Liebe Open-Banking-EnthusiastInnen, Wir haben die wichtigsten News und Trends des Monats für euch zusammengestellt – relevant und auf den Punkt gebracht.
Open Banking aktuell
Der richtige Zeitpunkt ist jetzt …
Ende Dezember lud das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) unter Leitung von Ueli Maurer zentrale Akteure des Schweizer Finanzplatzes zum Roundtable in Bern ein. Das Gesprächsthema: Die Entwicklung von Open Finance in der Schweiz. Open Finance zeichne sich aufgrund technologischer Fortschritte und sich ändernder Kundenbedürfnisse als unumgängliche Entwicklung im Finanzbereich ab, betonte das SIF. Auch die Teilnehmer aus der Branche waren sich über das grosse Potential und die Wichtigkeit standardisierter Schnittstellen für den Schweizer Finanzplatz einig. Mit einem umfangreichen FinTech-Ökosystem, das innerhalb innovationsfreundlicher Rahmenbedingungen gedeiht, ist eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg von Open Finance bereits erfüllt. Aus Sicht der Finanzinstitute besteht jedoch eine Reihe von Herausforderungen, die in Kombination mit dem freiwilligen, marktgetriebenen Ansatz zu einem zögerlichen Start der Open-Finance-Entwicklung geführt haben. Die Rolle des innovativen Vorreiters hat die Schweiz damit (bisher) verpasst.
Der Appell an etablierte Akteure ist klar: Sie müssen jetzt eine aktive Rolle übernehmen, damit der Schweizer Finanzplatz seine Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig stärken kann.
… und Open Banking ist «nur» der Anfang
“… if ‘Open Banking’ is the primary school - ‘Platform Banking’ is the university from [sic] strategic point of view.” - Tolga Tavlas, Author of “Digital Banking Tips”
Im letzten Newsletter hatten wir den Aufschwung von Embedded Finance und in diesem Zusammenhang Banking-as-a-Service (BaaS) beleuchtet, mit dem Vermerk, dass wir uns dabei in einer Anfangsphase befinden. Open Banking ist jedoch in strategischer und technologischer Hinsicht bereits ein entscheidender erster Schritt in diese Richtung und kann als Vorbote eines fundamental neuen Geschäftsmodels gesehen werden: Plattform-Banking. Während moderne Schnittstellen (APIs) im Open Banking den Austausch von Kundendaten ermöglichen, sind sie im Plattform-Banking der Schlüssel, um eigene Dienstleistungen und solche von Drittanbietern einfach und effizient als modulare Leistungspakete für spezifische Geschäftsmodelle anzubieten. Banken können so neue Ertragsquellen erschliessen, Innovationszyklen beschleunigen und die Kundennähe und -bindung anhand personalisierter Angebote steigern.
Nach unserer Einschätzung ist Plattform-Banking für viele Schweizer Banken aktuell noch ein Zukunftsthema. Der Fokus liegt weiterhin auf der Digitalisierung von internen Prozessen und bestehenden Kundenangeboten. Es wäre jedoch ein Trugschluss, eine Plattformisierung deswegen hinauszuschieben. Denn deren Entwicklung muss kontinuierlich über einen mehrjährigen Zeitraum betrachtet werden. Je später man anfängt, desto später ist man bereit – es besteht das Risiko, den Anschluss zu verlieren. Die aktuelle Entwicklung rund um Open Banking bietet die Gelegenheit, bereits jetzt die richtigen Grundlagen zu schaffen, d.h. sich mit einer geeigneten API-Strategie auseinanderzusetzen, starke Partnerschaften mit FinTechs und anderen Finanzinstituten aufzubauen und in ein solides API-basiertes Ökosystem zu investieren.
