iii) Der Aufstieg von Banking-as-a-Service zum globalen Megatrend
Zu Beginn des Jahres haben wir zum ersten Mal vom Aufkommen neuer Banking-as-a-Service-Anbieter und damit verbunden vom Wettlauf um Embedded Finance berichtet. «The battle now is between incumbent banks moving outside financial services before other companies get into banking» fasste ein Zitat damals die Entwicklung treffend zusammen. Auch hier bilden APIs die technische Grundlage, über die Finanzdienstleister ihre Produkte und Services direkt in die Wertschöpfungskette anderer Finanzdienstleister und auch traditionell finanzfremder Unternehmen einbetten. Für Schlagzeilen sorgte insbesondere die deutsche Solarisbank, die unter anderem Samsung dabei half, ihre Zahlungs-App auf den deutschen Markt zu bringen. Oder kürzlich dem Immobilienmakler Engel & Völkers ermöglichte, eine eigene Konto-App inklusive Debitkarte zu lancieren. Seit Anfang Jahr spriessen neue Beispiele förmlich aus dem Boden. Die Geschwindigkeit, mit der sich der Trend verbreitet, ist beeindruckend.
Banking-as-a-Service als Geschäftsmodell dürfte auch für hiesige Banken relevant werden. Denn neben Challenger Banken drängen neue Anbieter mit grossen Kundenstämmen und Marketingbudgets in den Markt. Und sie sind dank einer API-basierten, modularen Struktur extrem agil im Angebot. Der bereits hart umkämpfte Wettbewerb verschärft sich dadurch weiter – für verschiedene Dienstleistungen und in sämtlichen Kundensegmenten. Wollen Banken den Anschluss nicht verlieren, müssen auch sie ihre Technologieinfrastruktur und ihre Businessstrategie an einem modularen Ansatz ausrichten. Das erlaubt ihnen, ihre Produkte und Services nicht mehr nur über die eigenen Kanäle anzubieten, sondern diese als «Features» gewinnbringend in andere Wertschöpfungsketten und Ökosysteme einzubetten. Und damit dort neue Mehrwerte für Kunden zu schaffen, wo sie bisher nicht präsent waren. Mit Open Banking erarbeiten sich Banken in einem ersten Schritt sowohl strategisch als auch operativ die Grundlagen dafür. Noch ist schwierig zu sagen, wie die «richtige» Strategie in ein paar Jahren aussieht. APIs ermöglichen es jedoch, mit der nötigen Agilität und Geschwindigkeit auf zukünftige Entwicklungen reagieren zu können.
Vielen Dank!
Jetzt wünschen wir aber erst einmal gute Erholung und eine besinnliche Zeit über die Festtage. Wir bedanken uns herzlich bei unseren treuen Leser:innen für das Interesse am Newsletter und die motivierenden Rückmeldungen! Wir freuen uns darauf, euch auch 2022 mit News und neuen Anwendungen rund um das Thema Open Banking sowie darüber hinaus begeistern zu können. Jetzt folgen für euch noch einmal die wichtigsten News vom letzten Monat im Überblick und ein spannender Use Case.
Ebenfalls in den News
JP Morgan Study: Global Embedded Payment Volume Reached US$ 1.1T in 2020. Artikel (EN)
Huawei to embed Open Banking services in app marketplace AppGallery with Neonomics. Artikel (EN)
Raisin Bank has publicly launched its Banking-as-a-Service (BaaS) offering using Mambu's SaaS cloud banking platform Artikel (EN)
Leidensdruck statt Leidenschaft: Wieso die Qualität der PSD2-Schnittstellen nur schleppend vorankommt. Artikel (DE)
Use Case des Monats
Der nachhaltige Wert von Bankdaten
Ecolytics ist eine Applikation aus Deutschland, die Konsumenten die ökologischen Auswirkungen ihres Kaufverhaltens und entsprechende Verbesserungsvorschläge aufzeigt. Basis dafür sind Transaktionsdaten, die das Unternehmen von den Hausbanken der Konsumenten bezieht. Um die Lösung effizient im europäischen Markt zu skalieren, spannt ecolytics mit der Open-Banking-Plattform tink zusammen. Die Anbindung erlaubt ecolytics Daten von einer Vielzahl von Banken in Echtzeit und über eine einzige API zu beziehen. Konsumenten profitieren damit von einer umfassenderen Übersicht über ihr Kaufverhalten. Und auch die angeschlossenen Banken ziehen Vorteile aus diesem Angebot: Sie positionieren sich als verantwortungsbewusste Akteure gegenüber einer jungen und zunehmend umweltbewussten Kundschaft, indem sie ihr helfen, ihren negativen Einfluss auf das Klima zu verringern. Zunächst dürfte das Angebot ein Differenzierungsmerkmal, langfristig jedoch vielmehr ein gefragter Standard sein.
Auch für Schweizer Banken könnte dieses Angebot bald Realität werden. Denn mit Deedster befindet sich im ablaufenden «Acceleration Program» von F10 ein Fintech, das ebenfalls auf nachhaltiges Finanz-Management setzt. Deedster Retail nennt sich die leistungsstarke SaaS-Lösung, die sich direkt in die Mobile App oder die Website einer Bank einbinden lässt. Der Vorteil: Die Kundenschnittstelle bleibt bei der Bank. Deren Kunden erhalten Zugang zu verschiedenen Instrumenten und Dienstleistungen (wie einem CO2-Rechner für getätigte Zahlungen oder einer personalisierten, datenbasierten Beratung), die auf spielerische Weise einen nachhaltigeren Konsum fördern. SIX prüft aktuell die Anbindung von Deedster an bLink, um den teilnehmenden Banken die Integration von Deedster Retail als Mehrwert-Service auf effizientem Weg zu ermöglichen. Als Basis hierfür dient die bestehende standardisierte Schnittstelle «Account Information Services (AIS)» auf der Plattform, über die sich bereits weitere Use Cases (z.B. Anbindung von Buchhaltungslösungen, Multibanking für KMU) umsetzen lassen.
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