. KMUs können darüber nicht nur ihren Zahlungsverkehr, sondern dank einer Schnittstelle mit Abacus auch ihre Spesen direkt abwickeln. Auch über die Plattform von KLARA können KMUs neu ein umfassendes Spesen-Management beziehen. Zusätzlich dazu bietet KLARA gemeinsam mit Swissbankers die «Value»-Spesenkarte an, eine flexible Lösung für das Auszahlen von Spesen und Vorschüssen an Mitarbeitende, die dank einfacher, digitalisierter und voll automatisierter Handhabung Aufwand, Kosten und Zeit spart.
Jedes der vier Beispiele löst ein zentrales Kundenproblem, indem der manuelle administrative Aufwand von Unternehmen reduziert wird. Und alle basieren dabei im Kern auf einer Öffnung der Bank und dem Austausch von Kundendaten über eine Schnittstelle. Der Unterschied liegt aber in der Skalierbarkeit der Schnittstellen. Die aufgeführten Partnerschaften im Bereich Spesen-Management beruhen auf Eins-zu-Eins-Anbindungen, die zwar exklusiv sind und damit auch ein klares Differenzierungsmerkmal darstellen. Sie müssen aber für jede zusätzliche Partnerschaft mit hohem Aufwand neu aufgesetzt werden. Über eine standardisierte (offene oder private) Schnittstelle auf einer zentralen Plattform wie bLink lässt sich derselbe Anwendungsfall analog dem Buchhaltungs-Beispiel effizient mit einer Vielzahl von Kooperationspartnern skalieren. Das erhöht die Reichweite unter bestehenden Kunden und potenziellen Neukunden entscheidend.
Markt- oder Regulierungsgetrieben?
Im Kontext der Skalierung Open-Banking-basierter Schnittstellen schwingt auch immer wieder die Regulierungs-Thematik mit. Wiederholt werden Stimmen laut, die den fehlenden Fortschritt in der Schweiz kritisieren und auf die vermeintlich schnellere Entwicklung in regulierten Märkten verweisen. Doch ist das wirklich so? Bei den Briten, die als globaler Vorreiter gelten, besteht unter führenden Branchenakteuren seit längerem Zweifel am staatsgetriebenen Open-Banking-Programm. Verschiedene Seiten verlangen nach einem marktgetriebenen Ansatz (vgl. Januar- und April-Newsletter). Neben Grossbanken wie Barclays oder HSBC übten kürzlich auch Digitalbanken Kritik, weil ihnen massive Kosten für Standards aufgezwungen würden, die niemand wirklich nütze. Hier liegt ein wichtiger Vorteil des marktgetriebenen Ansatzes in der Schweiz, bei dem Brancheninitiativen die Standards definieren: letztere spiegeln die tatsächliche Nachfrage im Markt wider. Für Prof. Dr. Cornelia Stengel, Co-Leiterin von Swiss Fintech Innovations (SFTI) ist das Kundenbedürfnis einer der zentralen Treiber von Open-Banking-Lösungen. Als weiteren Vorteil des marktgetriebenen Ansatzes nennt sie in ihrem Beitrag zudem «die umfassendere Anwendung des Prinzips Open Banking». Mit OpenWealth hat die Schweiz in diesem Jahr denn auch bereits die Türen zu Open Finance geöffnet. Auch Richard Hess, Leiter Digitalisierung bei Swiss Banking hebt OpenWealth als «gutes Beispiel» dafür hervor, wie erfolgreich die Abstimmung in der Schweizer Branche in Punkto Open Finance momentan funktioniert. Er spricht sich für ein «koopetitives» Vorgehen aus. Die technischen und regulatorischen Grundlagen werden von der Branche gemeinsam und unter der Leitung des SFTI basierend auf der Nachfrage im Markt erarbeitet, das Angebot entsprechender Produkte und Dienstleistungen unterliegt anschliessend dem freien Wettbewerb.
Ob reguliert oder marktgetrieben, noch ist schwierig abzuschätzen, was «richtig» ist. Eines haben bisher aber beide Ansätze gleichermassen gezeigt – Open Banking kommt.
Ebenfalls in den News
Schnittstellen sind der Schlüssel für eine erfolgreiche Digitalisierung der Buchhaltung von KMUs. Interview mit Matthias Zürrer, CPO von bexio
Klarna's super app launch kicks off transformation from payments platform into end-to-end shopping hub. Artikel (EN)
Bitpanda expandiert White-Label-Lösung via Open-Finance-Anbieter nach Italien. Artikel (DE)
Use Case des Monats
Finanzen und Immobilien in einer App
Die Ausgangslage bei Embedded Finance ist stets dieselbe: Ein Unternehmen verfügt über einen breiten Kundenstamm und möchte eigene Bankprodukte darüber skalieren. Mit den entsprechenden Schnittstellen und einer innovativen Bank im Rücken ist dieser Ansatz in jeder Branche möglich – so ab sofort in Deutschland bei einem der grössten Immobilienmakler Engel & Völkers.
Aufbauend auf der Infrastruktur der Banking-as-a-Service-Anbieterin Solarisbank hat Engel & Völkers Mitte Oktober die neue Konto-App «Engel & Völkers Smart Money» lanciert. Immobilienbesitzer können darin sowohl ihr Immobilienvermögen als auch damit verbundene Bankgeschäfte bzw. -transaktionen zentral verwalten. Für jede Immobilie lässt sich dabei ganz einfach ein Unterkonto mit eigener IBAN anlegen. Die Kontoführung ist kostenlos, im Angebot inbegriffen sind ausserdem Zahlungen via Apple Pay und eine Visa-Debitkarte. In einem nächsten Schritt sollen auch Fremdkonten und Depots in die Vermögensübersicht aufgenommen werden. Interessant und durchaus möglich wäre auch ein integriertes Hypotheken-Angebot. Damit schafft Engel & Völkers nicht nur überzeugende Mehrwerte für ihre Kunden, sondern baut sich mithilfe der starken Bank im Hintergrund ein zukunftsfähiges Ökosystem auf, das auf Basis der bestehenden und neuer Schnittstellen zahlreiche weitere Use Cases ermöglicht. Für die Bank, die dieses Modell unterstützt, bedeutet jeder App-Kunde gleichzeitig ein entsprechendes Kundenkonto inklusive damit verbundener Dienstleistungen. |