Liebe Open-Banking-EnthusiastInnen, Wir haben die wichtigsten News und Trends des Monats für euch zusammengestellt – relevant und auf den Punkt gebracht. Newsletter verpasst? Hier findest Du unsere bisherigen Stories.
Open Banking aktuell
«Wir sind einfach eine Digitalbank, und ich habe keine Ahnung, was eine Neobank sein soll..» - Simon Beitz, CEO Alex Bank
Solarisbank wächst – auch Richtung Profitabilität
Im Rahmen ihrer Gründung vor fünf Jahren verkündete die Solarisbank, das Banking neu erfinden zu wollen. Nach Abschluss der letzten Finanzierungsrunde vergangenen Juli gilt der «Banking-as-a-Service (BaaS)»-Anbieter mit einer Bewertung von 1,4 Milliarden Euro inzwischen offiziell als Einhorn. Was aber noch viel interessanter erscheint: parallel zum finanziellen Zustupf übernimmt das FinTech die britische Konkurrenz Contis, eine der bedeutendsten BaaS-Plattformen in Europa. «Der Zusammenschluss unserer Unternehmen folgt einer klaren Strategie, da sich die Plattformen perfekt ergänzen. Gemeinsam werden wir ein internationales Schwergewicht für Banking-as-a-Service aufbauen», erklärte Ramin Niroumand, Aufsichtsratsvorsitzender der Solarisbank. Der Vorreiter des Embedded-Finance-Trends (vgl. Januar-Newsletter) mit Vollbanklizenz bietet bereits jetzt Finanzdienstleistungen über rund 180 APIs an, die Unternehmen schnell und ausserdem rechtskonform in ihr Angebot einbinden können. Über die letzten Jahre hat die Solarisbank zudem iterativ grosse Teile eines hauseigenen Kernbankensystems entwickelt, das anhand eines modularen Aufbaus an die Anforderungen der übergreifenden BaaS-Plattform angepasst wurde. Wo selbst keine Effizienzsteigerung erreicht werden konnte, hat man selektiv bestehende Anbieter – wie beispielsweise die Banking-Software-as-a-Service-Plattform Mambu im Bereich des Kreditgeschäfts – integriert.
Durch den Zusammenschluss mit Contis sowie die nachweislich hohe Anpassungsfähigkeit in der Infrastruktur dürfte sich die Solarisbank international erfolgreich als einer der Marktführer im Bereich BaaS etablieren – und nebenbei Embedded Finance als ernstzunehmendes Geschäftsmodell in Europas Finanzlandschaft. Dies in einem Markt, der traditionell über hohe Eintrittsbarrieren verfügt. Erwähnenswert ist an dieser Stelle auch, dass Contis bereits profitabel arbeitet. Und auch für die Solarisbank stehen die Zeichen mit der jetzigen Positionierung gut. Fakt ist, dass wir hier nicht mehr von klassischen Neobanken mit spezialisierten Nischenprodukten sprechen, sondern von gereiften und breit aufgestellten Digitalbanken.
In der Schweiz und inzwischen auch international setzt die Hypothekarbank Lenzburg bekannterweise erfolgreich auf eine BaaS-Strategie. Das wirft spannende Fragestellungen auf: Wie bewerten Kantonalbanken dieses Geschäftsmodell, wenn es einer regionalen Bank offensichtlich ermöglicht, überregional zu wachsen? Wie viele BaaS-Anbieter haben in einem kleinen Land wie der Schweiz Platz? Wie gross ist das Zeitfenster, bis internationale Akteure wie die Solarisbank bei uns Fuss fassen?
Ein wichtiger Schritt nach vorne
Ein zentraler Erfolgsfaktor für den marktgetriebenen Open-Finance-Ansatz in der Schweiz ist ein klares und gemeinsames Verständnis aller Teilnehmer gegenüber Datensicherheit und -schutz. Der Branchenverein Swiss Fintech Innovations (SFTI) hat deshalb kürzlich ihr neues Whitepaper «API Security» veröffentlicht, das Sicherheitsfragen im Kontext von Open-Finance-Schnittstellen gründlich beleuchtet. Das Whitepaper identifiziert dabei einleitend die Erwartungshaltungen der Teilnehmer (Finanzinstitute, Drittanbieter und Endkunden), zeigt internationale Lösungsansätze auf und skizziert konkrete Anwendungsfälle sowie zugrundeliegende Sicherheitsmechanismen. Auch das Thema Legal & Compliance wird tangiert und eine Übersicht grundlegender Standards rundet das Whitepaper ab.
Ebenfalls in den News
Mit Booking.com plant ein weiteres finanzfremdes Grossunternehmen, eigene Finanzdienstleistungen in seinem Ökosystem anzubieten. Artikel (EN)
Jüngste australische Digitalbank setzt auf SaaS-Plattform von Temenos. Artikel (DE)
Die Post eröffnet den digitalen Briefkasten. Verantwortlich für die Entwicklung der Applikation zeigt sich die Innovatorin Klara. Artikel (DE)
Use Case des Monats
«Tax-API»: Steuererklärung leicht(er) gemacht
Wem graut es nicht vor ihr: der Steuererklärung. Zahlreiche Dokumente müssen organisiert und die darin enthaltenen Zahlen und Informationen anschliessend in die Steuererklärung übertragen werden. Seit der Einführung von Steuersoftware geschieht das zum Glück nicht mehr handschriftlich auf Papier, sondern digital – und idealerweise per Copy-Paste – am Computer. Ein willkommener Fortschritt der Zeit und Aufwand spart. Es ginge aber noch besser, und besser bedeutet hier effizienter (und digitaler).
Über eine standardisierte «Tax-API» liessen sich verschiedene Typen von Bankdaten direkt in die Steuersoftware einspeisen: Konto-, Vermögens-, Immobilien-, Finanzierungs- oder auch Vorsorgedaten. Für einen Grossteil dieser Datentypen gibt es bereits entsprechende Schnittstellen-Standards und APIs oder sie sind in Entwicklung. Das Steuerbeispiel zeigt, wie viele verschiedene und kreative Anwendungsfälle mit einer einzigen API und vor allem durch deren Kombination möglich sind.
Viel interessanter als der technische Aspekt ist jedoch der Mehrwert dieser Automatisierung für alle Teilnehmer. Bankkunden als Steuerzahler profitieren von einer verbesserten User Experience und mehr Effizienz. Die Bank erhöht durch die neue User Experience die Kundenbindung und -gewinnung und kann sich als innovative Digitalbank positionieren. Und auch die Steuerbehörden punkten gegenüber den Steuerzahlern dank einer vereinfachten Datenbeschaffung und -Integration. Im Gegensatz zu anderen Open-Finance-Anwendungsfällen steht die Bank in Bezug auf die Kundenschnittstelle hier zudem nicht in Konkurrenz mit einem Drittanbieter.
Was ist eure Meinung zum Steuer-Use Case? Habt ihr weitere kreative Ideen?
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