Plattform-Banking erfordert darüber hinaus einen agilen, flexiblen Softwareansatz – die Herausforderung beginnt also bereits beim Kernbankensystem. Letztere erlauben kurzfristige Anforderungen und Änderungen nur langsam und mit erheblichem Aufwand. Cloud-basierte Neo-Kernbankensysteme wie Mambu versuchen deshalb, eine Alternative anzubieten. Sie versprechen, dass Banken über APIs zusätzlich schnell und einfach Lösungen von Drittanbietern kombinieren und individualisieren können. Dieses Baukasten-Prinzip entspricht in seiner Funktionsweise ganz der Logik des Plattform-Banking. Es gibt jedoch auch eine einfachere Alternative, bei der das Kernbankensystem einer Bank nicht gleich entkoppelt werden muss: die Anbindung an bestehende und/oder der Aufbau eigener Ökosysteme über etablierte API-Plattformen, in denen Bankdienstleistungen angeboten oder in die eigene Wertschöpfungskette integriert werden können.
US-Banken realisieren zentralen Service für die Risikoprüfung von Drittanbietern
Will eine amerikanische Bank eine Datenaustausch-Vereinbarung mit Finanz-Apps oder Datenaggregatoren wie Plaid eingehen oder erneuern, muss sie die relevanten Informationen zur Risikobewertung für jeden dieser Drittanbieter separat anfordern. Letztere wiederum müssen die Risikoinformationen jeder Bank einzeln bereitstellen. In den USA pilotieren deshalb verschiedene Banken (darunter Bank of America, JPMorgan Chase und Wells Fargo) einen gemeinsamen Service, der diesen Prozess rationalisiert und die Risikobewertung zentralisiert. Dadurch können Aufwand und Kosten erheblich reduziert werden. Bereitgestellt wird der Service von TruSight und KY3P von IHS Markit. In einer Pilotphase konnte der Informationsfluss von den Datenaggregatoren hin zu den Banken über eine sichere Plattform erfolgreich konsolidiert und vereinfacht werden.
Ein Service nach diesem Konzept existiert bereits auch in der Schweiz. SIX bietet im Rahmen der Open-Banking-Plattform b.Link eine standardisierte «Zulassungsprüfung» von Drittanbietern als integrierten Service an. Das ist nicht nur schneller und effizienter, sondern erhöht auch das Vertrauen und die Sicherheit innerhalb der Plattform. Banken müssen keine aufwendigen Due-Diligence-Prozesse pro Drittanbieter abwickeln und Drittanbieter müssen sich nur einmal prüfen lassen. Der wirkliche Vorteil liegt in der Skalierbarkeit: Sind Banken und Drittanbieter erst einmal auf b.Link, können sie mit minimalem Aufwand Partnerschaften mit allen anderen Plattform-Teilnehmern eingehen und Daten sowie Services miteinander austauschen.
Ebenfalls in den News
No Visa/Plaid deal, and why it’s better for Visa. Blog (EN)
CEO Jamie Dimon says JPMorgan Chase should absolutely be “scared s---less” about fintech threat. Newsartikel (EN)
Use Case des Monats
Kontrolle im Abo-Dschungel
Die meisten kennen wohl das Problem, den Überblick über sämtliche Abonnements und Lastschriften von Netflix bis hin zu Versicherungen zu behalten. Mit dem neuen Feature «Subscriptions» zeigt Revolut, wie sie dieses Kundenproblem adressieren. Die Funktion ermöglicht es Kunden, sämtliche Abonnements, Lastschriften und wiederkehrenden Zahlungen an einem Ort in der Revolut-App zu verfolgen und zu kontrollieren. Ein Benachrichtigungsdienst informiert über anstehende Zahlungen oder wenn nicht genügend Geld auf dem Konto vorhanden ist, um fällige Beträge zu decken. Zahlungen für ungewollte Abonnements lassen sich zudem jederzeit sperren und wieder entsperren.
Um die Funktion aktuell nutzen zu können, müssen Kontoinhaber die Abonnement-Zahlungen zuerst über die Revolut-Karte laufen lassen oder manuell erfassen. Über moderne Kontoinformations-Schnittstellen könnten Kunden Transaktionsdaten aus mehreren Bankkonten automatisiert in einer App konsolidieren lassen und so eine umfassende Übersicht über die Abonnement-Zahlungen erhalten. Das Feature von Revolut ist ein gutes Vorbild dafür, wie Banken mittels Open-Banking-Schnittstellen einen Kundenmehrwert bieten können. |